«Unverständlich, dass Gott in diesem Kontext nicht erwähnt wurde»

Sarnen, 30.4.17 (kath.ch) Am Staatsakt zum Jubiläum von Niklaus von Flüe in Sarnen waren auch zahlreiche Kirchenvertreter eingeladen. Während Markus Büchel, Bischof von St. Gallen, sich freut, dass Religion spürbar war, ohne dass man darüber sprach, bedauert Luc Humbel, Präsident der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz, dass das Wort Gott in diesem Kontext nicht verwendet wurde.

Sylvia Stam

Besonders beeindruckt sind die Kirchenvertreter von der Würde, mit der dieser Staatsakt gefeiert wurde: «Es ist wunderbar, mit welcher Tiefe das aufgenommen wird», sagt der St. Galler Bischof Markus Büchel, der die Schweizer Bischofskonferenz vertritt, gegenüber kath.ch. Auch Martin Kopp, Generalvikar für die Urschweiz und Vertreter des Bistums Chur, freut sich sehr, dass der Kanton Obwalden «dafür hinsteht und sagt, ‹Bruder Klaus ist der grösste Obwaldner, den wir in der Geschichte kennen. Darum verdient er unsere Aufmerksamkeit und das wollen wir auch in der ganzen Schweiz sichtbar machen.›» Es sei eine grossartige Aussage, dass ein Heiliger hier ein solches Gewicht habe, so Kopp.

Niklaus von Flüe werde an diesem Akt natürlich als Politiker und Staatsmann gefeiert, so Büchel, «aber man spürt durch alles hindurch, dass er aus einer Quelle heraus lebte.» Beide heben auch die Festrede von Literaturprofessor Peter von Matt hervor: «Ich habe noch nie eine so tolle Zusammenfassung dieser Zeit und der Bedeutung von Bruder Klaus darin gehört», schwärmt Kopp von der Rede von Matts. «Das war ein staatsmännisches Wort!»

Die religiöse Komponente thematisieren

Büchel hat beeindruckt, «wie er von den Worten ausgehend die Themen Gehorsam und Frieden eingebracht hat. Ohne dass man über einen religiösen Gedanken spricht, dringt das durch in den einfachen politischen Botschaften von Bruder Klaus.»

Gerade hier hätte sich Luc Humbel, Präsident der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz, mehr Explizitheit gewünscht: «Es ist eine würdige Feier bei wunderbarem Wetter. Ich bedaure allerdings, dass man bei einem Staatsakt, an dem man des Nationalheiligen gedenkt, die religiöse Komponente nicht zu thematisieren getraut.» Konkret bedauert er, dass Bundespräsidentin Doris Leuthard, die sich in ihrem Grusswort zwar auf die Präambel der Bundesverfassung berufen hat, «sich nicht mehr getraut, das Wort Gott in den Mund zu nehmen.» Gott in diesem Kontext nicht zu erwähnen, ist für ihn unverständlich.

Radikalität und Entsagung

Der Nationalheilige ist für alle drei Kirchenvertreter auch heute noch von Bedeutung. Luc Humbel fasziniert «seine Radikalität und das Entsagen aller ‹Gelüste›, um im Geist Klarheit zu finden.»

Martin Kopp hebt den Mystiker hervor, «der durch sein Dasein eine unglaubliche Wirkung hatte, eine formende Wirkung für das Gemeinwesen und für die Geschichte dieses Landes.»

Markus Büchel fuhr schon als Kind mit seiner Familie zur Wallfahrt vom Rheintal in den Ranft. «In einer Bauernfamilie wurde Bruder Klaus als Landesvater verehrt. Daher habe ich eine tiefe Beziehung zu ihm.» Er geht denn auch heute noch «immer wieder ganz gern still für mich allein in den Ranft» wie er gegenüber kath.ch verriet.


«Man glaubte Bruder Klaus, weil man ihm nicht misstrauen konnte»

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