Kirchliche Haltung zu «Grüner Wirtschaft» findet keine Zustimmung

Bern, 25.9.16 (kath.ch) Die Initiative «Grüne Wirtschaft» wurde von den Schweizer Stimmberechtigten mit 63,3 Prozent Nein- zu 36,4 Prozent Ja-Stimmen deutlich abgelehnt. Die Nationalkommission «Justitia et Pax» der Schweizer Bischofskonferenz und der ökumenische Verein Kirche und Umwelt «Oeku» hatten sich namens der Kirchen für Annahme der Initiative starkgemacht.

«Für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wirtschaft», so lautet der vollständige Titel der Volksinitiative «Grüne Wirtschaft», die am 25. September von 63,6 Prozent der Stimmberechtigten und in 25 von 26 Kantonen abgelehnt wurde. Aus Sicht der Kirchen hätte die Initiative Unterstützung verdient, wie «Justitia et Pax» und «Oeku» vor der Abstimmung in einer Stellungnahme festgehalten haben.

«Nicht schlecht» aber eben ein Nein

Für Kurt Zaugg, Geschäftsführer von «Oeku», ist das Nein zur Initiative an sich keine Überraschung. Er bezeichnet das Resultat von 36,4 Prozent Ja-Stimmen zwar als «kein schlechtes Ergebnis». Aber es sei eben eine Ablehnung eines Anliegens, für das sich «Oeku» schon seit 30 Jahren einsetze. Der Verein hatte sich lange Zeit für den Gegenvorschlag des Bundesrates eingesetzt, der eine nationale Regelung  in Sachen ökologische Wirtschaft im Gesetz bevorzugt hätte. Dies war aber im eidgenössischen Parlament knapp abgelehnt worden.

Für den Geschäftsführer des ökumenischen Vereins geht mit dem Nein keine Welt unter. Die anfängliche Zustimmung zur Initiative bei den Befragungen im voraus hatten ihn sogar etwas überrascht. «Die Diskussion um Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung wurde damit intensiv geführt. Viele Leute dürften befürchtet haben, dass die Annahme der Initiative Konsequenzen für den Alltag mit sich gebracht hätte. Und das wäre auch so gewesen», sagte Zaugg am Abstimmungssonntag gegenüber kath.ch. Für «Oeku» gehe die Arbeit zum Schutz der Umwelt auf christlicher Grundlage weiter.

Politische Stellungnahmen sind Alltag

Unterzeichnet war die Stellungnahme zur Initiative «Grüne Wirtschaft» auch von der Kommission «Justitia et Pax», die im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz tätig ist. Deren interimistischer Präsident Thomas Wallimann-Sasaki nimmt das Ergebnis ebenfalls mit Ernüchterung zu Kenntnis. Für ihn war es aber von grosser Wichtigkeit, dass die Kommission sich zu dieser Vorlage bereits im voraus geäussert hatte. Für «Justitia et Pax» sei es «Alltag», sich zu politischen Themen zu äussern, wo es dem «Wohl aller» diene.

Die «Oeku» äussert sich laut Kurt Zaugg regelmässig zu politischen Themen, die Fragen ihres Arbeitsgebietes betreffen. «Von uns wurde eine Stellungnahme erwartet», so der Geschäftsführer, der auch entsprechende Rückmeldungen bekommen hat.

Private und Unternehmen gefragt

«Die Bewahrung der Schöpfung ist eine Grundaufgabe aller Christinnen und Christen», hatte es in der Stellungnahme geheissen. Im Postitionspapier hatten «Justitia et Pax» und «Oeku» darauf hingewiesen, dass der Erhalt der natürlichen Ressourcen allein durch freiwillige Massnahmen nicht sichergestellt werden könne. Die Initiative habe versucht, die «Gegenüberstellung von Konsumenten und Wirtschaft» zu überwinden, so die beiden Organisationen.

In der Stellungnahme wurde auch auf das Lehrschreiben «Laudato si» von Papst Franziskus zur Sorge um die Umwelt verwiesen. Darin wird als Folge der Ausbeutung der Natur auf die Ausbeutung der Menschen Bezug genommen, was ein weiteres zentrales Thema der Arbeit von «Justitia et Pax» ist. (ms)

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https://www.kath.ch/newsd/nein-zu-kirchlicher-haltung-bei-abstimmung-ueber-gruene-wirtschaft/