Italienischer Theologe fordert Debatte über verheiratete Priester

Rom,2.11.17 (kath.ch) Der italienische Dogmatiker Giacomo Canobbio hat sich dafür ausgesprochen, erneut über die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt in der katholischen Kirche nachzudenken. Die Zeit für eine solche Debatte sei «mehr als reif», sagte der 72-jährige Wissenschaftler und langjährige Vorsitzende der Italienischen Theologenvereinigung der römischen Tageszeitung «Il Messaggero» (Donnerstag).

Die Frage über die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt sei bereits auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ein Thema gewesen, so Canobbio. Er äusserte sich aktuell mit Blick auf eine Weltbischofssynode für das Amazonasgebiet, die Papst Franziskus im Oktober 2019 einberufen will. Denn angesichts der Lage der Seelsorge in der Urwaldregion macht sich der aus Österreich stammende emeritierte Amazonasbischof Erwin Kräutler seit Jahren dafür stark, priesterliche Aufgaben nicht an die Bedingung der Ehelosigkeit zu knüpfen.

Familie schränkt die Arbeit als Pfarrer nicht ein

Canobbio sagte, Priesterdienst und Familienleben könnten nebeneinander bestehen. «Der Umstand, Frau oder Kinder zu haben, würde die Arbeit in der Pfarrei in keiner Weise einschränken», so der Theologe. So gebe es in Italien bei einer jahrhundertealten albanischen Minderheit auf Sizilien verheiratete katholische Priester.

Der Zölibat sei keine unaufgebbare dogmatische Lehre, betonte Canobbio. Papst Franziskus könne die Bedingung der Ehelosigkeit für Priester ändern, «auch wenn er nicht allein entscheiden, sondern einen kollegialen Prozess anstossen würde».

Klarheit für Priester in versteckten Beziehungen

Die Frage sei dringlich, weil man für zahlreiche Priester mit illegitimen Beziehungen und Kindern «Klarheit schaffen» müsse. Angesichts des aktuellen Priestermangels könne die Weihezulassung für verheiratete Männer auch helfen, in entlegenen Orten die Seelsorge aufrechtzuerhalten. (cic)

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