In einer neuzeitlich wahrnehmbaren Kirche Freiraum schaffen

18.7.17 (kath.ch) «Wenn wir mit Freude und Überzeugung wirken, hinterlassen wir Spuren», sagt Andrea Allemann. Sie ist als Pastoralassistentin in den Dienst des Bistums Basel getreten. Sie erhielt am 28. Mai die Institutio durch Bischof Felix Gmür. kath.ch stellte Andrea Alemanne drei Fragen.

Was bedeutet Ihnen der Dienst in der Kirche?

Der Dienst in der Kirche ist nicht nur Auftrag und eigene Entscheidung. Am Anfang steht die innere Berufung zur Sendung im Dienst an den Menschen unserer Zeit.

Ich wirke in der Pastoral durch meine Fähigkeiten und Begabungen und in der Liebe zu den Menschen, geprägt durch meine Lebens- und Glaubenserfahrung. Als «Mulieres probates», wie es der Regens nannte, als erprobte Frau, Mutter und Katechetin schöpfe ich aus der reichen Erfahrung ehren- und nebenamtlicher Mitarbeit im dualen System während zwei Jahrzehnten. Dadurch sind mir die kirchlichen Strukturen vertraut.

Als Pastoralassistentin schätze ich den Freiraum für die kreative Gestaltung der pastoralen Bereiche und das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird. Es sind unglaublich vielfältige Herausforderungen, die mir anvertraut werden. Es steht in meiner eigenen Verantwortung, zu einer neuzeitlich wahrnehmbaren Kirche vor Ort beizutragen, der christlichen Gemeinschaft ein Gesicht zu geben und Zeichen zu setzen. Menschen leiten und begleiten gehört zu meinem Auftrag und zu meinen Stärken.

Wenn es gelingt, die Botschaft des Glaubens zeitgemäss-glaubwürdig ins Spiel zu bringen, spüren die Menschen unserer Zeit, dass dieser Glaube im Alltag trägt, in besonderen Situationen und an den Übergängen und Brüchen des Lebens zur Kraftquelle wird.

Ich suche nach Möglichkeiten, um auf die Menschen zuzugehen, statt zu warten, bis sie kommen. Ich bin als Seelsorgerin offen und lasse ich mir «etwas sagen» von dem, was die Mitmenschen bewegt. Es gibt viele Suchende mit einer tiefen Sehnsucht nach «mehr Leben und mehr Sinn», die Halt suchen in neuen und tragenden Ausdrucksformen für ihre Angst, wie auch für ihre Hoffnung oder wenn vertraute Lebensmuster verloren gehen. Mit Achtsamkeit möchte ich die Bedürfnisse wahrnehmen und von der eigenen Hoffnung Zeugnis geben.

Was bedeutet Ihnen die Institutio?

Von Gott berufen und gesegnet – von der Ortskirche verbindlich beauftragt – in diesem Sinn bin ich dankbar für die Beheimatung und die Bindung zum Bistum Basel. Sie gibt mir Halt und stärkt meine Berufung.

Würden Sie für sich weiterreichende Verantwortungsgewährungen, als die Institutio bietet, gut finden oder empfinden Sie sich als Seelsorger erster Klasse?

Die Wertschätzung in den Pfarreien zeigt mir, dass ich als vollamtliche Seelsorgerin ernst genommen und sehr geschätzt werde. Mich an den «Unfertigkeiten» der Kirche zu orientieren, greift für mich zu kurz, es entspricht nicht meiner Grundhaltung. Die Institution wird von Menschen und den Zeichen der Zeit geprägt, sie hat sich verändert und entwickelt sich weit mehr, als wir erkennen.

Es liegt an uns Seelsorgenden, wie Kirche vor Ort und unsere je eigene Funktion wahrgenommen wird. Wenn wir mit Freude und Überzeugung wirken, hinterlassen wir Spuren.

Mehr Mühe macht mir, dass vielen Pfarreiangehörigen nicht bewusst ist, dass wir qualifizierte und motivierte Ansprechpersonen sind in allen Situationen des Lebens. Sie trauen sich nicht, unsere Zeit für ihre Anliegen in Anspruch zu nehmen in der Meinung, Seelsorgende haben andere Prioritäten aufgrund des Personalmangels. Auch, dass sich viele von der Kirche abwenden, weil sie den «Nutzen2 nicht erkennen. (gs)

 

 

 

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