Mit Kochen Grenzen überwinden, Frieden stiften und Gemeinschaften stärken

Zürich, 30.11.16 (kath.ch) Der Schweizer Verein «Cuisine sans frontières» bringt seit über zehn Jahren auf der ganzen Welt die unterschiedlichsten Menschen an einen Tisch – auch in der Schweiz. Frieden geht bei ihren «Küche ohne Grenzen»-Projekten buchstäblich durch den Magen.

Vera Rüttimann

Braten, garen und flambieren für den Sieg – das tun an diesem Abend die Kochteams des Maisons Manesse und der Equipen Hotel Piz Linard in einem festlich angerichteten Saal in der Roten Fabrik in Zürich. Über 150 Gäste wohnen mit dem «Kitchen Battle» einem ungewöhnlichen gastro-kulturellen Anlass bei, an dem zwei Kochteams gegeneinander für einen guten Zweck antreten.

Der gesamte Erlös des «Battle» fliesst in die Projekte von «Cuisine sans frontières». Die Kochzutaten werden von Unternehmen gespendet, die Teams arbeiten unentgeltlich. Einer der Köche in Zürich ist Thomas Polet. Der Luzerner sagt: «Es ist ein Wettbewerb ohne den üblichen Druck. Ziel ist es, dass es den Gästen schmeckt und sie ihr Geld für eine gute Sache ausgeben.»

Ein Koch mit Mission

Adressat ist David Höner, der am «Kitchen-Battle» an einem der Tische sitzt. Für diesen Event, der schon zum achten Mal hier stattfindet, ist er eigens aus Ecuador angereist, wo er mit seiner Frau seit 1994 lebt. Von ihm wurde der gemeinnützige Verein «Cuisine sans frontières» (Csf) mit Sitz in Zürich vor über zehn Jahren gegründet. In der Gastro-Szene ist Höner ein bekanntes Gesicht.

Der Zürcher ist kein normaler Koch. Höner hat schon als Schriftsteller, Catering-Unternehmer und Tangotänzer gearbeitet. «Er ist ein Selfmade-Man, der anpackt, was andere für unmöglich halten», sagt eine Freundin über ihn.

Eine Mahlzeit ist immer mehr als reine Nahrungsaufnahme

Der Gründung von «Cusine sans frontières» ging eine tiefe Erkenntnis David Höners voraus: Nachdem der Vielreisende während des Bürgerkrieges in Kolumbien weilte und dort in einem Dorf die Sprachlosigkeit und Vereinsamung der Menschen untereinander wahrnahm, da es nirgendwo mehr eine Kneipe gab, wuchs in ihm eine Mission: Mit gastronomischen Treffpunkten Orte schaffen, an denen sich Menschen – auch Verfeindete – nach Kriegen oder Katastrophen begegnen und wieder austauschen können.

Für David Höner war eine Mahlzeit schon immer mehr als nur reine Nahrungsaufnahme. Er sagt: «Gemeinsames Essen kann ein starker sozialer Kitt sein. Beginnt der zu bröckeln, ist das oft der Anfang eines Konfliktes.» Frieden geht bei ihm buchstäblich durch den Magen. Die soziale Kompetente, das Rituelle und das Verbindende werden für den Zürcher in der Wahrnehmung oft vernachlässigt – trotz des aktuellen Kochbooms.

Projekte mit nachhaltiger Wirkung

In der Roten Fabrik sind Info-Tafeln ausgestellt, die über die Projekte von «Cuisine sans frontières» informieren. Von Beginn an hat der Verein mit lokalen Fachleuten zusammen gearbeitet. «Die Dorfbewohner sollen lernen, regionale Gerichte zuzubereiten, damit sie später eigene Beizen aufbauen können», sagt David Höner, der Anhänger der Slow-Food-Bewegung ist.

Auf den Tafeln kann man vom ersten Projekt in San José in Kolumbien erfahren, wo David Höner 2006 erstmals zusammen mit lokalen Partnern eine Gemeinschaftsküche für die Verpflegung von Kindern und Alten aufbaute. Das Projekt ist heute selbstragend. David Höner weiss: «Durch unser Projekt wurde der innere Zusammenhalt dieser Gemeinde ungeheuer gestärkt.» Auch die Ernährungssituation der Kinder sei sehr viel besser geworden.

Die schwimmende Küche

Aus den über 160’000 Franken, die der «Kitchen Battle» einbringt, wird ein grosser Teil nach Ecuador fliessen: Seit Mai 2016 ist auf dem Rio Napo das «Csf»-Schiff im Einsatz. Seit in einem der artenreichsten Gebieten der Welt, dem Yasui-Nationalpark, Erdöl gefunden wurde, drohen die Indigenen ihre Lebensgrundlage zu verlieren.

Kirchliche Organisationen sind wichtige Partner

An diesem Punkt setzt das Projekt von «Cuisine sans frontières» an: Erstens, indem die indigenen Einwohner zu Gastgebern ausgebildet werden und zweitens, indem mit regelmässigen festlich-gastronomischen Treffen, die Gemeinschaft zwischen den indigenen Stämmen gefördert wird.

Als Partner vor Ort konnte David Höner die katholische Kirche gewinnen. Zum einen sind das der spanische Kapuziner-Missionar José Miguel Goldaraz, zum anderen die Stiftung Alejandro Labaka. Der 61-Jährige sagt: «Kirchliche Organisationen im Napo-Gebiet sind für uns wichtige Partner – sie sind seit vielen Jahren vor Ort aktiv und haben sehr gute Kontakte zur indigenen Bevölkerung.»

Lesen Sie demnächst: Auch Zürich-Altstetten ist ein Einsatzort von «Cuisine sans frontières»

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