Eine Brückenbauerin in der portugiesischen Mission

Luzern, 1.7.18 (kath.ch) Monica Dantas kennt die portugiesische Mission in Luzern seit Kindsbeinen. Heute arbeitet die 28-Jährige als Sekretärin auf deren Büro in Luzern. Hier hilft sie sprachlich-kulturelle Probleme aller Art lösen. Dies ist ein Beitrag zur Sommerserie 2018 über die fremdsprachigen Missionen der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz.

Regula Pfeifer

Strahlend steht eine blonde Frau in der Tür. «Kommen Sie herein», sagt Monica Dantas und schlägt gleich eine Führung durch die Räume der portugiesischen Mission in Luzern vor. Zuerst geht’s in die Kapelle, einen Raum in Wohnzimmergrösse. «Hier ist die Fatima, eine sehr wichtige Heilige für uns Portugiesen», sagt die 28-Jährige und zeigt auf die weisse Marienstatue in der Ecke. Unweit davon stehen ein Altar, den Wänden entlang Stühle. «Hier finden kleinere religiöse Feiern statt», erklärt Dantas. Etwa wenn jemand 25 Jahre Hochzeit feiere.

Drei Büros sind da: jenes von Pastoralassistent Marcelo Rebelo, von Missionar Aloisio Araujo und der Sekretärin, eben von Monica Dantas, der Sekretärin der portugiesischen Mission. Zudem gibt es einen grösseren quadratischen Allzweckraum für Anlässe und eine Gastroküche, in der Katechetinnen oder Firmlinge bei besonderen Gelegenheiten ein Gemeinschaftsessen zubereiten.

Zweisprachig aufgewachsen

Im Sekretariat setzt sich Monica Dantas an den Tisch vor ihrem Pult. Dort brennt auch eine Kerze. «Ich verstehe mich als Brückenbauerin», sagt sie in perfektem Luzerner Dialekt. Die Frau mit portugiesischen Eltern ist in der Schweiz geboren, zweisprachig aufgewachsen und kann heute nicht sagen, welches ihre Muttersprache ist. In ihrer Familie sprachen alle portugiesisch, draussen habe sie oft auch deutsch gesprochen. Denn Monica besuchte als Kind eine Kindertagesstätte und durchlief dann die öffentlichen Schulen in Luzern. Nach der Wirtschaftsmittelschule machte sie die Berufsmatur und arbeitete auf einem Schulsekretariat.

Über die Eltern in die Mission

Bis die Anfrage von der Mission kam, ob sie ihr Sekretariat an die Hand nehmen würde. Das war vor rund acht Jahren. Sie sagte zu – und bereut es bis heute nicht. Eine Unbekannte war Monica Dantas damals keineswegs. Sie war über ihre Eltern in Kontakt mit der portugiesischen Mission gekommen, hatte den freiwilligen Religionsunterricht besucht. Später wirkte sie im missionseigenen Chor mit, teilweise auch als Solistin, half den Religionsunterricht mitgestalten, bis sie selber eine erste Klasse bis zur Erstkommunion begleitete.


Vor zweieinhalb Jahren gebar sie einen Sohn – und unterbrach ihr Engagement in der Katechese. «Ich bin an den Werktagen beruflich engagiert, da möchte ich am Wochenende für den Sohn da sein», sagt Dantas. Verheiratet ist sie mit einem Portugiesen, den sie nicht in der Mission, sondern in einem Tanzverein kennen gelernt hat. Sie habe sich zwar vorgenommen, einen Schweizer zu heiraten, doch es sei anders herausgekommen, sagt sie und lacht.

