Filmemacher wollen hinausposaunen, dass es in der Kirche auch Frauen gibt

Zürich, 10.12.16 (kath.ch) Drei junge Männer, zwei davon konfessionslos, drehen einen Film über katholische Frauen, die nach Rom pilgern. Unterwegs erfahren sie, «wie Religion eigentlich sein müsste» und entdecken erstaunliche Parallelen zwischen Pilgern und Film-Drehen. Im Gespräch mit kath.ch erzählen Silvan Maximilian Hohl, Nino Burkhart und Ahren Merz vom Film «Habemus Feminas», der das Projekt «Für eine Kirche mit den Frauen» dokumentiert.

Sylvia Stam

Sie laufen weit voraus, bleiben stehen und filmen, bis die ganze Pilgergruppe vorbei ist, packen die schweren Kameras und Mikrophone zusammen und rennen der Gruppe nach, holen sie ein, um das Geschehen von einem neuen Standort aus einzufangen. Sie sind beim Start in St. Gallen dabei, beim Abschluss in Rom und auf ausgewählten Etappen rund um Zillis GR, Chiavenna, Perugia und Assisi. Die Wegstrecke dürften sie dabei etwa dreifach zurückgelegt haben.

Das perfekte Drehbuch

«Das ist das perfekte Drehbuch: Eine Gruppe Frauen läuft von St. Gallen nach Rom, um für mehr Gleichberechtigung von Mann und Frau in der katholischen Kirche einzustehen!», dachte sich Silvan Maximilian Hohl (21), Produzent des Films, derzeit in Ausbildung zum Filmregisseur. Seine Mutter hatte ihm von dem Pilgerprojekt «Für eine Kirche mit den Frauen» erzählt. «Die Gleichberechtigung der Frau in der katholischen Kirche steht zuoberst auf der Liste dessen, was Europäer von der Kirche erwarten», begründet Hohl die Wahl des Themas. «Es brennt den Menschen unter den Nägeln!»

Hohl, aus einem «ökumenischen Elternhaus» stammend, mit langjähriger Ministrantenerfahrung, konnte auch zwei Kollegen überzeugen: Nino Burkhart (22), für Bild und Licht verantwortlich, und Ahren Merz (24), für den Ton zuständig, haben allerdings mit Kirche nichts am Hut. Entsprechend waren sie zuerst etwas überrascht.  «Ich beschäftige mich aber gern mit Menschen», begründet Burkhart seine Zusage im Gespräch mit kath.ch. Merz fügt hinzu: «Ich stürze mich gern in Unbekanntes.»

So müsste Religion sein

Und so liefen sie mit und waren mehr und mehr beeindruckt von dem, was sie unterwegs erlebten: «Ich war überrascht, über die warme Atmosphäre unter den Pilgernden: Gemeinschaft und Liebe zu den anderen wurden spürbar», erzählt Burkhart rückblickend. «So müsste Religion eigentlich sein», meint der Konfessionslose nachdenklich.

«Ich habe mehr Respekt vor dem Christentum bekommen», ergänzt auch Merz.  Alle drei bestätigen, dass sie trotz der beobachtenden Rolle immer mehr Teil des Projekts wurden. «Mit der Zeit kannten wir die Gruppe», so Merz, «wir sind die gleichen Kilometer gelaufen, wir haben mit ihnen gegessen, am selben Ort übernachtet, waren im Zimmer, wenn sie sich umzogen.»

Eine Stunde statt 15 Minuten

Das Drehen des Films wurde für die Filmschaffenden geradezu zu einer Pilgererfahrung: «Wir haben laufend herausgefunden, in welche Richtung es geht», erklärt Burkhart, und meint damit nicht etwa den Weg, sondern die Stossrichtung des Films.

Geplant war ursprünglich ein 15-minütiger Film in TV-Auflösung als Abschluss des Moduls «Dokumentarfilm» am Medieninstitut SAE. In Arbeit ist derzeit ein rund eine Stunde dauernder Film in Kino-Auflösung, für dessen Fertigstellung Hohl sich ein halbes Jahr von der Schule beurlauben liess.

Stativ darf nicht in Petersdom

Neu war auch die Erfahrung, dass das Geschehen durch äussere Umstände beeinflusst wurde. «Als Regisseur eines Spielfilms kann ich vieles bestimmen, nicht so bei einem Dokumentarfilm «, sagt Hohl. Ob sie etwa im Petersdom filmen dürften, war bis zuletzt unklar. Die zwei Monate vorher angefragte Drehbewilligung wurde zwei Tage vor dem Termin abgelehnt. Ein Test am Vortag verlief negativ: Die grosse Kamera und das Stativ durften nicht in den Petersdom.  So musste der Abschlussgottesdienst mit einer kleinen Kamera ohne Stativ gefilmt werden.

Im Film wird zu sehen sein, wie die Pilger laufen und was sie unterwegs erleben, dazu hört man im Off-Text die Gedanken der Kerngruppe. «Wir haben bewusst keine Statements eingeholt», erklärt Burkhart. «Wir wollten begleiten und beobachten, jedoch nicht eingreifen.»

«Schaut her und erzählt»

In einem zweiten Schritt ist die Innensicht der Pilger dazugekommen: Der neunköpfigen Gruppe, die den ganzen Weg von St. Gallen nach Rom gelaufen ist, sowie drei Personen, die das Projekt im Hintergrund begleiteten, wurde das Filmmaterial gezeigt. «Schaut und erzählt, was euch in dem Moment durch Kopf und Herz ging», erklärt Hohl. «Wir haben mit den Pilgern sozusagen eine Art Psychoanalyse gemacht», sagt er schmunzelnd.

Der Titel des Films, «Habemus feminas», spielt auf die Papstwahl an. «Da gibt es jedes Mal ein grosses Medienspektakel, der Ausspruch «Habemus papam» wird in die ganze Welt hinausposaunt», findet Hohl. Es sei kein Propagandafilm für das Frauenpapsttum oder Frauenpriestertum, auch wenn dieses für die drei Männer so selbstverständlich und notwendig ist «wie die Luft zum Atmen.» Der Titel sage lediglich, «dass es in der Kirche auch Frauen gibt. Und das wollen wir durchaus in die Welt hinausposaunen!»

Hinweis: Der Film «Habemus Feminas» erscheint im Frühling 2017. Es wird eine öffentliche Vorführung im Rahmen des Projekts «Für eine Kirche mit den Frauen» geben. Das genaue Datum wird auf der Homepage bekannt gegeben.

Kurzvideo zum Crowdfundig für «Habemus Feminas»:

 

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https://www.kath.ch/newsd/in-die-welt-hinausposaunen-dass-es-in-der-kirche-auch-frauen-gibt/