Die Menora – Gemeinsames Symbol von Juden und Christen

Rom, 22.2.17 (kath.ch) Die Menora, der siebenarmige Leuchter, ist das wohl wichtigste Symbol des religiösen Judentums. Sie ist Thema einer Ausstellung, die die Vatikanischen Museen gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Roms von 15. Mai bis 23. Juli durchführen. Mehr als 100 Darstellungen dieser Leuchters aus unterschiedlichsten Epochen sowie begleitende Informationen zur historischen und religiösen Bedeutung sollen präsentiert werden.

Johannes Schidelko

Hält der Vatikan den Siebenarmigen Leuchter, der nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 nach Rom gebracht wurde, in seiner Bibliothek versteckt? Das vermutete zumindest der frühere israelische Religionsminister Schimon Schetreet. Bei einer Audienz im Januar 1996 bat er Johannes Paul II., Nachforschungen über den Verbleib der Menora einzuleiten. Später räumte ein Mitarbeiter des Ministers ein, es habe sich um einen PR-Gag gehandelt. Denn alles spricht dafür, dass der Leuchter samt den übrigen jüdischen Kultgegenständen von den Vandalen bei der Plünderung Roms 455 verschleppt und später verschwunden ist.

Im Staatswappen von Israel

Der Leuchter ist ins Staatswappen Israels aufgenommen. Er ist aber auch ein gemeinsames Symbol von Juden und Christen. Mittelalterliche Leuchter-Darstellungen finden sich in christlichen Domen wie Mailand, Essen bis nach Tallin in Estland. Moderne Versionen sind auf den Bildern von Marc Chagall zu sehen.

Die Spur des Originals selbst verliert sich jedoch im Dunkel der Geschichte. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Leuchter zusammen mit den übrigen Jerusalemer Kultgegenständen beim Triumphzug des siegreichen Feldherrn Titus nach Rom mitgeführt wurde. Eine detailreiche Darstellung davon findet sich im römischen Titus-Bogen am südlichen Ausgang des Forum Romanum.

Wie alle erbeute Raubkunst seien die Schätze zunächst im römischen Friedens-Tempel deponiert worden. Bei einem Brand um das Jahr 190 konnte der Leuchter alten Berichten zufolge gerettet werden. Später aber seien Kunstwerke vom Vandalen-König Geiserich nach Karthago transportiert und dann nach Konstantinopel gelangt – wo sich seine Spuren verlieren. Allerdings gab es Anfang des 19. Jahrhunderts eine grössere Kampagne, die ihn im römischen Tiber-Verlauf suchte.

Papst erbte Beutegut

Nach einer Legende sollen sie unter dem Altar der Lateran-Basilika begraben sein. Das besagt eine grosse Tafel vor der Sakristei. Denn nachdem der Papst im vierten Jahrhundert zum Herrn über Rom wurde, nahm er die Beutegüter aus dem Friedenstempel zu sich in den Lateran, insbesondere die Hauptreliquien seiner Vorgängerreligion. Aufgeführt auf der Tafel wird alles, was in der Darstellung des Titusbogen aus Jerusalem herausgetragen und im Triumphzug nach Rom gebracht wurde: der Schaubrottisch, die Trompeten und eben der Leuchter.

Die erste gemeinsame Ausstellung der Vatikanischen Museen und der jüdischen Gemeinde Rom ist mehr als nur eine kulturelle Veranstaltung. Die Schau, die im Braccio di Carlo Magno an den Kolonnaden des Petersplatzes sowie in Räumen an der Synagoge am Tiberufer zu sehen sein wird, soll auch ein Impuls für den katholisch-jüdischen Dialog sein. (cic)

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