Wiler Stadtrat hält an Deutschkurs in Moschee-Räumlichkeiten fest

Wil SG, 17.2.18 (kath.ch) Die Stadt Wil führt seit September 2017 Deutschkurse für Fremdsprachige in Schulungsräumen des Islamischen Begegnungszentrums Wil durch. Dagegen wehrte sich ein Mitglied der SVP mittels einer Interpellation. Der Stadtrat bleibt bei seinem Entscheid, wie der am Mittwoch publizierten Antwort zu entnehmen ist. Es seien keine anderen Räumlichkeiten gefunden worden, die während der vierwöchigen Kursdauer ohne Unterbruch zur Verfügung stünden.

Zwischen September und Dezember 2017 führte die Stadt Wil zwei Deutschkurse gemäss der «Liechtenstein Languages» (LieLa) genannten Methode durch, wie Felix Baumgartner von der regionalen Fachstelle Integration Region Wil gegenüber kath.ch sagte. Diese hätten in Schulungs- und Mehrzweckräumen des Islamischen Begegnungszentrums Wil stattgefunden. Die Kurse, welche von der Fachstelle Integration angeboten würden, richteten sich an Fremdsprachige aus der Stadt Wil.

Kursräume ohne Hemmschwelle religiöser Natur

Am 11. Januar reichte SVP-Kantonsrat Erwin Böhi gemeinsam mit 10 weiteren Unterzeichnern eine Interpellation ein. Darin stellt er die Frage, warum der Kurs in diesen Räumen durchgeführt worden sei. Ausserdem will er wissen, ob die Stadt bereit sei, die Kurse künftig in neutraleren Räumlichkeiten durchzuführen.

Aufgrund der unterschiedlichen Herkunft und Religionszugehörigkeit der Kursteilnehmer sei es «zwingend», dass für die Kurse ein Raum ausgesucht werde, der «keinerlei Hemmschwelle religiöser, kultureller oder anderer Natur» aufweise. Aufgeführt werden in der Folge eine Reihe städtischer und privater Lokalitäten, die diese Bedingung offenbar erfüllen.

Falsches Signal

Die Stadt sende mit der Wahl des Lokals ein «falsches Signal im Hinblick der Integration der Teilnehmenden in die Gesellschaft». Denn Religion sei in der Schweiz Privatsache.

Der Stadtrat rechtfertigt in seiner Antwort vom 7. Februar die Wahl des Kurslokals. Für die Organisation der Kurse sei der Trägerverein Integrationsprojekte St. Gallen (TISG) verantwortlich. Gemäss dessen Vorgaben müsse ein Schulungsraum für 20 bis 30 Personen während vier Wochen ohne Unterbruch zur Verfügung stehen.

Auch kirchliche Räume geprüft

«In kurzer Zeit Räumlichkeiten zu finden, welche diese Kriterien erfüllen, stellt beziehungsweise stellte eine grosse Herausforderung dar», so die Antwort des Stadtrats. Nebst den in der Interpellation erwähnten Räumlichkeiten seien auch solche der katholischen und evangelischen Kirchen geprüft worden. Doch keiner der Räume erwies sich als geeignet.

Beitrag zu gelingendem Zusammenleben

Deshalb werde auch der dritte Kurs, der am 23. Februar beginnt, im Islamischen Begegnungszentrum durchgeführt. Es handle sich dabei nicht um Räumlichkeiten der eigentlichen Moschee noch um sakrale Räume. «Der Stadtrat ist überzeugt, dass das soziale Engagement, welches die islamische Gemeinschaft damit leistet, zu einem gelingenden Zusammenleben beiträgt.»

Gemäss Aussage von Felix Baumgartner ist die Behandlung des Geschäfts im Parlament für den 3. März vorgesehen. (sys)

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