Caritas fordert mehr Hilfe für syrische Kriegsopfer – auch von der Schweiz

Luzern, 5.4.18 (kath.ch) Caritas Schweiz engagiert sich seit Jahren zugunsten von syrischen Kriegsvertriebenen. Nach sieben Jahre Krieg in Syrien sei eine stärkere Unterstützung dieser Menschen dringend, teilte das Hilfswerk am Donnerstag mit. Es fordert Engagements der internationalen Staatengemeinschaft bei der Nothilfe, der Bildung und der Einkommenssicherung. Auch die Schweiz müsse mehr tun.

Das katholische Hilfswerk geht davon aus, dass die Menschen, die in die Nachbarstaaten Syriens oder nach Europa geflohen sind, in naher Zukunft nicht in ihre Heimat zurückkehren können. «Es herrscht Krieg, Unterdrückung und damit eine humanitäre Krise», stellt Mandy Zeckra, Leiterin Katastrophenhilfe von Caritas Schweiz, in einem Mediendossier zum Thema «Syrien» fest.

Menschen kehren nicht zurück

Über 13 Millionen Menschen in Syrien seien täglich auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Zahl der Menschen, die innerhalb des Landes vertrieben wurden, würde auf mehr als sechs Millionen geschätzt. Weil die humanitäre Krise anhalte und der syrische Präsident Baschar al-Assad fester denn je im Sattel sitze, seien keine nennenswerten Rückkehrbewegungen aus den Nachbarländern Libanon, Jordanien und der Türkei zu beobachten, so Mandy Zeckra.

Schweiz soll diplomatisch aktiv werden

Obwohl die Lage der Kriegsopfer in Syrien, den Nachbarländern und in Europa schwieriger werde, stelle die internationale Staatengemeinschaft nur einen Teil der benötigten Gelder zur Verfügung, heisst es im Communiqué weiter. Das Hilfswerk fordert deshalb die Schweiz zu einer diplomatischen Aktion auf. Es erwartet vom Schweizer Aussendepartement, dass es sich im Rahmen der bevorstehenden zweiten Syrienkonferenz in Brüssel für eine «grosszügigere Unterstützung» der syrischen Kriegsopfer stark mache.

Auch bei internationalen Kontakten sollen der Bundesrat und weitere aussenpolitische Akteure «nicht nur die wirtschaftlichen Interessen der Schweiz verfolgen», sondern auch die Lage in Syrien und dessen Nachbarländern sowie die Verpflichtung zur humanitären Hilfe ansprechen, schreibt Martin Flügel, Leiter Politik und Public Affairs von Caritas Schweiz, im Mediendossier.

Schweiz soll mehr Geld zur Verfügung stellen

Und: Die Schweiz müsse mit gutem Beispiel vorangehen. Konkret fordert das Hilfswerk, dass die Schweiz ihre jährliche Syrienhilfe von durchschnittlich 50 Millionen auf 100 Millionen Franken verdoppelt. Die zusätzlichen Mitteln sollten im Bildungsbereich eingesetzt werden.

Doch damit erschöpft sich der Forderungskatalog des Hilfswerks an den Bund nicht. Dieser soll zudem den Aufenthaltsstatus syrischer Kriegsvertriebener verbessern. Caritas denkt hier insbesondere an die vorläufig aufgenommenen Personen. «Sie haben weder die Möglichkeit einer Rückkehr nach Syrien, noch besitzen sie eine reale Integrationsperspektive», heisst es in der Mitteilung weiter. Alle Menschen aus diesem Land sollten einen Aufenthaltsstatus haben, «der ihnen Schutz bietet und ihre Integration in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft fördert».

Restriktive Asylpolitik aufgeben

Das Staatssekretariat für Migration (SEM) müsse seine «restriktive Politik» aufgeben und bei den hängigen Asylgesuchen zugunsten eines anerkannten Flüchtlingsstatus entscheiden. Und das SEM sowie die Kantone müssen nach Ansicht von Caritas Schweiz ebenfalls die geltende Härtefallregelung zur Umwandlung der Vorläufigen Aufnahme in eine Aufenthaltsbewilligung «grosszügig» auslegen. «Denn viele dieser Menschen sind bald fünf Jahre in der Schweiz und erfüllen damit die Voraussetzung zur Umwandlung ihres Aufenthaltsstatus.» (bal)

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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