Vom Gegner des Frauenstimmrechts zur Plattform für Frauen

Zürich, 7.6.18 (kath.ch) Der Katholische Frauenbund Zürich (KFB) wird hundert Jahre alt. Dieses und nächstes Jahr soll dies gebührend gefeiert werden. Anlässlich seiner Gründung trat der KFB äusserst konservativ auf und kämpfte gegen das Frauenstimmrecht. Heute ist er eine offene Plattform für alle Katholikinnen, sagt KFB-Präsidentin Amanda Ehrler.

Der erste Festtermin ist auf den 9. Juni angesetzt. In Winterthur findet die erste Feier der KFB-Frauen statt. Geboten wird unter anderem eine Podiumsdiskussion mit der Dominikanerin Ingrid Grave, CVP-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer, der Historikerin Magdalen Bless und der Präsidentin der Zürcher Frauenzentrale, Andrea Gisler.

Historisch gesehen hat der Katholische Frauenbund Zürich eine bedeutende Wende durchgemacht. Ausschlaggebend für den Zusammenschluss der katholischen Frauen war dazumal die politische Lage. Im Zürcher Kantonsrat wurde 1919 über die Einführung des Frauenstimmrechts beraten.

Sozialkaritativ tätig

Um dem Einhalt zu gebieten, veranstaltete der Katholische Frauenbund politische Vorträge, Instruktionskurse für Referentinnen und betrieb Rechtslehre. Da die Frauenstimmrechtsinitiative 1919 jedoch verworfen wurde, fassten die Frauen zuerst eine Auflösung ihres Verbundes ins Auge, besannen sich dann aber auf sozialkaritative Tätigkeiten.

Über die Haltung der Frauen von damals kann die heutige KFB-Präsidentin Amanda Ehrler, die als Seelsorgerin in der Pfarrei St. Felix und Regula in der Stadt Zürich arbeitet, nur den Kopf schütteln. Die konservative Haltung von damals könne nur auf dem geschichtlichen Hintergrund verstanden werden. «Zum guten Glück sind wir heute weit davon entfernt», sagte Ehrler gegenüber kath.ch.

Synode, Synodalrat und Generalvikariat

Die katholische Kirche gilt nicht unbedingt als Hort der Frauenförderung. Im Jubiläumsheft «1919-2019 KFB Sichtbar» kommen verschiedene Frauen zu Wort: «Lange konnte ich mir nicht vorstellen, einem katholischen Frauenverein anzugehören. Schliesslich ist die katholische Kirche das Frauenfeindlichste, was es gibt», hält Francesca Stockmann Mast in der Festschrift fest. Sie ist trotzdem in der Kirche geblieben, denn bei einem Austritt «hätte ich nicht mehr mitmotzen können – und das tue ich ausgiebig».

Die Präsidentin des Zürcher Frauenbundes, Amanda Ehrler, betrachtet dies als eine persönliche Meinung. Sie als Frau habe sehr gute Erfahrungen mit der Synode und dem Synodalrat der katholischen Kirche im Kanton und ebenfalls mit dem Generalvikariat gemacht. Sie erfahre «grosse Unterstützung und Achtung». Der Frauenbund ist gemäss der Präsidentin heute eine gute Plattform, die Frauen zusammenführt, ermutigt und stärkt.

Regionale und kantonale Feiern

Die Situation der Frau in der katholischen Kirche Zürich können die Betroffenen nun an vier regionalen Festanlässen diskutieren. Nach Winterthur folgen Feiern in Kappel am Albis (September), Bülach (November) und Tann-Rüti (März 2019). Der Frauenbund begebe sich bewusst zuerst in die Regionen, sagte Ehrler gegenüber kath.ch.

Ein gesamtkantonaler Festanlass ist für den 18. Juni 2019 vorgesehen. Dann findet die 100. Delegiertenversammlung statt. Diese soll zu einem Grossanlass ausgebaut werden. – Der KVB ist ein  Dachverband mit über 42 Ortsvereinen und 5000 Mitgliedern im Kanton Zürich. (gs)

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