«Nicht mal bellen darf ich hier!»

Freiburg i.Ü., 26.9.16 (kath.ch) Die Franziskaner in Freiburg haben die Renovation ihres Klosters beendet. Gefeiert wurde dies am Sonntag unter anderem mit einer sehr gut besuchten Segensfeier für Haustiere. kath.ch begleitete einen Hund zur Feier und gibt seinen Erlebnisbericht wieder. Die Redaktion hat sich erlaubt, seine Worte nötigenfalls in eine katholisch korrekte Sprache zu übertragen.

Elja / Georges Scherrer

Das ist aber ein tolles Haus! (Gemeint ist die Kirche des renovierten Franziskaner-Klosters in der Altstadt in Freiburg, die Red.) Fedja ist auch da. Die muss ich lautstark begrüssen. Warum hält mir meine Herrin die Schnauze zu. Ist Bellen hier nicht erlaubt?

So, jetzt geht es hinein. Was sind das für riesenhafte Tiere, die durch die Tür gehen? Diese haben schreckliche Hufen. (Gemeint sind zwei Esel, die Red.) Mei, das ist aber ein wunderbares Hundehaus? Wie viele Hunde hat es hier? (Rund fünfzig Hunde, zwei Esel, mehrere Katzen, die Red.) Zu diesen darf ich auch nicht hin. Heute ist einfach alles verboten: bellen, spielen und herumrennen.

Jetzt etwas zu diesem Boden im Haus: Er ist aus Stein und etwas kalt. Aber unter den Bänken hat es Holzplanken. Das ist ein idealer Liegeplatz. Ich werde schlafen. Ich weiss ja gar nicht, warum ich hier bin. Mit dem Schlafen wird aber auch nichts, denn durch die Halle dröhnt Musik. Ich verstehe, dass Berta raus will. Für sie ist es zu laut. So schlimm tönt es (Zwei Trompeten und zwei Posaunen eröffnen die Segensfeier, die Red.) aber nicht. Ich bleibe liegen.

Mäuse in den Kirchbänken

Über mir auf der Bank ist es ruhig. Aber hinter mir ist Betrieb. Da sitzt eine ganze Familie mit Onkel und Tanten und es riecht nach Mäusen. (Es handelt sich um zwei Mäuse in einem Käfig, die Red.) Zu den Mäusen darf ich auch nicht hinauf, um sie zu jagen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als weiterzudösen.

Jetzt ist im Haus Ruhe eingekehrt. Irgendwo über mir höre ich Stimmen aus den Lautsprechern (»Wir wollen heute unsere Haustiere, unsere Liebsten, segnen und Gottes Schutz anvertrauen», heisst es zur Begrüssung der Teilnehmenden an der Segensfeier, die Red.)

Ich glaube, die reden jetzt von Vögeln. (In der Lesung wird eine Episode aus dem Leben des heiligen Franziskus vorgestellt. Auf dem Weg nach Spoleto hielt er an und begrüsste die Vögel, die Red.) Vögel gehen mich nichts an, solange ich sie nicht jagen kann. Vorne bellt Fido. Aber den bringen sie auch sofort zum Schweigen. Ich hätte ihm gern geantwortet. Darf aber nicht.

Der Segen

Jetzt kommt Betrieb in die Bude. Unter den Bänken kommen viele Hunde hervor. Von denen kenne ich einige. Die muss ich begrüssen. Ich muss aber hart an der Leine gehen. Wenigstens schimpft die Herrin nicht. Das ist hier vermutlich auch verboten. Sie zwingt mich brav in der Reihe zu stehen. Aber es geht vorwärts. Vor einem Mann in einem langen, schwarzen Rock (Pater Pascal Marquard, Guardian des Franziskanerklosters Freiburg, die Red.) muss ich stehen bleiben. Er trägt eine weisse Kordel. Mit der kann man sicher spielen. Aber auch das ist verboten.

Neben ihm steht noch ein zweiter Mann in derselben Kleidung (Pater Silvestru Tifan der Franziskaner-Gemeinschaft in Freiburg). Vielleicht darf ich mit seiner Kordel spielen. Auch nicht. «Elja!» Oh, er ruft nach mir. Jetzt gibt es Hundekuchen. Wo hat er diese versteckt? Ich suche sie an seinem Kleid, finde aber nichts. Nun werde ich auch noch bestraft: Statt mir Hundekuchen zu geben, erhalte ich eine Wasserdusche aus einer Kelle. (Der Priester besprengt mit dem Aspergill die Person, in dem Fall das Tier, welcher der Segen erteilt wird und spricht die Worte, wie sie in Mose wiedergegeben  sind, die Red.) Zum guten Glück geht es nun wieder raus. Denn dort ist die grosse Freiheit.

 

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/freiburg-tiersegnung-im-franziskanerkloster-aus-der-sicht-eines-hundes/