Auswertung Sag’s dem Papst

Medienmitteilung

Anlässlich der Umfrage des Vatikans zur Jugendsynode 2018 hat die Jugendseelsorge Zürich die Aktion «Sag’s dem Papst» ins Leben gerufen (8. September bis 29. Oktober 2017). Dabei konnten Jugendliche via Online- oder Papier-Fragebogen fünf Fragen beantworten. Sie wurden des Weiteren aufgefordert, Videoclips und Kommentare zu den Fragen auf Facebook und Instagram zu posten. Von 22. September bis 6. Oktober war zudem ein VW-Bus mit Videoecke im Kanton unterwegs. Der Einsatz des Busses sollte mehr Nähe und ein aktives Interesse an der Zielgruppe zeigen (»hin zu den Teilnehmenden») sowie zusätzliche Aufmerksamkeit für die Aktion generieren.

  1. Allgemein

Insgesamt 298 Personen haben an der Umfrage teilgenommen. Es gab 32 weitere Teilnahmen, die jedoch nicht ausgewertet werden konnten, da die Jugendarbeitenden dieser Pfarrei einen eigenen Fragebogen erstellt haben.

1.1. Alter

Die Teilnehmenden sollten sich in folgende Kategorien einordnen: unter 16, 16-17, 18-25, 26-29 und 30 und darüber. 2/3 zählt zur Kategorie «unter 16 Jahren», was hauptsächlich daran lag, dass die Jugendseelsorge Zürich mit dem VW-Bus an drei Schulen präsent waren und dort die meisten Fragebogen ausgefüllt wurden. Bei der Altersgruppe der 26-29-Jährigen gab es am wenigsten Teilnehmer/innen (2,3%), die anderen drei Kategorien sind zu gleichen Teilen vertreten (knapp 10%).

1.2. Konfession

Die meisten der Teilnehmenden gaben an, katholisch (76%) zu sein. 10% kreuzten die Bezeichnung «christlich» an, was unterschiedlich gedeutet werden kann: Unwissenheit in Bezug auf die eigene Konfession, als kirchenpolitisches Statement (ich bin nicht konfessionell!) oder Zugehörigkeit zu einer Freikirche.

  1. Auswertung der Fragen

Frage 1: Wer ist Gott für dich?

Der grösste Teil der Teilnehmenden geht von der Existenz eines Gottes oder des Göttlichen aus. Nur wenige verneinen dessen Existenz oder lehnen sie ab (ca. 5%). Bilder der christlich geprägten Gottesvorstellung herrschen vor und dominieren in der Umfrage. Es gibt eine Zweiteilung zwischen personaler und unpersonaler Gottesbeschreibung. Werden personale

Begriffe verwendet, sind diese mehrheitlich patriarchal geprägt. Zum Teil zeigt sich ein Auseinanderklaffen von gelerntem Gottesbild und erlebter Gotteserfahrung.

Frage 2: Wenn du dich in deinem Leben für eine einzige Sache engagieren könntest, dann für welche?

Der Grossteil möchte sich für Andere oder etwas Anderes einsetzen und helfen, sei es in Form von Geld oder nicht-monetärer Unterstützung/Lebensbereicherung. Am häufigsten erwähnt werden Armutsbekämpfung, Umweltschutz, Frieden, Gerechtigkeit (zwischen Mann/Frau, arm/reich, Tier/Mensch, Religionen) und Freude. Deutlich zum Ausdruck kommen Wille und Wunsch, etwas zu bewegen. Toleranz für ausgegrenzte Gruppen (z.B. Homosexuelle) wird auch öfter angesprochen. Für 6% sind eigene Anliegen (z.B. die Karriere) das Wichtigste. «Die Kirche» wird lediglich von ein paar Vereinzelten genannt.

Frage 3: Was ist cool an der Kirche? Was uncool?

Geschätzt wird von den meisten die Gemeinschaft, die man in der Kirche (und auch über die kirchliche Jugendarbeit) erfahren kann. Weiter wird das soziale Engagement der Kirche positiv bewertet. 13% der Befragten schätzen die Kirche als Ort des Betens und Nachdenkens. Die Kirchenfeste werden mehrmals positiv erwähnt. Bei den Gottesdiensten kommt v. a. das Singen und die Musik gut an. Bei der Art der Musik gehen die Meinungen jedoch auseinander.

