Ein Buch auch über die Schweizer Jesuiten

Zürich, 11.2.18 (kath.ch) Der deutsche Konzilien- und Ordenshistoriker Klaus Schatz, emeritierte Professor der Philosophisch-Theologischen Ordenshochschule Sankt Georgen in Frankfurt, hat zahlreiche grundlegende Werke zur Geschichte des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870) und zum päpstlichen Primat verfasst. Nun folgt auch ein Buch über die Schweizer Jesuiten.

Alexander Brüggemann

Zum 200. Jahrestag der Wiederzulassung seines Ordens legte Schatz dann 2013 eine umfassende «Geschichte der deutschen Jesuiten» von 1814 bis 1983 vor. Fünf Bände und über 2100 Seiten waren die Frucht von rund 15’000 Stunden Arbeit, wie der Pater errechnet hat. Schon 1998 ging Schatz an diese Mammutaufgabe.

In der «Geschichte der deutschen Jesuiten» stellte er auch die Geschichte der Jesuiten in der Schweiz bis 1947 dar, also bis zur Verselbständigung als eigene Vizeprovinz des Ordens. Vor kurzem nun hat er in einem sechsten Band die spannungsreiche Geschichte der Schweizer Provinz bis 1983 nachgeholt. Nach dem Krieg bestand das Schweizer «Jesuitenverbot» zwar noch lange fort, doch faktisch wurde es immer mehr ausgehöhlt – bis es 1973 in einer Volksabstimmung fiel.

Die Schweizer «Orientierung»

Gleichzeitig waren diese Jahrzehnte von einem tiefgreifenden inneren Wandel im Jesuitenorden geprägt, die auch zu Konflikten mit Rom führten; so etwa um die in Zürich erscheinende theologische Jesuiten-Zeitschrift «Orientierung». Spannend auch die Darstellung der schmerzlichen inneren Auseinandersetzungen um den Ordensaustritt des Theologen Hans Urs von Balthasar (1905-1988) im Jahr 1950.

Ein weiterer Protagonist der Schweizer Jesuiten jener Jahre: der Kosmopolit und Konzilskommentator Mario von Galli (1904-1987), der in den Jahren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und danach den Katholizismus im deutschsprachigen Raum mitprägte.

Papst Franziskus

Bis heute sind die Jesuiten – trotz grosser Nachwuchsprobleme – die grösste männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche mit rund 16.500 Mitgliedern. Seit 2013 wird die Weltkirche erstmals in der 450-jährigen Ordensgeschichte von einem ihrer Ordensbrüder regiert – obwohl die Regel der Jesuiten ein Streben nach Ämtern untersagt. Jorge Mario Bergoglio/Papst Franziskus (81) verschafft damit nicht nur der katholischen Kirche insgesamt, sondern auch seinem Orden eine besondere Aufmerksamkeit.

Die Fleissarbeit des Ordenshistorikers Schatz zeigt auf, wie in bestimmten Phasen die vielbeschworene Einheit der «Gesellschaft Jesu», die doch aus so vielen hoch begabten Individualisten besteht, Risse bekommt und Differenzen innerhalb des Ordens aufbrechen.

Die Moderne

Das gilt etwa für die Auseinandersetzungen um «Modernismus» und «Integralismus» zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder in den Jahren der Neuorientierung nach dem Konzil, in denen der Orden auch in die Auseinandersetzung um die vor allem lateinamerikanische Theologie der Befreiung geriet und eine seiner schwersten Krisen durchlebte.

Dies sind die Jahre, in denen der junge Jesuit Bergoglio seine theologische Prägung erhielt – und auch der junge Jesuit Schatz. Er vollendet am Samstag (24. Februar) sein 80. Lebensjahr – und ist damit fast derselbe Jahrgang wie der erste «weisse Papst» aus der Gesellschaft Jesu. Die Ordensgeneräle der Jesuiten werden wegen ihrer einstigen Machtfülle schon seit Jahrhunderten als «Schwarze Päpste» bezeichnet. (kna)

Schatz, Klaus: Geschichte der Schweizer Jesuiten 1947–1983 (Geschichte der deutschen Jesuiten, Band 6), Aschendorff Verlag, Münster 2017, 378 Seiten, gebunden, 69 Euro. ISBN 978-3-402-13239-5.

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