Über 70 Frauen besuchen das ökumenische Frauenkirchenfest Aargau

Widen AG, 20.8.17 (kath.ch) Jedes Jahr seit 1994 treffen sich Frauen am ökumenischen Frauenkirchenfest Aargau. Dieses Mal haben über 70 Frauen den Weg in die aargauische Gemeinde Widen gefunden, wo am Freitagabend die 22. Ausgabe des Festes stattfand. Es sei ein «sehr reichhaltiger Abend» mit einem Blick zurück und einem Blick nach vorn gewesen, sagte Susanne Andrea Birke vom Vorbereitungsteam auf Anfrage gegenüber kath.ch.

Für den Blick zurück seien die Frauen von der Schauspielerin Barbara Müller-Zwygart auf eine Zeitreise mitgenommen worden, so die katholische Theologin. «Schon beim Apéro mit den Reformationsbrötchen begleitete sie uns als geflohene Ordensschwester Magdalena mit ihrem Heilwissen aus dem Klostergarten.»

Frau von drei Reformatoren verteidigt geflohene Nonne

Beim Gottesdienst mit gemeinsamem Abendmahl habe Müller-Zwygart die Hoffnungen von Magdalena im Jahr 1531 zum Ausdruck gebracht. Und sei schliesslich am Ende des Abends in die Rolle der realen Wibrandis Rosenblatt geschlüpft, die vor Gericht die erfundene kräuterkundige Freundin Magdalena zu verteidigen suchte. Rosenblatt, die von 1504 bis 1564 lebte, war die Frau von drei Reformatoren, darunter Johannes Oekolampad. Die Schauspielerin hat das Stück eigens für den Abend verfasst. «Es ging unter die Haut mitzuerleben, was Frauen damals durchstehen mussten», sagte Birke.

Mit dem Fest habe man auch versucht, das Reformationsjubiläum ökumenisch anzugehen. «Es war uns wichtig, als Frauen verschiedener Konfessionen gemeinsam zu feiern und an die erste noch biblische Reformerin anzuknüpfen». Die Theologin meinte damit die Kananäerin. Diese habe «hartnäckig und schlagfertig» darauf bestanden, dass das Heil allen zuteilwerden müsse, die darum bitten. Sie sei für alle ein Vorbild. «Kirchenreform von Frauen ist nicht einfach eine Frage der Konfession», so Birke.

Lebhafte Tischgespräche

Nach Apéro und Gottesdienst nahmen die Teilnehmerinnen zusammen ein sogenanntes Frauenmahl ein. Serviert wurden Salat und Pasta tricolore; das Dessertbuffet wurde von den Teilnehmerinnen bestückt, berichtete Birke. Zwischen den Gängen hielten die Theologinnen Annica Grimm und Sabine Scheuter Tischreden. Musikalisch begleitet wurde die Mahlzeit von Christine Langford und Irina Döring, die Blöckflöte beziehungsweise Laute spielten.

Birke zeigte sich gegenüber kath.ch erfreut über die «lebhaften» Gespräche, die an den Tischen in Gang gekommen seien. «Dabei wurden sowohl Verbindendes als auch Unterschiede sichtbar, denn auch wenn alle Christinnen sind, gibt es viele Unterschiede.»

Die katholische Theologin gab an, sie habe sich auch gefreut, von der reformierten Theologin Sabine Scheuter zu hören, welch «klares Bekenntnis» die Reformierten Kirchen zur Frauenordination weltweit abgelegt hätten. Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen hatte im Juli beschlossen, dass bis 2024 in allen Mitgliedkirchen die Ordination von Frauen möglich sein soll.

Wenig Frauen unter 30

Dieses Jahr hätten fast nur ältere Frauen an dem Treffen teilgenommen, sagte Birke. «Frauen zwischen 20 und 30 Jahren waren schon immer wenig vertreten.» Auf die Frage, ob es «Nachwuchsprobleme» gebe, meinte die Theologin: «Für mich geht es nicht darum, das Frauenkirchenfest als solches unbedingt weiterzuführen. So lange viele Frauen daran Freude haben, machen wir es gern. Und wenn das nicht mehr der Fall sein sollte, dann darf auch etwas Neues entstehen.» Manche Formen würden weiterleben, andere nicht. «Das ist für mich in Ordnung so.»

Birke erinnerte daran, dass das ökumenische Frauenkirchenfest Aargau zum 22. Mal durchgeführt wurde. Seit 2013 begehe man es mit einem Frauenmahl. Die neue Form sei für sie «stimmig». 2016 wurde laut Birke wegen der Frauensynode in Aargau auf die Durchführung des ökumenischen Frauenkirchenfestes verzichtet. (bal)

 

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