Zitat: «Säkularität ist ein religiöses Konzept»

Chur, 12.11.16 (kath.ch) «Es gibt ideengeschichtlich eine jüdisch-christliche Prägung der Aufklärung und des Westens. Diese besteht darin, dass das Judentum und das Christentum eine Zweistufigkeit kennen. Zuerst wird die Welt geschaffen. Und sie ist, wie es im ersten Buch der Bibel heisst, «gut». Das bedeutet: Die Natur mit ihren Gesetzen, die Gesellschaft der Menschen und ihre Beziehungen, die Kultur, die Arbeit, die Politik und der Staat – das hat bereits vor jeder Religion Wert und Bestand. Erst in einem zweiten Moment spricht Gott «religiös» in die Welt hinein, durch die Propheten und dann durch Jesus Christus. Dieser anerkennt: Säkularität, Weltlichkeit, ist legitim. Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.»

Martin Grichting, Generalvikar im Bistum Chur, erklärt in seinem Gastbeitrag im «Tages-Anzeiger» (12. November), dass dieser Dualismus erst die Aufklärung und die heutigen säkularen Staaten ermöglicht habe. Er plädiert daher in Zeiten der Globalisierung und der Migrationsströme für den Erhalt dieses zweistufigen Modells. Dazu müssten aber dessen religiöse Wurzeln lebendig bleiben. (sys)

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