Wie die Buchdruckerei zur Verbreitung des katholischen Glaubens beitrug

St. Gallen, 25.1.18 (kath.ch) Die Kathedrale St. Gallen und die St. Galler Stiftsbibliothek sind ein Kulturschatz erster Güte. Zur aktuellen Ausstellung «Barockes Universum – Religion und Geist in der Fürstabtei St. Gallen» weisen Fachleute auf kath.ch in einer Serie von Gastbeiträgen exklusiv auf Besonderheiten in diesem «Universum» hin. Stiftsbibliothekar Cornel Dora schreibt über die Bedeutung der Druckkunst für Klöster.

Bei der Einführung der Druckkunst in der Schweiz gehörten die Klöster nicht zu den treibenden Kräften. Aber in der Barockzeit, im 17. und 18. Jahrhundert, entdeckten sie ihren Nutzen für die Umsetzung der katholischen Reform und ihre Verwaltung. Von 1633 bis 1805 stellte die St. Galler Klosterdruckerei rund 1000 Bücher und mehrere tausend Einblattdrucke her.

Die Herausgabe von Drucken für sich allein war und ist ökonomisch meist ein Verlustgeschäft. Dass sich die Medienwelt trotzdem so stark entwickelte, hat damit zu tun, dass sich dadurch Meinungen beeinflussen lassen und somit ein grosser indirekter Nutzen erzielt werden kann.

1000 Bücher in 170 Jahren

Das erkannten die Klöster in der Zeit der katholischen Reform ab dem 17. Jahrhundert. Als erste grössere Abtei richtete Muri 1621 eine Druckerei ein, St. Gallen folgte 1633. Am 31. März dieses Jahres notierte sich Fürstabt Pius Reher ins Tagebuch: «Zu St. Johann eine Presse zu einer Truckherei aufgerichtet.»

1641 wurde der Betrieb ins Hauptkloster nach St. Gallen verlegt. Sie bestand bis zur Aufhebung des Klosters 1805 weiter und spiegelt einerseits das aktive geistige Leben der barocken Fürstabtei, andererseits ihre Verwaltungstätigkeit. In 172 Jahren entstanden hier etwa 1000 Bücher und Broschüren sowie mehrere tausend Einblattdrucke.

Förderung der Religion

Ein wichtiges Anliegen der kirchlichen Reformen nach der Reformation war die stärkere Verankerung des Religiösen bei den einzelnen Gläubigen. Hier halfen neben Bibeldrucken auch Gebetbücher und andere Erbauungsschriften. Unter den ersten St. Galler Klosterdrucken befinden sich beispielsweise ein kleines Büchlein zur Gewissensbildung oder ein geistliches Labyrinth, in dem die Ausrichtung des Lebens auf Gott und die Ewigkeit empfohlen wird.

Buchkunst und Emblematik

Zeitweise erreichte die Druckerei ein sehr hohes Niveau. Davon zeugt unter anderem ein wunderbares emblematisches Werk zu Texten von Fürstabt Cölestin Sfondrati zur Jungfräulichkeit aus dem Jahr 1695. Dazu steuerte der reformierte Augsburger Gabriel Ehinger 47 hervorragende Kupferstiche bei. Hier drückt sich der Barock mustergültig aus, in Text, Bild, Form und Inhalt.

Schreibübungen mit Gebeten

Die Fürstabtei nutzte die Drucktechnik auch für ihre staatlichen Aufgaben, etwa für ihre Bekanntmachungen an die Untertanen oder nach der Mitte des 18. Jahrhunderts auch für ihre Schulen. Gerade die Schulbücher zeigen, wie stark das Bildungswesen damals von der Kirche durchdrungen war. Die Schreibübungen der Schüler fanden anhand von Gebeten statt.

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