Die Philippinermission orientiert sich an Traditionen der Heimat

Freiburg, 30.7.18 (kath.ch) Eine zierliche Frau sitzt im Besucherzimmer des Klosters der Ursulinen in Freiburg. Die Ordensfrau Merlyn Arsolon ist die Seelsorgerin der katholischen Philippinenmission  in der Westschweiz. Gewöhnlich hält sie sich in Genf auf. Doch heute bereitet sie das Treffen der philippinischen Gemeinschaft in Freiburg vor. Dies ist ein Beitrag zur Sommerserie 2018 über die fremdsprachigen Missionen der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz.

Georges Scherrer

Merlyn Arsolon gehört der in den Philippinen gegründeten Ordensgemeinschaft «Arbeiterinnen Christi der Arbeiter» ( «Workers of Christ the Worker») an. Im März 2003 kam die Frau in ihrem blau-grauen Ordensgewand in die Schweiz, um ihre spezielle Aufgabe anzutreten: «Ich muss mich um die pastoralen Bedürfnisse der Menschen aus den Philippinen in der Schweiz kümmern.»

Mit dieser Aufgabe hatte sie die Generaloberin nach Europa geschickt. Zu Beginn umfasste das Aufgabenfeld der Ordensfrau die ganze Schweiz. Die erste philippinische Pastoralversammlung, die 2004 im freiburgischen Montet stattfand, entschied jedoch, dass ein philippinischer Priester die Deutschschweiz betreuen sollte. Der Entscheid wurde 2006 umgesetzt. Seither kümmert sich Merlyn Arsolon um die Westschweiz.

Bischof Mamie legte den Grundstein

Es war der ehemalige Westschweizer Bischof Pierre Mamie, der die philippinischen Schwestern in die Schweiz holte, damit sie sich um seinen Haushalt kümmerten. Der Bischof setzte sich dann auch dafür ein, dass eine Ordensfrau in die Schweiz geschickt wurde, um die Menschen aus den Philippinen zu betreuen.

Arsolon ist die zweite Vertreterin der Gemeinschaft, welche diese Aufgabe wahrnimmt. Ihre Vorgängerin Olivia Racinez begann ihre Arbeit im Jahr 1994. Im Jahr 2002 wurde sie zur Generaloberin der Kongregation gewählt.

Treffen als Gemeinschaftserlebnis

«Meine Arbeit entspricht jener einer Seelsorgerin», sagt die Philippinerin heute. Sie bereitet die philippinische Gemeinschaft auf die gemeinschaftlichen Treffen vor. Am ersten Sonntag im Monat findet jeweils ein solches in Freiburg statt. Der Gottesdienst wird in der St. Joseph-Kapelle der Pfarrei St. Peter gefeiert.

Der zweite und der vierte Sonntag ist für die Gemeinde in Genf reserviert. Dort kann die Philippinermission über die Kirche St. Johannes XXIII. in Petit-Saconnex verfügen. Der dritte Sonntag gehört den Gläubigen in Lausanne.

«Wir haben Freunde anderer Nationalitäten, die zu uns stossen.»

Der Höhepunkt der wöchentlichen Begegnungen ist die heilige Messe, unterstreicht die Ordensfrau. In Genf findet jeweils zusätzlich eine Einkehr statt. Die Katechese wird von einem Dominikaner aus den Philippinen, Wenifredo Padilla, angeboten. Der Priester arbeitet an der Universität Freiburg an seinem Doktorat.

Katechese und Bibelstudium

Der Katechese schliesst sich das gemeinsames Essen an. Am Nachmittag folgt eine zweite Katechese, zu der anschliessend eine heilige Anbetung gehört. Die Beichte wird abgenommen. Das Genfer Treffen wird mit dem Gottesdienst abgerundet.

Das Lausanner Treffen ist dem Bibelstudium gewidmet. Mit dem Rosenkranzgebet bereiten sich die Gläubigen zudem auf den Gottesdienst vor.

Gottesdienste in Englisch und Tagalog

Wenifredo Padilla erleichtert die Arbeit von Merlyn Arsolon massiv. Vor dessen Ankunft lud die Ordensfrau jeweils einen philippinischen Priester aus Rom nach Genf ein, um den Gottesdienst zu feiern. In Genf wird die Messe in der philippinischen Nationalsprache Tagalog gehalten, «weil die Mehrheit der Philippiner aus der Westschweiz in der Rhonestadt leben».

«Unsere Mission kennt keine eigene Pfarrei.»

In Lausanne und Freiburg wird die Messe in Englisch gefeiert. «Wir haben Freunde anderer Nationalitäten, die zu uns stossen, zum Beispiel Gläubige aus Singapur.» Der Gatte einer Philippinerin besucht auch regelmässig den Gottesdienst. – Darum werde hier bewusst auf Tagalog verzichtet.

Auch Heimbetreuung steht an

Die Ordensfrau schätzt, dass in der Westschweiz 5000 ihrer Landsleute leben. Sie sind aber nicht alle Katholiken, sondern gehören auch anderen christlichen Konfessionen an. Gemäss der Schwester wird der Gottesdienst in Genf von 200 bis 300 Gläubigen besucht, jener in Lausanne von 30 bis 40 und die Feier in Freiburg von 20 bis 30 Personen.

