Medien: Ladaria zeigte Missbrauchsfall nicht an

Rom, 3.7.17 (kath.ch) Der neue Leiter der Römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer, hat laut einem Medienbericht in einem Missbrauchsfall nachlässig gehandelt.

Laut der italienischen Tageszeitung «Repubblica» (Montag) wusste der Spanier in seiner früheren Funktion als Sekretär der Glaubenskongregation vom Kindesmissbrauch durch einen italienischen Priester. Er zeigte diesen nicht bei der Staatsanwaltschaft an.

Die Vorgaben der Italienischen Bischofskonferenz von 2014 sind in der Frage der Anzeigepflicht weniger streng als in anderen Ländern. Bei Missbrauch durch Priester gilt in Italien keine automatische Anzeigepflicht gegenüber den Justizbehörden. Mit Blick auf eine Meldung von Verdachtsfällen an staatliche Behörden sprechen die Leitlinien von einer «moralischen Pflicht». Dieser Punkt fehlte in einer ersten Fassung vom Mai 2012, was für Kritik sorgte.

Diskreter Kirchen-Prozess

Dem Geistlichen aus der Stadt Foggia sei im Vatikan diskret der kirchenrechtliche Prozess gemacht worden. An dessen Ende stand die Höchststrafe, also die Entlassung aus dem Priesterstand. In einem lateinischen Schreiben der Glaubenskongregation von 2012, das über die Laisierung des Priesters aufgrund des Missbrauchs informiert, heisst es laut «Repubblica», man solle «soweit möglich dafür zu sorgen, dass der neue Status des laisierten Geistlichen keinen Skandal unter den Gläubigen» verursacht.

Wenn allerdings die Gefahr eines erneuten Missbrauchs bestünde, solle der zuständige Bischof den Fall öffentlich machen. Das Schreiben wurde demnach von Ladaria als Sekretär sowie dem damaligen Leiter der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, unterzeichnet.

Ex-Priester geriet wieder an Jugendliche

Die diskrete Behandlung des Falls durch das vatikanische Kirchengericht sowie das darauffolgende Stillschweigen des zuständigen Bischofs ermöglichten es dem verurteilten Ex-Priester offensichtlich, sich in einer neuen Rolle als Jugend-Fussballtrainer weiteren Minderjährigen sexuell zu nähern. Der Fall sorgte im Januar 2013 in der Region Apulien für erhebliches Aufsehen.

Ladaria übernimmt als neuer Leiter der Glaubenskongregation den Posten von Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Dessen fünfjährige Amtszeit wurde von Papst Franziskus nicht verlängert, wie der Vatikan am Wochenende ohne Angabe von Gründen mitteilte. (cic)

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