Zofingen im Taizé-Fieber

Zofingen, 3.12.17 (kath.ch) Im Aargau nehmen elf Kirchgemeinden am 40. Europäischen Taizé-Treffen in Basel Gäste auf. Eine davon ist die katholische Kirchgemeinde Zofingen. Auch dort freut sich ein Vorbereitungsteam auf das Treffen. In Taizé selbst waren die Jugendlichen aus dem Team jedoch noch nie.

Vera Rüttimann

Auf dem Tisch steht ein Blech mit lauter kleinen Lebkuchen. Dazu Tee, Kaffee und ein Stapel Flyer, die über das Taizé-Treffen in Basel informieren. Der Gast sitzt mit am Tisch im Haus der Familie Weickhardt, die sich in der Kirchgemeinde Zofingen engagiert. Die Familie will gleich fünf Taizé-Jugendliche aufnehmen. Ihren Schlafplatz werden diese im Estrich auf Luftmatratzen finden.

Noch fehlen etliche Schlafplätze. Viele Zofinger sind über die Festtage vereist oder haben die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr für private Besuche reserviert.

Berni, der seit September mit dem Taizé-Vorbereitungsteam in Basel in einem Haus am Klingentalgraben 35 wohnt und als Permanent hilft, in der Kirchgemeinde Zofingen Schlafplätze für die Jugendlichen zu suchen, betont: «Es braucht kein Gästebett, sondern nur zwei Quadratmeter, wo die Jugendlichen ihre Isomatte hinlegen können. Und am Morgen ein einfaches Frühstück. Wenn dabei gute Gespräche entstehen, noch besser!»

«Es braucht nur zwei Quadratmeter für eine Isomatte.»

Fieberhafte Vorbereitung

Am Esstisch der Familie Weickhardt sitzen Annina Weickhardt (14), ihre Schwester Rebecca (14), Juliette Kauflin (17) und Berni. Der Allgäuer hilft der Vorbereitungsgruppe mit praktischen Tipps und besucht die Informationsabende für Leute, die Gäste aufnehmen wollen. Ivo Bühler, Jugendseelsorger der katholischen Pfarrei Zofingen, war es, der seine Pfarrei bei den Taizé-Brüdern als Gastort gemeldet hatte. Danach bildete Bühler eine Vorbereitungsgruppe, die sich seit Oktober mit Verve in die Vorbereitungen stürzt. Annina Weickhardt überlegt gerade fieberhaft, wie sie die katholische Kirche mit orangen Banderolen und Teelichtern so ausgestalten kann, damit sie diese äussere und innere wohlige Wärme ausstrahlt, die viele von der Versöhnungskirche in Taizé her kennen.

Noch nie in Taizé

Durch Ivo Bühler kamen alle am Tisch in irgendeiner Form schon mal mit Taizé in Berührung. Obwohl er seit einigen Jahren jedes Jahr eine Taizé-Reise für junge Leute organisiert, waren sie aber noch nie dort. Annina meint: «Mich zieht gerade wenig dorthin. Es gibt dort zu viele Leute auf einmal. Auch ist es mir zu still.» Auch könne sie sich nicht vorstellen, den ganzen Tag in einer Kirche zu sitzen. Dennoch hilft die 14-jährige mit Elan von Beginn an in der Vorbereitungsgruppe mit.

Während Rebecca genau dieses Erlebnis der Stille einmal erleben möchte, ist Juliette einfach nur sehr neugierig auf diesen Ort: «Alles, was ich bisher darüber gehörte habe, klang positiv», betont sie. Von den Jugendlichen, die dann in ihrer Pfarrei zu Gast sind, möchte sie mehr darüber erfahren, was sich auf dem Hügel im Südburgund, wo die Kommunität von Taizé seit 1949 lebt, alles abspielt. Wer Frère Roger ist, wissen die Jugendlichen nicht so genau. Annina erinnert sich, dass sein Name in einem Film auf der Website des Basler Taizé-Treffens erwähnt wurde.

Etwas Grosses auf die Beine stellen

Mit jedem Tag steigt die Vorfreude auf das Europäische Taizé-Treffen. «Es wird grossartig», ist sich Rebecca jetzt schon sicher. Juliette freut sich auf das Gefühl, mit einer grossen Menschenmasse eins zu werden. «Es wird cool zu sehen sein, dass wir so was Grosses wie ein solches Treffen auf die Beine stellen können.» Das Vorbereitungsteam, so Berni, sei mit Begeisterung dabei. Jeden Tag laufen die Jugendlichen an der reformierten Stadtkirche von Zofingen vorbei, wo eine grosse Banderole für das Treffen wirbt. Das Team hat schon viele Freiwillige aus der katholischen Pfarrei gewinnen können, die die jungen Leute aus ganz Europa am ersten Tag am Empfangsort begrüssen und ihnen die Pläne für ihre Schlafplätze sowie eine heisse Tasse Tee in die Hand drücken werden.

Juliette möchte mit den anderen auch einmal zu einem Gebet in der grossen St. Jakobshalle nach Basel fahren, vielleicht sogar an Silvester. Genauso freut sich die 17-Jährige aber auf die Morgenandachten mit den Jugendlichen und die anschliessenden Gruppengesprächen in ihrer Pfarrei. Die Kantonsschülerin bezeichnet das Europäische Taizé-Treffen für die Kirche in der Schweiz als grosse Chance. «Vielleicht animiert dieses Treffen einige Leute, sich in ihrer Pfarrei wieder mehr zu engagieren.»

Ein unvergessliches Ereignis

Für das Zofinger Taizé-Team sind das grosse Treffen in Basel und auch die Treffen mit den auswärtigen Jugendlichen in ihrer Pfarrei eine Chance, an der Gesprächskultur untereinander zu arbeiten. Der direkte Kontakt mit Menschen nehme gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln, beobachten die jungen Leute, immer mehr ab.

«Am Taizé-Treffen erzählen sich die Menschen gegenseitig ihre Geschichten.»

Ständig klebe das iPhone am Ohr oder sei ein Kopfhörer aufgesetzt. Berni ist jedoch sicher, dass sich in den von Taizé-Jugendlichen bevölkerten Trams und Zügen während des Treffens viele spontane und  herzliche Gespräche ergeben werden und manch einer seinen Kopfhörer beiseite legen wird. An Europäischen Taizé-Treffen, weiss der Deutsche aus Erfahrung, «kommen die Menschen zusammen und erzählen sich gegenseitig ihre Geschichten». Für die drei Jugendlichen des Zofinger Vorbereitungsteams werde das Taizé-Treffen gewiss zu einem unvergesslichen Ereignis.

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https://www.kath.ch/newsd/zofingen-im-taize-fieber/