Arsolon bereitet die Taufen vor und betet für die Verstorbenen. Auf Wunsch geht sie zu den Leuten nach Hause, um den Rosenkranz beten. Sie besucht die Kranken in Spitälern und zu Hause und hilft auch bei der Vorbereitung auf die Trauung.

Die Sehnsucht nach der Heimat

Die Seelsorgerin stellt sich für Menschen und Gruppen zur Verfügung, die ihre Anwesenheit und spirituelle Hilfe benötigen. Hier wird über die Familie, den Beruf und die Sehnsucht, ihre Familie im Heimatland zu besuchen, gesprochen. Viele Philippinos verliessen aufgrund der wirtschaftlichen Situation ihre Heimat und ihre Familie. Sie suchen nach Möglichkeiten, wie sie ihren Angehörigen eine bessere Zukunft geben können, erklärt die Ordensfrau.

«Unsere Mission kennt keine eigene Pfarrei», betont die Philippinerin. Aber dank der Grosszügigkeit und Freundlichkeit der Pfarreien in Genf, Lausanne und Freiburg, die ihre Kirchen und andere Einrichtungen zur Verfügung stellen, könnten die monatlichen Treffen stattfinden.

Gemeinschaftsübergreifende Feiern

Jeder Gemeinschaft in den drei Städten steht ein Komitee vor. Regelmässig lädt Merlyn Arsolon die Leiter der verschiedenen Gruppen «in meine kleinen Wohnung nach Genf ein». Dort werden die gemeinsamen Aktivitäten besprochen, «die uns helfen, in unserer besonderen Mission stärker zu werden, Wege und Mittel zu finden und uns für eine gute Lösung zu entscheiden, damit wir besser vereint und in Gott verwurzelt sind».

Drei, vier gemeinsame Treffen bringen die Westschweizer Philippiner und Philippinerinnen jedes Jahr zusammen. Da ist einmal das Fest «Santo Niño» («Heiliges Kind»). Im Zentrum des Festes steht eine Holzfigur, die der spanische Seefahrer Ferdinand Magellan im 16. Jahrhundert bei seiner Ankunft auf den Philippinen einer einheimischem Königin übergab.

Gesamtschweizerisches Fest «Santo Niño»

Die Statue überlebte auf wunderbare Weise die Jahrhunderte und ist stark im Glauben der Katholikinnen und Katholiken auf den Philippinen verankert. Das Fest wird jeweils am dritten Sonntag im Januar gefeiert. Zu diesem Anlass kommen die Philippiner aus der Deutschschweiz mit jenen aus der Westschweiz zusammen. Im kommenden Jahr wird das Fest in Zürich stattfinden.

«Kulturelle Reisen sind Weiterbildung.»

Ein weiterer wichtiger Anlass für die Westschweizer Philippiner ist die dreitägige Vorbereitung auf Ostern. Sie beginnt am Hohen Donnerstag und endet mit der Osterfeier. Ein anderer wichtiger Termin ist das Familienfest, das jeweils Ende Juli in Genf durchgeführt wird. Auf dem Programm stehen ein Gottesdienst, Spiele und das Mittagessen.

In Vorbereitung auf Weihnachten werden auf den Philippinen ab dem 15. Dezember neun Gottesdienste gefeiert. Diese Gottesdienst-Serie nennt sich «Simbang Gabi». Diese Tradition halten auch die Philippiner in der Westschweiz hoch.

Gemeinsame Reisen

Pilgerreisen und gemeinschaftliche Ausflüge beleben das Gesellschaftsleben der Philippinermission. Ziele waren bereits die Ranftschlucht, die Klöster Einsiedeln, Mariastein und Madonna del Sasso in Locarno.

Kulturelle Reisen, «die der Weiterbildung dienen», so die Ordensfrau, führten die Mission auch nach St. Moritz und Zermatt. Eine kleine Gruppe reiste unter der Leitung des Dominikaners Wenifredo Padilla ins Heilige Land. Dieses Jahr werden sich 37 Pilgerinnen und Pilger aus der Mission ins Heilige Land begeben.

Merlyn Arsolon kümmert sich zudem um Gruppen wie «Couples for Christ», einer vom Vatikan anerkannten privaten Organisation, die sich für das Wohl der Familien einsetzt, oder die charismatische Gruppe «El Shaddai», die laut ihren Aussagen in der Westschweiz sehr aktiv ist.

Grosser Dank an alle, die helfen

Im Gespräch mit der philippinischen Ordensfrau ist die Zeit vorangeschritten. Zum Abschluss dankt sie der Schweizer Bischofskonferenz für die Unterstützung der Philippinermission. Ihr Dank geht auch an den Westschweizer Bischof Charles Morerod, «der mir das Mandat für die Mission anvertraut hat».

«Ich danke euch allen.»

In ihren Dank schliesst die Ordensfrau die Kommission der Bischofskonferenz «Migratio» und die katholische kirchliche Körperschaft des Kantons Freiburg (kkK) ein, welche die Ordensfrau angestellt haben und für ihren Lohn aufkommen. Und mit strahlendem Gesicht beschliesst sie das Gespräch mit den Worten: «Ich danke euch allen dafür, dass ihr die Betreuung der Migrantinnen und Migranten in der Schweiz unterstützt und möglich macht.»


«Geht es um Migration, so ist die Debatte sofort emotional»

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