Angelina am Weihnachtsessen im «Rössli»

Zürich, 1.12.16 (kath.ch) Irgendwie hat mich das Ankommen auf der Erde ein bisschen überfordert, muss ich zugeben. Ich hab mich aber gefangen, versprochen. «Alles fresh bei dir?», fragt mich ein Junge mit komischen Haaren auf der Strasse. «Fresh?», frag ich. «Ja, fresh. Alles gudi? Alles paletti, Schwester? Läufts?» Oh je, ich habe keine Ahnung, was der von mir will. «Jaja, alles fresh», sage ich und laufe weiter. Bleib ganz ruhig, Angelina. Alles fresh.

Diese Gruppe dort drüben finde ich ganz sympathisch. Die sind so munter und lachen. Mach mal Beine Angelina, sonst sind sie weg! Vor einem Gebäude mit dem Namen «Zum Rössli» bleiben sie stehen. Zum Glück, sonst hätt’ ich sie verpasst. «Endlich, ich habe einen Bärenhunger!», tönt es. Wieso die wohl auf einen Bären kommen, da steht doch Rössli! Aber diese Sache hat mich gwundrig gemacht. Ich geh mit.

Wir betreten das Lokal. Ein himmlischer Duft nach Essen schlägt mir entgegen. Einer der Männer steht vor die Gruppe hin und sagt: «Nun, bevor wir uns zum Weihnachtsessen setzen, nehmen wir noch einen Apéro.» Es geht da um Weihnachten? Das verstehe ich nicht. Ein zufriedenes Raunen fährt durch die Gruppe. «Auf den Apéro freue ich mich immer am meisten», sagt eine der Frauen. Apéro? Wer ist Apéro? Ah, vielleicht heisst das Rössli so! Ich bin gespannt! Gläser werden eingeschenkt. Wieso stossen die ihre Gläser aneinander? Irgendwie werden die immer heiterer. Wieso nur? Auch lauter. Die brüllen ja fast! Was trinken die da? Ist das ein Lautmacher-Trank?

Ein Mann unterbricht kurz den Lärm. Er scheint der Anführer dieser Bande zu sein. «Meine geschätzten Kollegen, das Jahr verlief grandios! Dieses Weihnachtsessen haben wir uns mit hard work verdient.» Wie bitte? Hard wörk? «Wir haben schwarze Zahlen geschrieben, waren immer dabei an wichtigen Meetings und unsere Deals mit Businesspartnern sind hammermässig gelaufen», meint er zufrieden. Was redet er da? Was für Zahlen? Meeting oder wie war das genau? «So, fertig geredet, lasst es euch schmecken!» Schmecken! Pha, was für ein Wort für ein heiliges Weihnachtsessen.

Das Essen kommt. Ich glaub’s nicht! Die sprechen nicht einmal ein Dankgebet aus! Da wird sofort gemampft, mit vollem Mund gesprochen, gegrunzt. «Mega fein!», sagt eine. «Sehr fein ja, kannst du mir bitte einschenken?» Immer dieses Einschenken. Was denn? So viel trinken die Menschen doch sonst nicht. Und rote Backen haben die auch bekommen.

Wo bleibt eigentlich das Rössli? Vielleicht ist dieses Rössli nicht so komisch wie die hier. «Was für Fleisch ist das?», fragt jemand in die Runde. «Pferdefleisch!», die Antwort. «Ah, köstlich», meint die mit dem Bärenhunger. Köstlich? Oh Gott, sie haben das Rössli getötet! Das wird mir zu viel. Ich muss los.

Nächste Folge: Angelina trifft St. Nikolaus

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