Der Erzbischof von Paris mahnt nach Attentat zu Zusammenhalt

Paris, 28.7.16 (kath.ch) Der französische Kardinal Andre Armand Vingt-Trois mahnt nach dem islamistischen Anschlag auf eine katholische Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray zu Zusammenhalt und Besonnenheit. «Die Falle, der wir uns nun ausgesetzt sehen, besteht gerade darin, dass wir aufeinander losgehen und den falschen Gegner ins Visier nehmen», sagte der Erzbischof von Paris der deutschen Tageszeitung «Die Welt» und dem französischen Blatt «Le Figaro» am Donnerstag, 28. Juli.

«Ziel dieser Gewaltakte ist es, den Hass zu schüren und die Gewalt zu banalisieren», hielt Vingt-Trois zum Anschlag am Dienstag fest. Gerade Christen dürften nicht zulassen, «dass der Hass unsere Herzen vergiftet», sagte der Kardinal. Stattdessen sei Besonnenheit gefragt und die Bereitschaft, sich mit den Ursachen des Terrorismus auseinanderzusetzen.

Gibt für die Demokratie

Das gehe über eine rein militärische Konfrontation mit dem «Islamischen Staat» hinaus. Kritik übte Vingt-Trois an der öffentlichen Debatte. «Die Berichterstattung über den Hass in den Medien durch polemische Berichte und Reden vergiftet unsere Art der Demokratie.»

Auf die Frage, was er den Muslimen in Frankreich und andernorts auf der Welt sagen wolle, antwortete der Kardinal: «Lasst nicht zu, dass Extremisten des Kalifats den Gott, an den ihr glaubt, pervertieren. Ihr habt das Recht, sowohl Franzosen als auch Muslime zu sein. Ihr habt das Recht zu glauben, dass Gott kein Monster ist, der sich vom Blut der Ungläubigen ernährt.»

Lückenloser Schutz nicht möglich

Skeptisch äusserte sich der Erzbischof von Paris zu Forderungen nach mehr Sicherheitsmassnahmen für christliche Gotteshäuser. «Wir dürfen unsere Mitbürger nicht glauben lassen, dass ein lückenloser Schutz möglich ist vor dieser Art von Attacken, die sich hier entwickeln.»

Am Dienstag hatten zwei Männer die Kirche in der Nähe von Rouen in der Normandie gestürmt und fünf Menschen, die dort eine Messe feierten, als Geiseln genommen. Sie töteten den 85-jährigen Priester Jacques Hamel, eine weitere Geisel wurde lebensgefährlich verletzt. Die Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) reklamierte die Tat für sich. (kna)

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