Aussenminister des Papstes signalisiert Annäherung an China

Rom, 22.3.18 (kath.ch) «Vollkommen katholisch und genuin chinesisch» – so müsse die Mission der katholischen Kirche in China heute aussehen. Das sagte Erzbischof Paul Gallagher, im vatikanischen Staatssekretariat zuständig für die Beziehungen mit den Staaten. Der «Aussenminister» des Heiligen Stuhls äusserte sich bei einer Konferenz in der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.

Zahlreiche Kirchen- und Religionsexperten aus Europa, den USA und China debattieren am Donnerstag und Freitag über die Rolle des Christentums in der chinesischen Gesellschaft.

Inkulturation und «Sinisierung»

Die Beziehungen zwischen China und der katholischen Kirche hätten verschiedene Phasen durchlaufen, bei denen sich «Momente der fruchtbaren Zusammenarbeit» mit Zeiten abgewechselt hätten, die von «grossen Missverständnissen und Feindschaft» geprägt gewesen seien. Zeitweise habe es darum Situationen gegeben, «in denen die Gemeinschaft der Gläubigen grosses Leid erfuhr», so Gallagher. Heute komme es darauf an, die beiden Prinzipien «Inkulturation» und «Sinisierung» (Chinesisch-Werden) miteinander zu verbinden.

Chinesisch in der Orientierung

Gallagher signalisiert damit die Bereitschaft des Vatikan, auf die Forderungen staatlicher Autoritäten einzugehen, die immer wieder eine «Sinisierung» der Religionsgemeinschaften verlangen. So sagte etwa Staatschef Xi Jinping beim Nationalkongress der Kommunistischen Partei im Oktober 2017, die Religionsgemeinschaften müssten «chinesisch in ihrer Orientierung» sein und sich «an die sozialistische Gesellschaft anpassen». Die katholische Kirche wiederum betont vor allem seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) die Notwendigkeit der «Inkulturation», also der Anpassung des Christentums an den jeweiligen kulturellen Kontext.

«Die beiden grössten Gruppen der Welt»

Der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal John Tong Hon, unterstrich die grosse Bedeutung des Dialogs in der modernen Welt. Dies gelte auch für das Christentum und China: «Das Christentum und die chinesische Gesellschaft sind derzeit die beiden grössten Gruppen in der Welt, jede mit ihrer eigenen tiefen Kultur und ihren Traditionen», so Tong. Nachdrücklich hiess er die chinesischen Teilnehmer in Rom willkommen, dem «Herz der universalen Kirche».

13 Millionen Katholiken

Von den etwa 1,3 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China sind etwa 13 Millionen Katholiken. Die Behörden zählen allerdings nur sechs Millionen. Denn der Katholizismus ist in zwei Gruppierungen gespalten. Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen «Patriotischen Vereinigung» gibt es die sogenannte Untergrundkirche, die Wert darauf legt, in Gemeinschaft mit Rom und dem Papst zu stehen. Seit der kommunistischen Machtübernahme in Peking 1949 gibt es keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Streit gibt es unter anderem um die Rolle des Staates bei Bischofsernennungen. Über diese Frage gibt es jedoch derzeit Verhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Regime. (cic)

 

 

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