Waadtländer Muslime starten Prozedere für öffentlich-rechtliche Anerkennung

Lausanne, 14.7.17 (kath.ch) Noch in diesem Jahr wollen die Muslime in der Waadt einen Antrag für die öffentlich-rechtliche Anerkennung beim Kanton stellen. Zurzeit würden die notwendigen Dokumente gesammelt, erklärte der Präsident der Vereinigung der muslimischen Gemeinschaften im Kanton Waadt (UVAM), Pascal Gemperli, gegenüber cath.ch

Maurice Page, Georges Scherrer

Dem aus dem Kanton Schaffhausen stammenden Deutschschweizer, der zum Islam konvertierte, ist es gelungen, aus den Muslimen in der Waadt eine Vorzeigegemeinschaft zu machen. «Wir haben beschlossen, vorwärts zu machen und uns als öffentliche Interessengruppe durch den Kanton anerkennen zu lassen. Wir sind daran, die Dokumente zu sammeln und ein Dossier bereit zu stellen.» Dieses soll noch vor Ende Jahr eingereicht werden. Die Anerkennungsprozedur dürfte mehrere Jahre beanspruchen.

Für Pascal Gemperli ist diese Anfrage von hoher symbolischer Bedeutung. Um diese Anerkennung aussprechen zu können, müssen die Behörden in den Moscheen die Finanzen, die Kompetenzen der Imame und weiteres mehr überprüfen. Am Schluss kann der Kanton dann sagen, so Gemperli, dass die Muslime «waadtländisch und kompatibel mit der Demokratie sind». Dies trage zur «Normalisierung» der muslimischen Präsenz in der Schweiz bei.

«Das deutliche Scheitern der Initiative hat unsere Überzeugungen gestärkt.»

Angestrebt wird eine Anerkennung Anerkennung als Institution des öffentlichen Interesses (»reconnaissance d’intérêst public»). Diese würde dazu führen, dass die Muslime bei religiösen oder sozialen Fragestellungen konsultiert werden. Sie könnten sich dann auch an der Spital- und Gefängnisseelsorge beteiligen und würden dafür vom Kanton finanziell unterstützt. Sie seien dann auch angehalten, am interreligiösen Dialog teilzunehmen. Sie könnten aber keine «Steuern» von ihren Mitgliedern einfordern und der Dachverband und die Moscheen müssten sich als «Verein» organisieren, erklärte Gemperli gegenüber kath.ch.

In der Waadt herrscht Ruhe

«Alle Parteien ausser einer in der Waadt haben bereits angekündigt, dass sie keinen Grund sehen zu opponieren, wenn das Dossier stimmt und den Ansprüchen des Gesetztes genügt», erklärt Gemperli. Allein die SVP schert aus. Die Partei hat bereits das Referendum angekündigt.

Der UVAM-Präsident weist darauf hin, dass in der Schweiz die Situation um die Muslime generell ruhig sei. Diese würden gut mit den politischen Behörden und der Polizei zusammenarbeiten. Austausch und Nähe würden zum Dialog führen und verhindern, dass es zu Ausrutschern kommt. Nur auf diese Weise könne das Vertrauen aufgebaut werden.

Scheitern der Initiative hat Überzeugung gestärkt

Die noch bis Ende Jahr von Gemperli geleitete Vereinigung entspricht einem Dachverband. Von den zwanzig Moscheen im Kanton werden 17 Mitglieder der Vereinigung geführt. In der Waadt stellen die 30’000 Muslime fünf Prozent der Bevölkerung dar, was dem Schweizer Durchschnitt entspricht. Nur eine kleine Minderheit praktiziere jedoch.

Die Waadtländer SVP startete eine Initiative gegen den religiösen Fundamentalismus (»Contre l’intégrisme religieux»), scheiterte aber im vergangenen Mai. Das Komitee sammelte 3’000 Unterschriften. Notwendig gewesen wären 12’000 gewesen. Die Vorlage war gegen die Anerkennung der Muslime gerichtet. Das deutliche Scheitern der Initiative «hat unsere Überzeugungen gestärkt», sagte Gemperli gegenüber kath.ch.  (cath.ch/gs)

 

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