Grosser «Marsch für das Leben» durch Berlin, individuelles Gebet in der Schweiz

Berlin, 17.9.17 (kath.ch) Rund 7500 Menschen haben nach Angaben der Veranstalter am Samstag beim 13. Berliner «Marsch für das Leben» gegen Abtreibung und aktive Sterbehilfe demonstriert. Demnach waren es ähnlich viele wie im Vorjahr. In der Schweiz rief Weihbischof Marian Eleganti die Gläubigen dazu auf, «erst recht» nun individuell zu beten. Der auf den Bettag geplante «Marsch fürs Läbe» zu den Gedenkstätten von Niklaus von Flüe war von den Behörden nicht bewilligt worden.

Unter den Teilnehmern verschiedener christlicher Konfessionen waren vier katholische Diözesan- und Weihbischöfe: Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie die Weihbischöfe Hubert Berenbrinker (Paderborn), Matthias Heinrich (Berlin) und Florian Wörner (Augsburg). Zudem wirkte der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), Ekkehart Vetter, mit. Evangelische Bischöfe waren wie in den vergangenen Jahren nicht dabei. Veranstalter war der deutsche Bundesverband Lebensrecht, ein Zusammenschluss von 13 Lebensschutzorganisationen.

Ökumenisches Hoffnungzeichen

Beim Abschlussgottesdienst vor dem Reichstagsgebäude würdigte Voderholzer den Marsch als «grosses ökumenisches Hoffnungszeichen». Im Reformationsgedenkjahr sei er ein sichtbarer Beweis für die schon erreichte Einheit unter den Christen. Der Regensburger Bischof rief dazu auf, die im Grundgesetz festgeschriebene Würde jedes Menschen «von seinem ersten Augenblick bis zum letzten Atemzug» zu verteidigen, «egal ob der Mensch den Erwartungen anderer entspricht oder nicht».

Dabei könnten sich die Christen nicht nur auf die «Position ihres Glaubens» stützen, sondern auch auf Erkenntnisse aus dem Naturrecht und der Philosophie, betonte Voderholzer. Er würdigte, dass Menschen mit Behinderungen «noch nie so viel Fürsorge» erhielten wie heute. Bei ungeborenen Kindern gebe es jedoch eine «unbarmherzige und gnadenlose Selektion», so der Bischof. Er verwies darauf, dass neun von zehn Embryonen mit Down-Syndrom abgetrieben würden.

Geflüchtete Menschen mitgemeint

Zugleich mahnte er, beim Schutz des Lebens auch für die Menschen einzutreten, «die sich nach einer lebenswerten Heimat sehnen». Vetter betonte ebenfalls, das Engagement für das Leben sei unteilbar. Es müsse auch verfolgte und geflüchtete Menschen umfassen, so der DEA-Vorsitzende unter dem Applaus seiner Zuhörer.

Zum Auftakt hatte der Berliner Weihbischof Heinrich ein Grusswort von Erzbischof Heiner Koch verlesen. Im Unterschied zu 2016 konnte er wegen eines Kirchentags in Vorpommern nicht teilnehmen. Koch dankte den Teilnehmern des Marsches für ihr Engagement. «Der Einsatz für das Lebensrecht des Menschen in all seinen Entwicklungsphasen ist ein wahrhaft demokratisches Anliegen», betonte er. Er kritisierte, dass das Engagement «für das ungeborene Leben noch immer relativiert und gern in die rechte Ecke gestellt wird, völlig zu Unrecht».

Wie in den vergangenen Jahren wurde der Marsch von Gegendemonstranten durch Sprechgesänge und Trillerpfeifen gestört, die für ein Recht auf Abtreibung eintraten. Sie wurden von Polizisten abgedrängt, als sie zu stören versuchten. Insgesamt waren nach Angaben der Polizei 850 Beamte für den Marsch eingesetzt. Die Polizei schätzte die Anzahl Demonstranten auf Anfrage auf mehrere tausend ein.

In der Schweiz nur individuelle Gebete angesagt

In der Schweiz fand kein offizieller «Marsch fürs Läbe» statt. Ein solcher hätte am eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag (17.September) von St. Niklausen nach Flüeli-Ranft ziehen sollen, mit anschliessendem Gottesdienst vor der Flüeli-Kapelle. Die zuständigen Gemeinden Kerns und Sachseln hatten hierfür keine Bewilligung erteilt und ein Rekurs beim Regierungsrat wurde abgelehnt.

«Jetzt erst recht» fordert Weihbischof Marian Eleganti die Gläubigen in einem Video auf der Webseite auf (siehe unten), für das Anliegen des «Marsches fürs Läbe» zu beten, und zwar individuell, jeder für sich. Es gehe darum, sich für das Recht des ungeborenen Kindes und das Wohl seiner Eltern einzusetzen. Beten sei das stärkste Mittel dafür. Die Organisation hatte im Voraus verschiedene Orte angegeben, an denen am Bettag (17. September) individuell für das Anliegen gebetet werden könne, unter anderem in Flüeli bei Sachseln OW, im Rathaus Weinfelden TG oder im «Prayerhouse» in Zürich.

Der Verein «Marsch fürs Läbe» hat ausserdem am 14. September beschlossen, den zuständigen Gemeinden ein Gesuch für einen «Marsch fürs Läbe» zu den Gedenkstätten von Niklaus von Flüe im kommenden Frühling zu stellen. (kna/rp)

 

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