Mit der Kirche verändern sich auch die Gewänder der Ministranten

Rom, 4.8.18 (kath.ch) Tausende Messdiener haben bis Freitag am internationalen Ministrantentreffen die Stadt Rom bevölkert. Bei ihrem Dienst am Altar tragen auch sie ein liturgisches Gewand. Dieses unterscheidet sich nach Zeit und Ort, wie Kenner Michael Pfiffner berichtet.

Vera Rüttimann

Michael Pfiffner, Pfarrer, Dekan und Domherr des Bistums St. Gallen, hatte in diesen Tagen seine Freude an den Ministranten in Rom. Der langjährige Präsident der Deutschschweizerischen Arbeitsgruppe für Ministranten- und Ministrantinnenpastoral (Damp) verfasste einst seine Diplomarbeit über liturgische Gewänder. Schon immer beschäftigten ihn Fragen wie: Warum haben die Gewänder während der Gottesdienste im Kirchenjahr verschiedene Farben? Oder: Warum tragen die einen Unterrock und die anderen ein schlichtes Gewand?

Vertreter des Volkes Gottes

In der Deutschschweiz sei bei den Ministrantinnen und Ministranten vor allem das knöchellange weisse oder eierschalenfarbene Gewand, die Albe, verbreitet, erzählt Michael Pfiffner.  Dieses in seiner Form sehr schlichte Kleid tragen auch die Pastoralassistenten. Die Albe ist eng verbunden mit den kirchlichen Neuerungen, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) mit sich brachte.

Michael Pfiffner erklärt: «Ministranten sind die Vertreter des Volkes Gottes. Darin liegt der tiefe Sinn der Erscheinungsform der Alben.» Ihm gefallen die schlichten weissen Alben, die «eine grosse Symbolik aufweisen». Mit der Kirche verändern sich auch die Textilien. Ab den frühen 90er-Jahren kamen deshalb auch Gewänder für Ministrantinnen ins Angebot.

Farben in der Westschweiz und im Tessin

In der Westschweiz und im Tessin trügen Ministranten als Untergewand einen roten oder schwarzen Rock und einen dazugehörigen Kragen, so Michael Pfiffner. Darüber immer ein weisses Chorhemd, oft auch Rochett genannt, das an das Taufkleid erinnert. Über dem Chorhemd wird mancherorts noch eine Mozetta, ein kleiner Mantel in rot, grün oder schwarz getragen. «Diese Art Ministrantenbekleidung kommt oft in traditionell katholischen Gegenden vor», weiss Michael Pfiffner.

«Ministranten werden als potentielle Priesterkandidaten gesehen.»

Auch in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien und Portugal sei die Variante mit Unterrock und weissem Übergewand sehr verbreitet. Spanische Ministranten, so Pfiffner, trügen manchmal sogar eine Kapuze. Ihre Erscheinung ist eher konservativ. Die Messdiener wirkten wie die «kleine» Ausgabe eines Priesters. Das hat seine Gründe: «Ministranten werden als potentielle Priesterkandidaten gesehen», erklärt Michael Pfiffner.

Tradition des Pfarrers bestimmt Kleidung

Die Kleidung der Ministranten hänge meist stark von der jeweiligen Pfarrtradition ab. Der Priester entscheidet meist in Abstimmung mit dem Sakristan, welche Kleider getragen werden. Der Stil hängt jedoch zum grossen Teil auch von der Paramentenwerkstatt ab, die der Pfarrer aufsucht. «Sie haben jeweils ihrer eigenen Schnitte, Stoffe und Farben», sagt Michael Pfiffner. Zu den bekanntesten Orten, in denen Ministrantengewänder hergestellt werden, zählen die Heimgarten AG im st. gallischen Wil, das Kloster Fahr im Limmattal und das Zisterzienserinnenkloster Eschenbach im Kanton Luzern.

Farbige Bändel, weisse Turnschuhe

Die Bekleidung der Ministranten bleibe im Grunde gleich, so Michael Pfiffner. Es seien jedoch Details wie die Form und die Farbe des Zigulums, des Bändels, der das Gewand zusammenhalte, die modische Akzente setzten. «In den letzten Jahren kamen starke Farben auf, die den Charakter eines Festes noch mehr zu betonen», sagt er. Modische weisse Turnschuhe hätten zudem die etwas altbackenen Geräteschuhe abgelöst.  Ein weiterer Trend: Vermehrt tragen Ministranten wieder Kreuze und Plaketten.

Beim Ministrantenfest im vergangenen Jahr in Luzern gab es eine Modeschau, bei der Messdiener ihre Gewänder auf einem Laufsteg zeigen konnten. Gut möglich, dass bei einer nächsten Schau die eine oder andere neue stilistische Note hinzu kommt.

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