Ökumenischer Filmpreis in Cannes geht an «Capharnaüm»

Cannes, 19.5.18 (kath.ch) Der Film «Capharnaüm» der libanesischen Regisseurin Nadine Labaki hat beim 71. Filmfestival in Cannes den Preis der Ökumenischen Jury gewonnen. Das Werk erzählt die Geschichte eines 12-jährigen Strassenjungen, der seine eigenen Eltern vor Gericht verklagt, weil sie ihm das Leben geschenkt haben.

Zain, gespielt von Zain Al Rafeea, wurde in ärmsten Verhältnissen in den Slums von Beirut geboren. Da es seine Eltern versäumt haben, ihn staatlich registrieren zu lassen, sind ihm alle Chancen verbaut; er besitzt keinen Pass, kann keine Schule besuchen und nicht einmal im Notfällen um medizinische Versorgung bitten. Stattdessen muss er von klein auf für den Unterhalt der Familie beitragen.

Er läuft fort und schliesst sich einer Migrantin aus Äthiopien an, die mit ihrem kleinen Sohn eine Bleibe am Rand eines Vergnügungsparks gefunden hat. Als die Wahlmutter eines Tages nicht mehr auftaucht, muss er für sich und das Kind ums Überleben kämpfen.

Lob für Mitmenschlichkeit

Die Jury lobte insbesondere die Furchtlosigkeit und Mitmenschlichkeit der Regisseurin, den Blick vor dem grenzenlosen Elend nicht abzuwenden. «Durch alle Filme des Festivals hindurch», so die Jury, «haben Frauen und Kindern, Immigranten und Ausgestossene durch ihre Ausdauer und ihren Einfallsreichtum, ihre Liebe und ihren Mut die Bandbreite und die Möglichkeiten des menschlichen Geistes ausgelotet.»

Film als Weckruf

Die Jury sprach auch eine lobende Erwähnung für den Film «Blackkklansman» des US-amerikanischen Regisseurs Spike Lee aus. Dessen Film sei ein «Weckruf angesichts des um sich greifenden Rassismus, nicht nur in den USA, sondern der ganzen Welt. Mit einer Mischung aus Humor und Horror verurteilt der Film den Missbrauch der Religion als Basis von Hass.»

Christlich-spirituelle Dimension

Die Ökumenische Jury zeichnet seit 1974 einen Film aus dem Programm des Festivals aus, der sich in besonderer Weise christlich-spirituellen Dimensionen der menschlichen Existenz widmet. In einer Pressemitteilung unterstrich die Ökumenische Jury ihren speziellen Blick auf Filme, der neben künstlerischen und religiösen Kriterien auch darauf reagiere, inwieweit Filme Menschen in die Verantwortung rufen und zur Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen motivieren.

Der reformierte Pfarrer aus Zürich, Thomas Schüpbach, gehört der aktuellen Jury an.

Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderen die Regisseure Naomi Kawase, Xavier Dolan, Nanni Moretti und Asghar Farhadi. (kna)

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