Am Cromin-Fest begegnen Schweizer Kroaten ihrer alten Heimat

Malters LU, 23.4.18 (kath.ch) Malters hat mit 97.56 m den höchsten katholischen Kirchturm der Schweiz. Und die Kroaten veranstalten als einzige katholische Migrationsgemeinschaft mit «Cromin» einmal jährlich ein grosses nationales Fest. Wenn beides zusammenkommt, ist der Erfolg vorprogrammiert: Wie am Pfingstmontag, bei der 16. Ausgabe von Cromin. Zwischen 1300 und 1500 Kroaten haben an dem Fest in Malters teilgenommen.

Beat Baumgartner

Um die 30’000 Kroaten leben heute in der Schweiz. Sie kamen vor allem in den 1990er Jahren des letzten Jahrhunderts und sind fast ausschliesslich katholischen Glaubens. Untereinander haben die Kroaten einen grossen Zusammenhalt: «Wir Kroaten sind sehr kultur- und familienbewusst, wir lieben die Geselligkeit und pflegen eine eher traditionelle Frömmigkeit», betont Pater Branko Rados, der OK-Präsident von Cromin. Der Franziskaner ist seit eineinhalb Jahren Leiter der Kroaten-Mission Luzern und zusätzlich nationaler Koordinator der kroatischen Missionen in der Schweiz.

«Treffen dienen auch dazu, den Jugendlichen den Glauben nahezubringen»

«Viele Kroaten in der Schweiz, vor allem Secondos, sprechen heute besser Deutsch als Kroatisch, und sehen ihre Heimat hier. Viele werden wohl auch nie mehr  ständig nach Kroatien zurückkehren», betont Rados: «Mit dem nationalen Cromin-Treffen möchten wir ihnen die kroatische Kultur, Sprache und unsere Frömmigkeit nahebringen und ihnen damit ein Stück alte Heimat vermitteln. Wichtig ist uns auch das gesellige Zusammensein. Und nicht zuletzt dienen diese Treffen dazu, auch unseren Jugendlichen den katholischen Glauben, wie wir ihn praktizieren, nahezubringen.»

Über 100 Freiwillige halfen mit

Der Pater hat bereits zum zweiten Mal in Malters das nationale Cromin-Treffen organisiert, das jeweils Ministranten, Jugendchöre und ihre Angehörigen aus allen 13 kroatischen Missionen der Schweiz zusammenbringt. Unterstützt wurde Branko Rados diesmal von einem OK mit neun Leuten, von über 100 Freiwilligen sowie tatkräftig auch durch Hans-Peter Bucher, den Geschäftsführer der katholischen Migrantenseelsorge Luzern. Bucher war für die administrativen Belange des Anlasses, wie Bewilligungen, Verhandlungen, und Infrastruktur  verantwortlich.

Schweizer Bischöfe unterstützen den Anlass

Alle Beteiligten trugen dazu bei, dass der Anlass reibungslos über die Bühne ging. Finanziell unterstützt wurde «Cromin» von «Migratio», der Dienststelle der Schweizer Bischofskonferenz für Migrationsfragen, sowie durch namhafte Beiträge der Migrantenseelsorge Luzern und freiwillige Spenden.

Insgesamt etwa 1300 bis 1500 Personen haben nach Schätzungen von Branko Rados an Pfingstmontag an dem Fest teilgenommen, darunter 800 Kinder und Jugendliche. Sie haben den stimmungsvollen Gottesdienst in der vollbesetzten Pfarrkirche von Malters besucht, den sieben Jugendchören in der Kirche zugehört sowie sich anschliessend auf dem Sportplatz von Malters verpflegt. Die Kinder und Jugendlichen konnten sich auf dem Sportplatz an einer Hobby-Olympiade sportlich miteinander messen.

Familie mit enger Verbindung zur Kirche

Mit Begeisterung dabei waren auch die drei Geschwister Antonio, Valentina und Magdalena, zusammen mit ihren Eltern Zelimir und Daliborka. «Wir möchten unseren Kindern hier etwas von ihren Wurzeln und ihrer Kultur vermitteln,» erzählt Vater Zelimir. Die Situation dieser Familie aus Au im Rheintal ist wohl typisch für viele kroatischen Auswanderer. Zelimir kam 1991 aus Kroatien in die Schweiz und heiratete etwas später Daliborka, die er schon aus der Schulzeit kannte.

Heute arbeitet er als Servicetechniker für ein Aufzugsunternehmen. Seine Frau ist Vizemessmerin in der Pfarrei, sein Sohn Ministrant und beide Töchter singen im Jugendchor der kroatischen Mission von St. Gallen. Die Familie besucht sowohl gewöhnliche Pfarreigottesdienste als auch die Gottesdienste für Kroaten in Balgach oder St. Gallen.

«Wir sind halt doch halb Schweizer, halb Kroaten»

«Unsere Heimat ist die Schweiz, wir fühlen uns hier daheim», meint Zelimir. Aber gleichzeitig sei er sich nicht sicher, ob er nicht doch nach der Pensionierung nach Kroatien zurückkehren werde, wo die Familie ein Haus hat. Ein Hinderungsgrund könnten die Kinder und allfällige Enkelkinder sein, die wohl nie nach Kroatien gehen würden: «Wir sind halt doch halb Schweizer, halb Kroaten», sagt der Familienvater.

Kroaten feiern zwei Mal Erstkommunion

Diese starke Verwurzelung mit der Heimat und dem Glauben bei den Kroaten stellt auch Hans-Peter Bucher immer wieder fest. So etwa bieten die kroatischen Missionen einen eigenen Religionsunterricht am Samstagmorgen an, neben dem staatlichen in der Schule. Oder kroatische Familien feiern zweimal Erstkommunion, einmal in der Ortspfarrei und einmal in der Mission. Beliebt sind auch die kroatischen Wallfahrten oder die Gebetsprogramme, ergänzt Branko Rados.

«Die Kroatischen Missionen sind auch vollwertiges Mitglied der Schweizer Kirche»

Der engagierte Priester besucht in Luzern noch alle kroatischen Familien persönlich, um die Bande zur Kroatenmission zu stärken. Trotzdem sieht er die kroatische Migrationsgemeinde nicht als Parallelwelt: «Mit meiner Arbeit möchte ich einerseits die Identität der Kroaten stärken. Aber die Kroatischen Missionen sind auch vollwertiges Mitglied der Schweizer Kirche, sie machen ihre Buntheit und Vielfalt aus.»

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