Papst Franziskus feierte in Genf einen Gottesdienst der Superlative

Genf, 22.6.18 (kath.ch) Genf bot anlässlich des Besuchs des Papstes in der Rhonestadt einen Gottesdienst der Superlative. Über 40’000 Personen haben an der Feier in der Palexpo-Halle teilgenommen. kath.ch-Redaktor Georges Scherrer wirft einen ganz eigenen Blick auf diese einmalige Messe.

Georges Scherrer

In diesem Gottesdienst ist einfach alles anders. In kurzen Hosen und T-Shirt sitzt ein Junge auf einer hohen Beige Mineralwasserflaschen und blickt neugierig hinüber zum Altar. «Bist du der Wasserwärter?», fragt scherzend ein Mann. «Nein», meint der Bube spitzbübisch und lässt den Mann an die Flaschen ran.

Die Organisatoren haben Hunderte solcher Wasserflaschenreserven in der Halle aufgestellt, damit die Leute in der warmen Halle nicht verdursten. Der Mann schnappt sich ein paar Flaschen und verschwindet wieder in der Menge.

Die Szene ist symptomatisch für die Stimmung in der Halle. Die Leute sind gelöst und ausgelassen und freuen sich sichtlich auf das Erscheinen des Oberhauptes der katholischen Kirche.

Palexpo und die Dorfkirche

Die Halle sprengt die Dimensionen eines normalen Gotteshauses. Sie ist einfach riesengross. Man hat das Gefühl, man könne nicht von einem Ende zum anderen blicken. Sie misst 300 Meter in der Breite und 500 Meter in der Länge.

Noch etwas anderes unterscheidet den Gottesdienst in Palexpo von einem solchen in einer Dorfkirche: der Lärmpegel. Das «Publikum» ist völlig durchmischt. Es hat sehr viele Kinder und Jugendliche. Ganze Jubla-Scharen sind angereist, auch sehr viele Familien. Die sorgen für gute Stimmung und Unterhaltung, bis der Papst kommt. Wie er dann eintrifft, steigt der Lärmpegel deutlich um einige Dezibel an.

Weiss in Blau

Der Gottesdienst beginnt. Eine aufwändige Liturgie beginnt. Der Altar und die liturgischen Gewänder sind in Weiss gehalten. Über dem ganzen Altarraum schwebt ein leichter Blauton. Jeder denkt an den Schutz gebenden Mantel Mariens. Im Saal ist nun Ruhe. Der Papst predigt auf Italienisch und feiert die Liturgie auf Französisch. Das Volk antwortet deutlich und klar. Es kennt die Gebete.

Während der Papst spricht, mischt sich nur das Rauschen der Klimaanlage in seine Worte. Diese werden von der Lautsprecheranlage klar und deutlich über die ganze Halle verteilt. Der Papst endet seine Predigt. Die Menge dankt ihm für die Worte mit Beifall.

Seelische und physische Nahrung

Während der Wandlung knien dort, wo es in den Sitzreihen möglich ist, einige Gläubige nieder. Dann folgt die Verteilung der Kommunion. Zwei lange Prozessionen starten am Alter. Standartenträger mit kleinen Fahnen begleiten die Priester in die Tiefe der Halle hinein. Harvenklänge, schwebender Klang von Solosängerinnen und Chorgesang verbreiten sich über die Wartenden.

Jung und alt, Familienväter, Ordensfrauen, Leute in Rollstühlen bilden lange Kolonnen und nehmen die Kommunion entgegen. Währenddessen verteilt eine grosse Schar Freiwilliger fleissig weiter gratis Wasserflaschen an die Gläubigen, damit auch ihr physischer Durst gestillt wird.

Zum Schluss klingelte auch das Geld

Schon bald verlassen viele Gläubige – noch vor Schlussapplaus und abschliessendem Papstsegen – die Halle. Sie haben eine lange Heimfahrt vor sich, die wegen eines Personenunfalls zwischen Genf und Lausanne noch auf unbestimmte Zeit verlängert wird.

Beim Ausgang eine kleine Überraschung: Das Bistum Genf-Lausanne-Freiburg hat dort zwei grosse Kessel aufgestellt. Es bittet um einen Oboulus, damit die Gottesdienstteilnehmer dazu beitragen können, das Defizit gering zu halten, welche die Organisatoren der Feier mit Papst Franziskus erwarten. Fleissig werden Einfränkler, Zehner-, Zwanziger- und auch Hunderternoten in den Kessel abgelegt.

Der Papst verlässt Genf und es bleibt das Gefühl, an einem riesigen Familiengottesdienst teilgenommen zu haben, den alle Teilnehmenden fröhlich und offenen Herzens verlassen.

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