Seit 25 Jahren leben Gäste im Kapuzinerkloster Rapperswil mit

Rapperswil SG, 2.7.17 (kath.ch) Das Kapuzinerkloster in Rapperswil feiert dieses Jahr ein Jubiläum: Seit 25 Jahren nimmt die Gemeinschaft Gäste auf, die für eine oder mehrere Wochen mitleben können. Auf der Homepage des Klosters berichten verschiedene Beteiligte vom Projekt, am 3. September lädt das Kloster ausserdem zu einem Ehemaligentreffen ein, wie einer Mitteilung vom 1. Juli zu entnehmen ist.

«Das Klösterli in Rapperswil darf dieses Jahr jubilieren», schreibt Adrian Müller, aktueller Guardian (Vorsteher) des Kapuzinerklosters in Rapperswil, in einem Mail an die Medien. Seit 25 Jahren können Frauen und Männer für die begrenzte Zeit von einer oder mehreren Wochen mit der Gemeinschaft mitleben.

Die Gäste sind vollständig in den Tagesablauf der Gemeinschaft integriert: Sie nehmen an den Gebetszeiten und Gottesdiensten teil, sind vormittags mit Hausarbeiten wie Kochen, Putzen oder Gartenarbeiten beschäftigt, machen bei Bibelaustauschrunden mit und essen mit der Gemeinschaft zusammen im Refektorium (Speisesaal). Selbst das anschliessende Abwaschen wird den Gästen nicht erspart. Wie aus sicherer Quelle zu erfahren war, soll es hier allerdings sehr humorvoll zu- und hergehen. Nachmittags haben die Gäste frei. Ihnen steht ausserdem ein Mitglied der Gemeinschaft für Einzelgespräche zur Verfügung.

«Wiederholungstäter»

Insgesamt können bis zu acht Gäste mitleben, sagt Müller. Diese kommen für mindestens eine Woche als Kurzzeitgast. Für Menschen, die eine längere Auszeit machen möchten, besteht die Möglichkeit, als Langzeitgast von mindestens einem Monat bis zu einem halben Jahr mitzuleben. Die Gäste sind unterschiedlicher Konfession, nicht wenige von ihnen kommen über Jahre hinweg immer wieder. Sie werden im Kloster «Wiederholungstäter» genannt. Im Moment zeige sich allerdings eine Verschiebung vom Mitleben hin zu Spezialangeboten wie Exerzitien, Meditationswochen oder spirituellem Wandern, stellt Adrian Müller fest.

Im Jubiläumsjahr hat die Klostergemeinschaft, die aktuell aus sieben Brüdern, zwei Menzinger Schwestern und vielen Freiwilligen besteht, verschiedene Beteiligte angefragt, einen Erfahrungsbericht zu verfassen. Die Texte von den Gründerbrüdern, Freiwilligen, ehemaligen Gästen und anderen werden seit Februar laufend auf der Website aufgeschaltet.

Als Jugendkloster geplant

«Anfänglich wurde von einem Jugendkloster gesprochen», antwortet Müller auf die Frage, warum sich das Kloster für Gäste geöffnet hat. Detaillierter schildert es Josef Haselbach, damals Guardian in Rapperswil, in seinem Bericht: Die Verantwortlichen kamen laut Haselbach «im Sommer 1991, ‹nach intensiver Beratung› zum Schluss, dass wir ‹ein Jugendkloster als selbständige Institution …. nicht verwirklichen können›. Stattdessen wurde ein neuer Auftrag mit folgenden Vorgaben formuliert: ‹in Rapperswil› – ‹neue Gebetsformen erproben› – ‹Integration in Stadt und Region› durch ‹Entwickeln neuer Formen franziskanischer Präsenz› – und ‹Aufnahme von Gästen›», schreibt Haselbach.

Von Anfang an dachte man bei der Aufnahme von Gästen auch an Frauen. Humorvoll beschreibt der Kapuziner Thomas Morus Huber auf der Website des Klosters, wie die damalige Brüdergemeinschaft diese Idee aufnahm: «Die 14-köpfige Gemeinschaft hatte einen Altersdurchschnitt von etwa 78 Jahren, nicht wenige von ihnen hatten jahrzehntelang in Tansania als Missionare gewirkt.» Eine «unerwartete Pille» hätten sie gleich zu Beginn schlucken müssen, als das Projektteam erklärte, für sie sei nur ein Projekt denkbar, in dem auch Frauen mitleben können. «Die Pille wurde, wie es den Eindruck machte, ohne grössere Mühe geschluckt.» Gemäss Adrian Müller war dies nur für einen einzigen älteren Bruder problematisch – «ein goldiger Bruder!», so Müller. Dieser habe daraufhin ins Kloster Wil (SG) gewechselt.

Menzinger Schwestern

Seit 1998 leben in Rapperswil auch Menzinger Schwestern dauerhaft in der Gemeinschaft mit. «Wir gehörten mit vollem Stimmrecht in allen Hauskapiteln dazu und wurden einbezogen bei allen Informationen», schildert Ruth Walker, die als eine der ersten Schwestern nach Rapperswil kam, in ihrem Bericht die Anfangszeit. «In all den Jahren durften wir ein unkompliziertes Miteinander von Brüdern und Schwestern erleben, nicht immer konfliktfrei, aber offen miteinander im Gespräch.» Dennoch verhehlt sie nicht, dass einiges für die Frauen gewöhnungsbedürftig war: «Wir mussten lernen, über manches hinwegzuschauen, und erfahren, dass Sauberkeit ein relativer Begriff ist», schildert die Menzinger Schwester. (sys)

Hinweis: Ehemaligentreffen am 3. September im Kapuzinerkloster Rapperswil, 9.45 Uhr Festgottesdienst, anschliessend Apéro, öffentliches Mittagessen, Begegnungen. 17.00 Uhr musikalischer Höhepunkt.

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/seit-25-jahren-leben-gaeste-im-kapuzinerkloster-rapperswil-mit/