75-jähriger Priester in Genf verurteilt

Genf, 2.9.16 (kath.ch) Ein 75-jähriger Priester wurde in Genf am Freitag zu zwanzig Monaten Haft bedingt verurteilt, weil er einen 17-Jährigen sexuell missbrauchte. Der Priester war geständig.

Der Priester habe seine Vertrauensposition in hinterhältiger Weise missbraucht, indem er seinen gefühlsmässigen, intellektuellen und spirituellen Einfluss auf den jungen Mann ausnützte, erklärte die Anklage, der das Gericht folgte. Der Priester muss zudem dem Opfer 10’000 Franken Schmerzensgeld zahlen.

Der Priester war bereits im Ruhestand, half jedoch in mehreren Pfarreien und Heimen bei den Gottesdiensten aus – so auch in Onex GE. Dort lernte er den jungen Mann kennen. Der Priester habe ihn im Sommer 2015 zum Mittagessen in ein Restaurant eingeladen und dann zu sich nach Hause genommen. Dort soll er sich dem jungen Mann mit sexueller Absicht genähert haben. Der 17-Jährige habe sofort Anzeige wegen «sexuellem Missbrauch» erstattet. Der Priester sei am 28. August verhaftet und nach einem Geständnis am 6. November vorläufig wieder auf freien Fuss gesetzt worden. Nach dem Bekanntwerden der Tat wurde der Priester von Bischof Charles Morerod von all seinen Aufgaben entbunden.

Bistum weist Vorwürfe zurück

Das Bistum Lausanne-Genf-Freiburg weist den Vorwurf der Westschweizer Gratiszeitung «20 minutes" von Freitag zurück, die Kirche habe vom Verhalten des schuldigen Priesters gewusst. Der Priester sei aufgrund eines Lecks in der Kirche verhaftet worden. Richtig sei vielmehr, dass das Generalvikariat in Genf Diözesanbischof Charles Morerod über den Fall informierte. Daraufhin habe der Bischof versucht, mit dem Priester Kontakt aufzunehmen. Das sei nicht gelungen, weil dieser sich in Spitalpflege befand. Tags darauf habe der Bischof die Polizei verständigt, heisst es in einer Mitteilung des Bistums von Freitag.

Der Bischof wünschte auch mit dem Opfer zu sprechen. Auf Anraten der staatlichen Behörden habe der Mann seine Zusage zu einem Treffen wieder zurückgenommen. Aus Rücksicht auf das laufende Verfahren habe der Bischof entschieden, erst nach der Urteilsverkündung zur Sache Stellung zu nehmen.

Nach der Urteilsverkündung werde sich auch der Vatikan mit dem Fall befassen, heisst es in der Mitteilung des Bistums weiter. Dieses werde sich an die vom staatlichen Gericht verordneten Massnahmen halten werde. (cath.ch/gs)

Weiterführende Links:

Sexueller Missbrauch: Genfer Priester muss vor Gericht

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

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