Jugendsynode: Positiv-Bilanz nach Vorbereitungsseminar im Vatikan

Rom, 16.9.17 (kath.ch) Eine Positiv-Bilanz zum am Freitag im Vatikan zu Ende gegangenen Vorbereitungsseminar auf die Jugendsynode 2018 hat die österreichische Teilnehmerin Sylvia Buhl gezogen: «Man sieht das Bemühen, dass da was in die Gänge kommt», sagte die für die Koordinierungsstelle «Jakob» der Österreichischen Bischofskonferenz tätige 27-Jährige am Samstag im Interview mit «Radio Vatikan». «Allein die Tatsache, dass wir hier sind, ist ein historischer Moment.»

Die Kirche bemühe sich um die Jugend, das gemeinsame Vorbereitungstreffen sieht Buhl als wichtiges Zeichen. Darüber hinaus ergriffen sie und die weiteren 20 jungen Vertreter aus aller Welt die Gelegenheit, im Plenum auch konkrete Forderungen zu platzieren. So regten sie etwa ein jugendliches Papst-Beratergremium ähnlich dem Kardinalsrat an.

Die Antwort des Generalsekretärs der Synode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, während des fünftägigen Seminars ständig anwesend, liess nicht lange auf sich warten: Dies sei ein «sehr ambitionierter Vorschlag», der die Kompetenzen der Synode überschreite.

Junge dauerhaft integrieren

Dennoch sei die Idee damit nicht vom Tisch: Es gehe auch darum, zu überlegen, wie einige junge Leute dauerhaft in Organisationen des Heiligen Stuhls integriert sein könnten, erklärte Baldisseri am Freitag zum Abschluss der Veranstaltung in der Zentrale des Jesuitenordens in Rom. Die Bischofssynode im Oktober 2018 steht unter dem Thema «Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung».

Baldisseri kündigte an, weitere Ideen umzusetzen: So sollen Jugendliche bei der Weltbischofssynode als Gasthörer dabei sein. Zudem will er prüfen, ob im Synodensekretariat ein Jugendteam eingerichtet werden kann, das bei der Erarbeitung des Vorbereitungsdokuments, dem «Instrumentum laboris», mitwirkt. Die jungen Seminarteilnehmer hatten auch angemerkt, dass etwa das Thema «Sexualität» für Jugendliche eine grosse Rolle spiele und daher bei der Synode berücksichtigt werden sollte.

Kardinal am Klavier

Im Tagungssaal sitzt Baldisseri zwar eine Reihe über seinen jugendlichen Vorrednern, doch er spricht nicht von oben herab. In der Kaffeepause mischt sich der agile 76-Jährige unter die etwa 80 Teilnehmer unterschiedlichen Alters – Ordensleute und Priester, Wissenschaftler, Geistliche wie Laien aus allen Kontinenten. Und: Er setzt sich spontan ans Klavier, um wie einige andere Teilnehmer die Kaffeepause musikalisch zu untermalen.

«Wenn wir die von Papst Franziskus vorgegebene Linie zur Reform der Kirche ernsthaft fördern wollen, können und müssen wir mit der Frische der neuen Generationen starten», sagt der Kardinal in seinem Abschlussvortrag. Dass es dazu viele verschiedene Wege gibt und auch die Musik einer sein kann, ist ein Ergebnis des Synodenvorbereitungsseminars in Rom.

Die Bedeutung von Sport, Musik und weiteren Aktivitäten als Ort der Begegnung wurde in Vorträgen mehrfach erwähnt – und von der Praxis überholt: Schon bei der Eröffnung am Montag hatte Baldisseri sich ausführlich mit jungen Teilnehmern unterhalten: Der Kardinal, der klassische Klaviermusik mag, sprach mit dem 16-jährigen italienischen Nachwuchskünstler «Danko» (Samuel Gori) und dem 25-jährigen Studenten Daniel Zaccaro über Musik. Danko hatte zuvor über die Bedeutung der Musik für seinen Glauben gesprochen; Zaccaro darüber, wie er mit Hilfe von Gefängnisseelsorgern seinen Weg zum Glauben und aus dem Knast an die Uni fand.

Die Jugend ernst nehmen

Die Erlebnisse von Mirvat Sayegh, die aus Syrien nach Italien floh, gingen den Zuhörern besonders nahe. Sie selbst stockte bei ihrer Rede immer wieder. Die junge Frau betonte, die Kirche müsse Heimat für alle sein – nicht nur für Jugendliche, auch für Flüchtlinge. «Wenn man viel umzieht, ist die Kirche die einzige Heimat, die bleibt», sagt sie. Den jüngeren Teilnehmern zwischen 16 und 30 Jahre ging es besonders darum, ernst genommen und angehört sowie aktiv einbezogen zu werden. Immer wieder forderten sie, die Kirche und ihre Vertreter müssten das leben, was sie verkünden. Die Schlussbotschaft der jungen Teilnehmer lautet: «Wir sind eine Familie. Lasst uns aufeinander hören und miteinander wachsen.»

Darauf kam auch Baldisseri noch einmal zu sprechen: Ohne aufeinander zu hören, gebe es keinen synodalen Weg – ob im Gespräch oder in der Musik. Passend dazu schenkte er jedem zum Abschied eine CD mit Klavierinterpretationen. Und scherzte, damit wolle er das in der Kaffeepause begonnene improvisierte Konzert gerne fortsetzen.

«Ein bisschen wie an der Uni»

Gegenüber «Radio Vatikan» bestätigte auch Österreich-Teilnehmerin Buhl diesen Ruf nach einem gemeinsamen Weg: Es gehe nicht darum, bloss Forderungen zu stellen, sondern darum, einen «gemeinsamen Weg zu gehen» und voneinander zu lernen. Das Seminar sei ein erster, wichtiger Schritt auf diesem Weg gewesen – der u.a. dadurch deutlich geworden sei, dass die Seminarstruktur bereits nach dem ersten Tag auf Drängen der Jugendlichen verändert wurde: «Am ersten Tag war es doch ein bisschen wie an der Uni, erstmal nur Vorlesungen. Und dann sollte man Fragen stellen an den Vortragenden. Wir haben dann deutlich gemacht, dass wir dachten, dass wir ein bisschen mehr Freiraum haben oder Raum haben, um auch was zu sagen. Und ich muss sagen, im Laufe der Tage hat sich das so verändert, dass wir heute eben eine ganze Stunde bekommen haben, was gar nicht so vorgesehen war.»

Kaum eine Rolle haben während des Seminars laut Buhl die Fragebögen gespielt, mit denen der Vatikan per Online-Befragung Jugendliche eingeladen hat, sich in der Vorbereitung der Synode einzubringen. Kritisch sei etwa von Seiten der Jugendlichen angemerkt worden, dass er sehr lang sei und – heutzutage ein wichtiges Kriterium – per Smartphone nicht gut funktioniere bzw. erreichbar sei. (kap)

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