Tessiner Kapuziner wechseln zur Provinz Lombardei

Luzern, 30.5.17 (kath.ch) Bei den Tessiner Kapuzinern geht dieses Jahr ein Kapitel ihrer Geschichte zu Ende. Nach einer über 40-jährigen Zugehörigkeit zur Schweizer Provinz ihres Ordens wechseln sie «mit grosser Wahrscheinlichkeit» im Herbst dieses Jahres zur italienischen Provinz Lombardei, sagte der Schweizer Provinzial, Agostino Del-Pietro, gegenüber kath.ch. Noch muss der Generalminister der Kapuziner, der Bündner Mauro Jöhri, dem Wechsel offiziell zustimmen.

Barbara Ludwig

Jöhri werde voraussichtlich im September eine neue Kustodie errichten, so Del-Pietro weiter. Diese regionale Organisationseinheit wird der Provinz Lombardei unterstehen. Sie wird von einem Kustos geleitet werden und laut dem Schweizer Provinzial über eine «ziemlich grosse» Selbstständigkeit verfügen.

Name und Sitz noch offen

Einen Namen für die künftige Kustodie gibt es noch nicht. Am 13. Juni treffen sich der Generalminister, die Provinzvorsteher der Schweiz und der Lombardei sowie die betroffenen Tessiner Kapuziner in Bellinzona, um Einzelheiten des Provinzwechsels zu besprechen. Auch der Sitz der neuen Kustodie sei noch offen, so Del-Pietro. Er rechnet damit, dass eine der vier Niederlassungen im Tessin Sitz der regionalen Einheit wird.

Die Provinzkapitel der Schweiz und der Lombardei, die Vollversammlungen der Kapuziner, haben bereits im Juni 2016 beziehungsweise im Februar 2017 den Grundsatzentscheid für einen Wechsel der Provinz abgesegnet. In der Schweiz sei der Entscheid von einer grossen Mehrheit der Ordensbrüder gefällt worden, sagte Del-Pietro. Zuvor sei die Angelegenheit im Tessin diskutiert worden. «Am Kapitel waren sich die Tessiner dann einig, dass sie zu diesem Schritt bereit sind. Die Deutschschweizer und die Romands haben das akzeptiert.» Widerstand habe es keinen gegeben.

Präsenz der Kapuziner im Tessin gewährleisten

Zurzeit leben im Tessin 18 Kapuziner in den vier Niederlassungen Bellinzona, Bigorio, Faido, und Madonna del Sasso oberhalb von Locarno. 2014 wurde das Kapuzinerkloster Lugano aufgehoben. Von der Eingliederung der Tessiner Kapuziner in die Provinz Lombardei erhoffe man sich, «weitere Schliessungen von Niederlassungen verhindern zu können, zumindest für den Moment», sagte Del-Pietro. Man erwarte vor allem eine personelle Unterstützung durch die lombardische Provinz. Diese sei mit 250 Mitbrüdern noch sehr lebendig. Auch der Altersdurchschnitt der Ordensmitglieder sei dort tiefer als in der Schweiz. «Mit der Zugehörigkeit zur Provinz Lombardei kann die Präsenz der Kapuziner im Tessin besser gewährleistet werden, sofern sich italienische Mitbrüder für eine Mitarbeit und das Leben im Tessin entscheiden.»

Zusammenarbeit mit Lombardei existiert bereits

Die Voraussetzungen dafür sind offenbar gut. Denn es existiert bereits seit 2013 eine Zusammenarbeit zwischen dem Tessin und der Lombardei. Gegenwärtig verstärkten vier italienische Mitbrüder die Tessiner Gemeinschaft, so der Provinzial.

Allerdings wies Del-Pietro auf den Umstand hin, dass jeder Kapuziner die Zugehörigkeit zu einer Provinz selber wählen könne. Er hofft, dass auch die Tessiner, wenn es dann so weit ist, vor Ort bleiben wollen. Er, der selber Tessiner ist, werde der neuen Kustodie unmittelbar nach deren Errichtung angehören. Ins Tessin ziehen werde er aber erst nach Ablauf seiner Amtszeit als Provinzial der Schweizer Provinz im Jahre 2019. Zurzeit wohnt Del-Pietro in Luzern.

1973 wurde das Tessin Teil der Schweizer Provinz

Bereits früher bildete der Rückgang von Ordensmitgliedern den Hintergrund für Veränderungen der Provinzstruktur. Die Tessiner Kapuziner gehören seit 1973 zur Schweizer Provinz, die aktuell noch in drei Sprachregionen gegliedert ist. Zuvor bildeten sie die Luganeser Provinz, die den Namen «San Fedele» trug. Grund für die Zusammenlegung mit der Schweizer Provinz sei damals der Rückgang der Mitglieder im Tessin gewesen, sagte Del-Pietro. «Die Anzahl Mitglieder genügte nicht mehr, um eine eigenständige Provinz zu bilden.»


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