Zehn Jahre Bischof Markus Büchel und kein bisschen müde

St. Gallen, 14.9.16 (kath.ch) Seit zehn Jahren ist Markus Büchel Bischof des Bistums St. Gallen. Am Dienstag lud er zum Medientreffen in die Bischofswohnung ein. Er sprach über seine Aufgaben, Sorgen und Freuden. Und über das, was ein Bischof so macht.

Francesca Trento

«Was ist eigentlich die Aufgabe eines Bischofs?» Mit diesen Worten eröffnete Bischof Markus Büchel seine Ansprache vor den Medienleuten. In Papst Franziskus’ Buch Die Freude des Evangeliums sei dies schön beschrieben: Ein Bischof müsse einerseits vorausgehen und führen, heisst es im Buch. Ebenso müsse er hinterher laufen, um Zurückgebliebene zu stärken. Andererseits müsse der Bischof unbedingt mittendrin sein und den Menschen mit einer «schlichten und barmherzigen Nähe» begegnen. «Genau in dieser Beschreibung finde ich mich in meinem Amt wieder», so Büchel. «Die Worte ‘schlicht und barmherzig’ nehme ich mir zu Herzen.»

Zuweilen werde er gefragt, wie er es in der Kirche aushalte, erzählte der Bischof weiter. Es liefe ja nicht alles rund. Da seien doch all die Skandale, wie Missbrauchsfälle und sowieso: Es gebe so viel Schlechtes auf der Welt – wieso noch kämpfen? Ihn stütze das Wort der Heiligen Mutter Teresa, die über ihren unermüdlichen Einsatz für die Menschen sagte: «Je widerwärtiger unsere Arbeit ist, desto grösser muss unser Glaube sein und desto freudiger unsere Hingabe». Mit Hoffnung, Glaube und Freude sei alles machbar, erklärte Büchel zuversichtlich.

Die Sorgen des Bischofs

Sorgen habe der St. Galler Bischof trotzdem: das Personal. Die theologischen Fakultäten und die Priesterseminare leeren sich, der Nachwuchs bleibe aus. Ebenso die Situation der Klöster: Diese seien eine grosse Herausforderung. «Die Klöster sind überaltert und müssen Stück für Stück aufgelöst werden. Was die Menschen im Kloster für ihre Mitmenschen leisten, fällt erst auf, sobald sie nicht mehr da sind», stellte der St. Galler Bischof fest.

Um das Problem des Priester- und Seelsorgermangels zu lösen, würden bereits Lösungen gesucht, so Büchel. «Wir müssen uns umorientieren», erklärte er. Die Schweiz habe ein System, das auf Ausbildung für alles beruhe. In jeder Gemeinde liegen Fähigkeiten brach. Aufgaben würden an «Profis» delegiert . Diese Fähigkeiten gelte es zu nützen. Solche Talente gebe es – auch ohne Theologiestudium. Er habe schliesslich auch keine Ausbildung zum Bischof gemacht, lacht er.

Die Lockerung des Zölibats wurde beim Gespräch mit den Medienschaffenden diskret behandelt. Der Bischof erklärte, dass eine Veränderung unbedingt nötig sei und meistens spät komme. «Erst Not bringt uns dazu, etwas zu verändern.»

Die Freuden des Bischofs

Worüber freut er sich? Über all die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und die Ehrenamtlichen, die sehr viel Zeit und Energie in die Kirche investierten. «Es ist unglaublich, mit welcher Leidenschaft sie hinter der Kirche stehen. Auch junge Menschen.» Den Grundsatz der Heiligen Mutter Teresa beherzigten auch die Mitarbeitenden. Die seelsorgerische Arbeit könne sehr hart sein, so Bischof Markus Büchel. «Und trotzdem zeigen Umfragen, dass unsere Seelsorgenden in ihrer Aufgabe aufgehen und sie schön finden.»

Ebenso blickte er auf Projekte zurück, die sehr gefruchtet hätten. Er nannte das seit 2010 laufende Projekt «Firmung ab 18» und die Kampagne Auch darum stehe ich zu ihr. Er verwies zudem auf das anstehende Reformationsjubiläum. «Wir feiern nächstes Jahr mit den Reformierten gemeinsam 600 Jahre Bruder Klaus. Dieser lebte noch vor der Reformation, also vor der Trennung der Konfessionen. Er ist ein Stück gemeinsamer Geschichte.» So seien auch die ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit stets eine Freude.

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