«Als Kirche müssen wir bündnisfähig werden»

Luzern, 6.7.18 (kath.ch). Am Donnerstagabend haben mehrere hundert Menschen in der Luzerner Innenstadt für mehr Rechte für Flüchtlinge demonstriert. Die Demo war die erste Aktion des in Luzern neu gegründeten Vereins Solinetz. In der Trägerschaft des Netzwerks, das sich für die Rechte geflüchteter Menschen einsetzt, sind auch die beiden Landeskirchen vertreten.

An der Demonstration unter dem Motto «Ich bin auch ein Mensch» nahmen laut Angaben der Organisatoren rund 700 Menschen teil. Auch zahlreiche Flüchtlinge waren dem Aufruf gefolgt. Dieser war unter anderem in Arabisch, Farsi, Kurdisch, Tigrinya und Türkisch auf einem Flyer zu lesen. Männer und Frauen, Familien mit Kinderwagen liefen mit. «Ich bin ein Afghaner, aber ich bin kein Terrorist», «Wir schaffen das gemeinsam», «Menschen wie Menschen behandeln» war etwa auf Schildern zu lesen, die von dunkelhäutigen Menschen getragen wurden. Auf einem roten Karton stand in weisser Schrift das Wort «Danke», über einem weissen Kreuz.

Keine Abschiebung in unzumutbare Länder

Gefordert wurde in Reden und in der Broschüre, dass «der Bund keine Menschen in ein Land abschiebt, wo sie in einer unzumutbaren Situation leben müssen», dass Nothilfebezüger, die nicht in die Heimat zurückkehren können, eine vorläufige Aufnahme erhalten, oder dass die Asylentscheide schneller gefällt werden. Ausserdem fordert Solinetz einen Zugang von Flüchtlingen zum Arbeitsmarkt, was auch eine Anerkennung ausländischer Diplome beinhalten würde. «Wir alle sind nicht gewillt, es als Normalität hinzunehmen, dass die Menschenwürde abhängig gemacht wird von einem Aufenthaltsstatus», sagte einer der Redner an der Demo.

«Das Motto der Demonstration – Ich bin auch ein Mensch – ist unsere Botschaft, die auch im Evangelium steht.»

Zu den Gründungs- und Vorstandsmitgliedern von Solinetz gehören auch die römisch-katholische und die reformierte Kirche. Nicola Neider, Leiterin Bereich Migration und Integration der katholischen Kirche Stadt Luzern, trug an der Demonstration ein Transparent mit der Aufschrift «Wir fordern genügend Raum für geflüchtete Menschen». Sie erklärte gegenüber kath.ch: «Das Motto der Demonstration – Ich bin auch ein Mensch – ist unsere ureigenste Botschaft, die auch im Evangelium steht.» Sie hält es für sehr wichtig, «dass wir auch als Kirche bündnisfähig werden, etwa mit Gruppierungen, die sonntags nicht im Gottesdienst zu finden sind, die aber dieselben Werte wie wir vertreten.»

Zum Verein Solinetz gehören nach Aussage von Neider lauter anwaltschaftliche NGO’s, die sich für geflüchtete Menschen einsetzten: der Flüchtlingstreff «HelloWelcome», Pfasyl – eine Pfadi für Asylsuchende – die autonome Schule Mondoj , das Luzerner Asylnetz und andere. Politische Parteien und Gewerkschaften seien explizit ausgeschlossen.

Fahrkosten zurückerstattet

Neider freut sich, dass Flüchtlinge aus der ganzen Innerschweiz angereist sind: «Es war für mich eindrücklich zu sehen, wie viele aus dem luzernischen Rothenburg, aus Einsiedeln oder dem Kanton Uri gekommen sind». Neider war nach der Demo am Stand aktiv, wo Flüchtlinge gegen Vorweisen ihres Zugbilletts die Fahrkosten zurückerstattet bekamen.

«Es waren meist Summen zwischen 8 und 15 Franken.» Bei einem Monatsbudget von 412 Franken könne man keine grossen Sprünge machen, so Neider. Laut der Broschüre ist dies der Betrag, den vorläufig aufgenommene Personen im Kanton Luzern erhalten. Die Kirchen hätten sich daher auch finanziell an den Kosten für die Demo beteiligt, sagt Neider. Bei der Kollekte, die im Anschluss an die Demo stattfand, sei allerdings eher mehr hereingekommen, als sie ausgegeben hätten. (sys)

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