Für den katholischen Frauenbund ist das Einfrieren von Eizellen «ambivalent»

Bern, 1.11.17 (kath.ch) Die Fortpflanzungsmedizin scheidet die Geister. Das gilt auch für das in der Schweiz erlaubte vorsorgliche Einfrieren von unbefruchteten Eizellen aus nichtmedizinischen Gründen. Der Schweizerische Katholische Frauenbund äussert sich vorsichtig positiv zum sogenannten «Social Egg Freezing». Die für den Lebensschutz engagierte Human Life International hingegen ist strikt dagegen.

Francesca Trento/Regula Pfeifer

Kath.ch hat die beiden Organisationen zu einer Stellungnahme aufgefordert. Dies nachdem die Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK) Empfehlungen im Umgang mit «Social Egg Freezing» herausgegeben hatte.

Darin führte die NEK die medizinischen und sozialen Gründe für und gegen die Anwendung des «Social Egg Freezing» an und zeigte dessen Grenzen auf. Zudem forderte die Kommission die Aufhebung zweier aktueller Bestimmungen. Die auf zehn Jahre beschränkte Aufbewahrungsfrist für Eizellen solle gestrichen werden und die Frauen sollten ihre aufbewahrten, aber nicht benötigten Eizellen spenden dürfen.

Für die Selbstbestimmung der Frauen – oder nicht

Der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) sieht sich in der allgemeinen Einschätzung der neuen Technologie durch den NEK bestätigt. «Wir teilen die ambivalente Haltung der NEK zu ‘Social egg freezing'», schreibt Regula Ott. Als «möglichen Vorteil» sehe der Verband die Stärkung der Selbstbestimmung der Frau bei ihrer Familienplanung. Dies hatte auch der NEK als positives Argument vorgebracht.

Ob diese Selbstbestimmung tatsächlich besteht, stellt die SKF-Leiterin für Bildung, Ethik und Theologie aber in Frage. Der Verband befürchte, die medizinische Möglichkeit der sogenannten Kryokonservierung von Eizellen würde zu gesellschaftlichen Erwartungshaltungen führen. Sie verweist auf die finanziellen Unterstützungs-Angebote von Facebook und Apple an ihre Mitarbeiterinnen, die auf diese Technik zurückgreifen.

Risiken statt Lösungen für Vereinbarkeit

Ott kritisiert weiter, «dass sich Frauen gesundheitlichen Risiken aussetzen, weil wir gesellschaftlich die Vereinbarkeit von bezahlter Arbeit oder Ausbildung und Familie nicht lösen können oder wollen.» Das längerfristige Risiko von «social egg freezing» sei nicht abschätzbar. Es fehlten Studien zu den Langzeitfolgen. Der Verband befürchtet zudem, dass solche technischen Optionen «die notwendigen Debatten um Vereinbarkeit von Beruf und Familie» umgehen könnten.

Der als Abtreibungsgegner bekannte Human Life International (HLI) lehnt demgegenüber das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen auf Vorrat klar ab, wie ihr interimistischer Präsident, Roland Graf, gegenüber kath.ch darlegt. Diese ablehnende Haltung unterstützt die Organisation mit einer Umbenennung des Vorgehens. An die Stelle von «Social Egg Freezing» verwendet sie den Begriff «Lifestyle Egg Freezing». Argumentiert wird mit «nicht zu unterschätzenden Risiken» für die Frau und das ungeborene Kind bei der Eierstockstimulation und dem Einfrieren der Eizelle.

Lebensschützer kritisieren den «Lifestyle»

Auch die Befruchtung der später aufgetauten Eizelle ist für den HLI ein Problem. Die in solchen Fällen übliche Invitro-Fertilisation lehnt die Organisation ab. Damit sei eine Wegwerfmentalität verbunden. Einzig einer medizinisch begründete Kryokonservierung von Eizellen – etwa bei einer krebskranken Person – kann der HLI zustimmen. Dies aber nur für den Fall, dass die spätere Befruchtung «auf natürlichem Weg» erfolgt.

«Lifestyle Egg Freezing» sei «der falsche Ansatz», schreibt Graf zuhanden von kath.ch. Vielmehr sollte die Mentalität jener Arbeitgeber, welche diesen Eingriff unterstützten, hinterfragt werden. Der HLI fordert: «Die Arbeitgeber sollten das Umfeld für die Arbeitnehmer generell familienfreundlicher gestalten.»

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