Missverständnisse klären

Ihre Rolle in der portugiesischen Mission sieht sie als «Brückenbauerin», wie Dantas sagt. Sie hilft bei sprachlichen und kulturellen Missverständnissen zwischen der portugiesischen Mission und Pfarreien. So meldete sich einmal eine Katechetin einer Pfarrei, weil die Eltern einer Schülerin nicht zurückgemeldet hatten, ob diese nun beim angesagten Versöhnungsweg mitmache. «Bei uns Portugiesen ist es so: Wenn sich jemand auf eine Einladung nicht meldet, kommt er nicht», sagt Dantas. Das konnte sie der Katechetin mitteilen.

Oft hilft sie portugiesischen Landsleuten auch bei nichtkirchlichen Angelegenheiten, zumindest wenn sie Zeit dafür hat. So unterstützt sie die Hilfesuchenden beim Schreiben von Lebensläufen, erklärt, wie das Schulsystem in der Schweiz funktioniert, stellt Kontakte her zu portugiesisch sprechenden Mitarbeitern von staatlichen Ämtern oder organisiert Besuche für einsame Portugiesen in Spitälern und Altersheimen.

«Wir Portugiesen lösen unsere Probleme unter uns.»

«Wir Portugiesen lösen unsere Probleme unter uns», sagt sie mehrmals. «Nur im äussersten Notfall wenden wir uns an andere Leute oder direkt an Ämter». Das sei einerseits eine Mentalitätsfrage, andererseits gebe es auch erstaunlich viele Portugiesen, die kaum deutsch sprächen, weil es für sie nicht dringend notwendig war. «Sie arbeiten oft im Gastgewerbe, in der Reinigung oder auf dem Bau, wo viele Kolleginnen und Kollegen ebenfalls aus Portugal stammen.» Zudem würden sie oft auch die Freizeit mit Gleichsprachigen verbringen.

Beim Trauern wird’s schwierig

Manchmal lässt sich der kulturelle Graben nicht wirklich überbrücken, wie Dantas ab und zu erfahren muss. So erlebte eine Brasilianerin die Trauerfeier für ihren verstorbenen Schweizer Ehemann als schockierendes Ereignis. Die Feier war von der Schwägerin organisiert und – wie hier üblich – mit einem relativ fröhlichen Mittagessen verbunden worden. «Portugiesische und brasilianische Trauerfeiern sind sehr traurig, man weint viel und es werden melancholische Lieder gesungen», erklärt Dantas.

Die Mission helfe ihr, bei ihren Wurzeln zu bleiben, erklärt die Sekretärin die Bedeutung dieser Institution für sie persönlich. Mit den Wurzeln meint sie ihre Kindheit und alles, was sie in jener Zeit geprägt hat. Sie habe viel miterlebt in der Mission – über Jahre hinweg.

In der Integrationskommission

Die aktuelle Aufgabe gefällt ihr, denn sie liebt es, unter Menschen zu sein. Auf der Mission könne sie das gegenseitige Verständnis von Portugiesen für Schweizer und umgekehrt öffnen – und helfe auch bei der Integration. Diese Aufgabe hat Monica Dantas auch offiziell, nämlich ein Mandat für vier Jahre in der Integrationskommission der Stadt Luzern. Und sie wird auf Podien eingeladen. So trat sie unlängst in Engelberg auf, wo viele Portugiesen im Gastgewerbe und in der Hotellerie arbeiten.

Madonna von Fatima darf in Emmen bleiben

Nach dem Gespräch fährt Monica Dantas die Besucherin zur katholischen Kirche in Emmen. Hier feiert die portugiesische Mission Luzern ihre Sonntagsgottesdienste. Zuvor findet jeweils der portugiesischsprachige Religionsunterricht auf mehreren Klassenstufen statt. «Wir sind glücklich, dass wir hier feiern dürfen», sagt Dantas bei der Ankunft in Emmen. «Denn hier dürfen wir die Fatima immer stehen lassen.» Tatsächlich ist die weiss gekleidete Marienstatue beim Eintritt in die Kirche in einer Seitennische vor dem Chor zu erkennen. Monica Dantas setzt sich in eine Kirchenbank und blickt ruhig, wohl betend, in ihre Richtung.

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