Mit dem Papst im Flugzeug nach Genf und zurück nach Rom

Genf/Winterthur, 25.6.18 (kath.ch) Der Fotograf Oliver Sittel, der in Winterthur als Jugendseelsorger arbeitet, war für kath.ch akkreditierter Pressefotograf auf der Papstreise von Rom nach Genf. Was er dabei erlebte, erzählt er in seinem Bericht für kath.ch.

Ja, es war ziemlich aufregend. Was es alles zu beachten gilt, wenn man auf einer Papstreise mit dabei sein möchte, war mir im Vorhinein noch nicht klar.  Allein das Anmeldeprozedere. Wenn man zugelassen wird, bekommt man ja keine Bestätigung, nein, man erhält einfach irgendwann eine Email mit den ersten Informationen, «only for accredited journalists on the papal flight». Dann weiss man, ok, ich bin dabei. Dort steht dann drin, wo, wann genau und wie die Papiere und das Flugticket abzuholen sind.

Nervosität im Vorfeld

In den zwei Tagen vor der Reise von Rom nach Genf und wieder zurück war ich sehr nervös. Durch meine Fotodokumentation über die Schweizergarde habe ich den Papst schon öfter mal getroffen, aber nun war es nochmal eine ganz andere Kategorie. Am Tag vor Abflug erhielten die sogenannten «first timer» ein Briefing im vatikanischen Presseamt. Detailliert wurde uns erklärt, was auf uns zukommen würde: dass der Papst auf dem Hinflug jeden einzelnen von uns begrüssen würde, dass man dabei gern ein Gebetsanliegen vortragen oder ein Buch signieren lassen darf. Untersagt wurde uns unter anderem minutenlange Videos unserer Kinder zu zeigen. Die Erklärungen liessen tief blicken.

Die Nacht vor dem 21. Juni habe ich nur drei Stunden schlafen können. Zuviele Gedanken kreisten durch meinen Kopf. Am meisten vorherrschend war die Angst, am nachfolgenden Morgen zu verschlafen. Aber im Gästehaus des Vatikans, Santa Martha, gibt es ja einen telefonischen Weckdienst, der seine Arbeit sehr gut machte.

Extraschalter fürs Check-in

Um 5.20 Uhr traf ich weitere Journalisten aus der Schweiz und gemeinsam fuhren wir mit dem Taxi zum Flughafen Rom-Fiumicino. Check-in Schalter waren für uns extra reserviert, ebenso zwei Linien der Sicherheitskontrolle. Es ging zügig zum Gate, wo wir ein wenig warten mussten, bis wir in die Busse zum Flieger einsteigen durften.

Wenn ich am Anfang eines Linienflugs die Durchsagen zu elektronischen Geräten höre, werden sie natürlich befolgt. Auf unserem Flug mit dem Papst, gab es das nicht. Notebooks und Mobiltelefone wurden bemüht, bis es keinen Empfang mehr ins Telefonnetz gab. Alles ist relativ. Schon vor dem Start gab es allerhand Snacks und Getränke für uns. Ich hatte den Eindruck, dass man uns ein wenig von den Vorgängen draussen und in den ersten Sitzreihen drinnen ablenken wolle. So in der Art: Wir beschäftigen euch, damit der Papst in Ruhe einsteigen kann und nicht schon dabei ständig mit euren Handys fotografiert wird.

Papst begrüsste jeden einzeln

Kurz nach dem Start dann kam er zu uns in die hinteren Reihen, um jeden von uns einzeln zu begrüssen. Ein Highlight für jeden. Auch für diejenigen, die schon oft mit ihm oder einem seiner Vorgänger im Flieger unterwegs waren.

In Genf angekommen, ging es dann so richtig los mit der Arbeit. Die meisten von uns mussten hinten aussteigen und sofort in die Busse, die uns zum Pressezentrum fuhren, das extra für die beim Vatikan akkreditierten Journalisten eingerichtet war. Erste Eindrücke galt es möglichst schnell zu verarbeiten, vielleicht schon erste Fotos wegzuschicken

Der entscheidende Augenblick

Dies sollte den Tag über prägen: warten, in Busse einsteigen, von einem Programmort zum nächsten gefahren werden, wieder warten, mit den Presseverantwortlichen des Vatikans sprechen, wieder warten und dann im entscheidenden Augenblick die Kamera parat zu haben.

Meine Teilnahme an der Pressekonferenz in Bossey, in den Pools beim Weltkirchenrat und im Palexpo brachte mir dann die Bilder, die ich machen wollte. Die Bilder vom Papst im Flieger, waren sehr besonders und stechen in meinem Gesamtpaket für mich natürlich heraus

Während die Arbeit für die meisten Journalisten in Genf mit Ende des Gottesdienstes bald vorbei war, hatten wir im Flieger noch eine Pressekonferenz. Da diese Fotos erst am nächsten Morgen gebraucht wurden, konnte ich mir mit der Auswahl und Bearbeitung ein wenig Zeit lassen.

Lasagne auf der Dachterrasse

Die Rückfahrt von Rom-Ciampino in die Stadt war dann von der Frage geprägt, wo wir nun um 22.30 Uhr etwas zu essen bekommen würden. So liessen wir uns die hausgemachte Lasagne und diverse Getränke auf  der Dachterrasse eines Hotels mit Blick auf die beleuchtete Peterskuppel schmecken, während das Notebook nebenan auf dem Boden leise die letzten Arbeiten verrichtete, damit ich nach einem 20-Stunden Tag wieder zurück in Santa Martha ruhig und ausgiebig schlafen konnte.

Siehe auch Bericht auf «TeleZüri».

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https://www.kath.ch/newsd/mit-dem-papst-im-flugzeug-nach-genf-und-zurueck-nach-rom/