Als negativ gesehen wird die Intoleranz gegenüber Andersdenkenden/-gläubigen. Auch das nicht-authentische oder «scheinheilige» Verhalten wirkt abstossend. Als negativ empfunden wird ebenfalls ein zu strenges Verhalten, resp. das rigide Ausleben von Normen. Öfter aufgeführt werden zudem: der Priesterzölibat, das Nicht-Zulassen von Frauen zum Priestertum und die hierarchische Struktur der Kirche. Was bei den meisten negativ bewertet wird bezüglich Liturgie sind lange Predigten, als langweilig empfundene Gottesdienste und eine nicht ansprechende Sprache.

Frage 4: Wie sähe die ideale Kirche für dich aus?

Bei dieser Frage war nicht immer klar, ob die Teilnehmer unter «Kirche» das Gebäude, die Institution oder die jeweilige Pfarrei meinen. Die Mehrheit wünscht sich eine tolerante Kirche. Sie soll lebendiger, fröhlicher und bunter sein und Freude ausstrahlen. Einige sind mit ihr zufrieden, wie sie ist (bei diesen Antworten war vielfach die eigene Pfarrei gemeint). Zum Teil werden auch konkrete positive Beispiele genannt (z. B. Taizé oder ICF). 1% bevorzugt eine traditionelle Kirche.

Frage 5: Was würdest du dem Papst sonst noch sagen wollen?

Bei den Antworten zu dieser Frage lässt sich feststellen, dass der jetzige Papst als Mensch sehr geschätzt, gar bewundert wird und dass man ihm für seine Arbeit dankbar ist. Er mache einen guten Job, wird immer wieder betont. Seine Authentizität wird sehr geschätzt. Interessanterweise wird er oft nicht als Teil des Vatikans wahrgenommen, von dem man ein deutlich negativeres Bild zu haben scheint (bis hin zu «korrupt»).

Auch heikle und kritische Themen werden angesprochen, z. B. Verhütung, Frauenpriestertum, Zölibat usw. Es wird gewünscht, dass der Papst diesbezüglich etwas verändert.

  1. Weiteres

Die Aktion wurde positiv aufgenommen. Die Teilnehmenden stammen zum grössten Teil aus einem kirchlichen Umfeld. Die Präsenz des Busses in der Pfarrei oder in der Schule während der Aktion wurde allgemein sehr geschätzt.

Die Präsenz auf Instagram und Facebook während der Aktion wurde positiv aufgenommen. Es gab jedoch wenige Posts oder Interaktion von jugendlicher Seite her (lediglich zwei Videos). Dies könnte unter anderem damit zu tun haben, dass es auf diesen Plattformen inzwischen zu viele Erwachsene gibt und die Jugendlichen sich nicht unter sich fühlen, aber auch daran, dass sie sich nicht öffentlich äussern wollten (im Gegensatz zur Anonymität des Fragebogens).

Weiter ist zu erwähnen, dass einige Pfarreien (kantonal und ausserkantonal) ihre Website zur Aktion verlinkt oder die Aktion gar in die eigene Website eingebettet haben.

  1. Fazit

Gott ist für die Jugendliche dann relevant, wenn sie eigene Erfahrungen damit verbinden. Gelernte Gottesvorstellungen sind abrufbar, können aber sehr irrelevant sein. Die Jugendpastoral kann bzw. muss hier unterstützend wirken, indem sie Raum für persönliche Gotteserfahrung schafft.

Ob Kirche als positiv gewertet wird, hat grösstenteils damit zu tun, ob darin eine Gemeinschaftserfahrung gemacht wird. Das positive Gemeinschaftserleben ist den Befragten sehr wichtig. Es ist auch von Bedeutung, dass die Verantwortlichen authentisch sind. Es wird zudem eine tolerante und offene Kirche gewünscht, die Andersdenkende miteinschliesst. Gottesdienste werden nicht grundsätzlich abgelehnt, sie müssen aber lebendig, bunt und fröhlich sein. Dabei ist die Musik ein wichtiger Bestandteil.

Soziales Engagement und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen ist den Befragten wichtig. Dies wird auch an der Kirche geschätzt und von ihr erwartet.

Der jetzige Papst ist ein Vorbild, dem man zutraut, die Kirche positiv zu bewegen.

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