Reformationstruck startet Tournee durch Europa in Genf

Genf, 3.11.16 (kath.ch) Der Start der Tour des Reformationstrucks zog Journalisten aus der ganzen Schweiz und darüber hinaus nach Genf. Der Lastwagen beherbergt ein fahrbares Reformationsmuseum, das europaweit an 67 Orten Station macht. Ziel des Trucks ist die Weltausstellung Reformation in der deutschen Lutherstadt Wittenberg. Am Anlass in Genf trat auch Bundesrat Alain Berset auf.

Regula Pfeifer

Der oberste Vertreter des Kantons Genf brachte am Donnerstag die Sache auf den Punkt, weshalb der Reformationstruck ausgerechnet in Genf startet. Die Initianten hätten die Wahl von Genf als Ausgangspunkt für den Reformationstruck mit der «religiösen Tradition, der internationalen Ausstrahlung und der Reputation als Stadt des Friedens und des Humanismus» begründet. Das sagte der Präsident des Genfer Staatsrats François Longchamp an seiner Festansprache zur Einweihung des Trucks auf dem öffentlichen Festplatz der Stadt Genf.

Ohne Reformation sei Genf wahrscheinlich eine Provinzstadt, erklärte der Präsident der Evangelischen Kirchen von Genf, Emmanuel Fuchs, in der vorgängigen Pressekonferenz im Museum der Reformation in Genf. Nur dank der Reformation habe die Stadt ihre «aussergewöhnliche Ausstrahlung».

Genf sei nicht nur eine Heimat der Reformation, sondern auch jene Stadt, in der sich die Kirchen zum Dialog vereinten, sagte Olav Fykse Tveit und wies damit auf jenes Gremium hin, in dem er selbst als Generalsekretär engagiert ist: den Ökumenischen Rat der Kirchen. Er sei stolz darauf, dass diese Ausstellung auf Rädern in Genf beginne. Denn die Stadt habe den Ökumenischen Rat der Kirchen 1939 willkommen geheissen. In Genf würden die Religionen als Potential betrachtet und nicht als Problem, betonte Tveit. Auch andere Organisationen seien hier für Frieden und Versöhnung aktiv, ergänzte Tveit und nannte das Internationale Rote Kreuz und die Vereinten Nationen.

Zeichen für Miteinander in Europa

«Der Europäische Stationenweg ist ein starkes Zeichen für das Miteinander in Europa», erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, in seinem Votum für den Reformationstruck. Denn dieser realisiere, was Europa jetzt brauche und das sei: «Wir müssen über die Grenzen hinwegkommen.» Damit meinte er die Überwindung konfessioneller Grenzen ebenso wie die Öffnung über die eigenen Grenzen hinaus. Letzteres ist laut Bedford insbesondere im Umgang mit Flüchtlingen vonnöten.

Dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) gehe es bei den Reformationsfeierlichkeiten nicht um einen Personenkult, sondern um die Reformation als Bewegung. «Das ist vielleicht typisch eidgenössisch», sagte Gottfried Locher bei seinem Auftritt. Die kulturelle, gesellschaftliche und politische Kraft dieser Bewegung wirkt laut dem Präsidenten des SEK und auch der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) noch immer nach. Die Reformation hätten die Reformierten aber nicht gepachtet, sie sei auch für Anders- und Nichtgläubige bedeutsam. Locher betonte denn auch, der ökumenische Aspekt sei in diesem Jubiläum zentral. «Die Reformatoren von damals wollten nie die Spaltung der Kirche, sondern allein die Erneuerung der bestehenden Kirche.»

Dennoch konnte der oberste Protestant Europas und der Schweiz einen Seitenhieb auf die vor kurzem beendeten Reformationsfeierlichkeiten im schwedischen Lund nicht verkneifen. «An anderen Orten feiert man Feste mit dem Papst. Wir haben etwas richtig Schönes gemacht und den Bundesrat eingeladen», sagte er unter Lachern. Es freue ihn besonders, dass mit Alain Berset ein katholischer Bundesrat die Grussbotschaft der Landesregierung überbringe.

Ohne Glaubensflüchtlinge wäre Schweiz ärmer

Laut Bundesrat Berset ist die Schweiz von zwei Reformationsideen beeinflusst: der Freiheit des Einzelnen und der sozialen Gerechtigkeit. Ohne die Glaubensflüchtlinge, die Hugenotten, wäre die Schweiz kulturell und wirtschaftlich ärmer, führte der Westschweizer in der Festansprache aus. So aber habe die Schweiz früher als andere gelernt, mit Andersgläubigen zusammen zu leben.

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