Katholische Kirche im Dilemma?

Zürich, 4.5.18 (kath.ch) Auf dem politischen Parkett wird derzeit die Frage diskutiert, ob die Pflicht zur zivilen Ehe vor der kirchlichen Trauung noch zeitgemäss ist. Die katholische Kirche stehe in dieser Frage vor einem Dilemma, hiess es am Donnerstag auf einem Podium. Doch ist dem wirklich so? Diese Frage stellt kath.ch-Redaktionsleiterin Sylvia Stam in ihrem Kommentar.   

Soll die Zivilehe ihren Vorrang vor der religiösen Ehe abgeben? Eine Stellungnahme seitens der katholischen Kirche liegt in dieser Frage derzeit nicht vor. Die Rede war von einem Dilemma, vor das die Kirche durch diese Frage gestellt werde: Als Institution, für die eine vor Gott geschlossene Ehe unauflöslich ist, hat die katholische Kirche ein Interesse daran, dass auch der Staat diese Verbindung von Mann und Frau rechtlich verbindlich regelt.

Dass die zivile Ehe eingegangen werden muss, ehe der Priester der Verbindung seinen Segen gibt, kann tatsächlich als Abwertung der kirchlichen Trauung empfunden werden. Dies umso mehr, als der Staat sich einen Deut darum kümmert, wenn ein Paar ohne jegliche Regelung in sogenannt wilder Ehe zusammenlebt.

Doch Hand aufs Herz: Wie gross ist der Schmerz darüber tatsächlich, dass der Staat eine Kontrolle darüber verlangt, wer den Bund fürs Leben eingeht? Wie gross ist er, verglichen mit dem, was Kinder – meist Mädchen – erleben, die mit einem um Jahre älteren Partner verheiratet werden? Hat die katholische, ja jede christliche Kirche hier nicht die Aufgabe, Stellung zu Gunsten der Schwächeren zu beziehen?

Es ist ein ermutigendes Zeichen, dass das Podium im Haus der Religionen stattfand, organisiert vom Institut für Religionsrecht. Wir dürfen gespannt sein, ob und wie Vertreter der katholischen Kirche sich in dieser Frage positionieren.

Zivile Trauung vor kirchlicher Trauung – ist das wirklich ein alter Zopf?

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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