Franziskus bei ökumenischem Reformationsgedenken

Rom, 24.10.16 (kath.ch) Papst Franziskus’ Schweden-Reise unterscheidet sich von seinen bisherigen Reisen vor allem in einem Punkt: Bei seinem Besuch in Lund und Malmö vom 31. Oktober bis zum 1. November geht es weniger um das Land Schweden, als um das ökumenische Gedenken zum 500. Jahrestag der Reformation.

Stefanie Stahlhofen

In Lund wird das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche erstmals gemeinsam mit ranghohen Vertretern des Protestantismus an die Reformation erinnern. Dass dieses Ereignis Franziskus nach Schweden statt nach Deutschland führt, sorgte bei der Ankündigung der Reise im Januar für Erstaunen, gilt doch Martin Luther als Auslöser der Reformation: Am 31. Oktober 2017 jährt sich der Anschlag seiner 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche zum 500. Mal.

Hoffnung auf Besuch in Deutschland

Nicht wenige hatten gehofft, der Papst würde zu diesem Anlass nach Deutschland reisen, vielleicht nach Eisleben, wo Luther 1483 geboren wurde und 1546 starb, oder an seine Wirkungsstätte Wittenberg.

Doch Franziskus überraschte einmal mehr: Zum gemeinsamen ökumenischen Reformationsgedenken reist er nach Schweden. In ein Land, in dem die grosse Mehrheit der evangelisch-lutherischen Kirche angehört, und die Katholiken weniger als zwei Prozent ausmachen. Warum ausgerechnet Schweden, warum Lund?

Reformationsgedenken ist universal

Weil «das Reformationsgedenken keine allein deutsche Angelegenheit mehr ist, sondern eine universale», sagte der vatikanische Ökumene-Verantwortliche, der Schweizer Kardinal Kurt Koch. Das habe der Lutherische Weltbund (LWB) unterstrichen, der rund 72 Millionen Gläubige repräsentiert. Derzeit gehören der Vereinigung 145 Kirchen in 98 Ländern an. Die südschwedische Stadt Lund wurde ausgewählt, weil dort 1947 der Lutherische Weltbund gegründet wurde.

Am 31. Oktober wird Papst Franziskus deshalb gemeinsam mit dem LWB-Präsidenten, dem jordanischen Bischof Munib Younan, und LWB-Generalsekretär Martin Junge an einem «gemeinsamen ökumenischen Gebet» in der lutherischen Kathedrale von Lund teilnehmen. Koch, und Junge sehen darin einen «Meilenstein», und «Ausdruck der in 50 Jahren des internationalen katholischen-lutherischen Dialogs erzielten Fortschritte», wie sie in einer Anfang Oktober vom LWB veröffentlichten gemeinsamen Erklärung mitteilten.

Nicht nur Feier, auch Busse

Bei dem gemeinsamen Reformationsgedenken unter dem Motto «Vom Konflikt zur Gemeinschaft – Verbunden in Hoffnung» sei unter anderem Busse für das «gewaltige Leid» infolge der «Religionskriege» im 16. und 17. Jahrhundert in Europa geplant. Zudem sollen Papst Franziskus und Bischof Munib Younan eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen.

Damit ist zumindest aus Sicht des Lutherischen Weltbundes auch die Frage einer gemeinsamen Kommunion von Katholiken und Protestanten gemeint. Das Thema solle in Lund auf jeden Fall erörtert werden, so Junge. Er äusserte die Hoffnung, dass das Reformationsgedenken 2017 den Weg zu einem gemeinsamen Abendmahl beider Konfessionen ebnen könnte.

Gegenseitige Erwartungen berechtigt

Die Lutheraner hätten «mit Recht Erwartungen an die Katholiken», die Katholiken aber ebenso an die Lutheraner, sagte Koch dazu. «Was daraus entstehen kann, müssen wir gemeinsam suchen», so der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. (cic)

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