«Klosterfrau bleibt man auch in den Ferien»

Stans, 11.8.16 (kath.ch) Seit zwei Jahren lebt Lea Heinzer im Kapuzinerinnenkloster St. Klara in Stans. Von einer Ordensfrau, die im Urlaub campieren geht, hatte sie noch nie gehört. Doch nun macht die 26-jährige Innerschweizerin genau das. Ein Beitrag zur Sommerserie «Katholikinnen und Katholiken erzählen von ihren Ferienplänen».

Barbara Ludwig

Ferien bedeuten immer auch Erholung von Arbeit und Alltag. Wovon möchten Sie sich als Ordensfrau erholen?

Lea Heinzer: (lacht) Ich muss sagen, als ich noch in der Kinderbetreuung tätig war, hatte ich die Erholung nötiger als jetzt, wo ich im Kloster lebe. Aber ein Tapetenwechsel ist auch mal schön. Für mich bedeuten Ferien auch, aus dem Alltag auszusteigen: Die Tage für einmal anders gestalten als nach der strikten Struktur, die unser Leben im Kloster kennzeichnet. Erholung ist möglich, wenn es ganz anders läuft als sonst.

Bevor Sie ins Kloster eintraten, waren Sie während fünf Jahren in einer Kinderkrippe als Betreuerin tätig. Was ist heute – im Kloster – anders bei der Arbeit?

Heinzer: Die Arbeit im Kloster erlebe ich als stressfreier. Klar haben auch wir unsere Arbeitszeiten. Aber die Arbeit wird immer wieder durch die Gebetszeiten unterbrochen. Dies sind Momente, in denen man herunterfahren und wieder zur Ruhe kommen kann.

Die Arbeit im Kloster erlebe ich als stressfreier.

Worin besteht denn Ihre Arbeit?

Heinzer: Ich habe ganz unterschiedliche Aufgaben (lacht). Vorhin habe ich in der Küche Salat gewaschen. Im Sommer jäte ich Unkraut auf den Gräbern verstorbener Mitschwestern. Hausarbeit macht einen Teil meiner Beschäftigung aus. Man muss dafür sorgen, dass das Kloster nicht im Staub versinkt. Gestern war Waschtag, alle zwei Wochen haben wir grosse Wäsche. Einmal jährlich muss die Bibliothek abgestaubt werden. Oder das Fensterputzen steht an. Dann gibt es auch viele kleinere Arbeiten, zum Beispiel im Büro. Etwa ein Mal pro Monat schreibe ich einen Beitrag für meinen Blog. Vergangenen Winter unterrichtete ich zudem Erstklässler in Religion.

Ist es normal, dass man in Ihrem Kloster Ferien machen darf?

Heinzer: Ja. Alle Schwestern haben Anspruch auf jährlich drei Wochen Ferien.

Sie werden fünf Tage auf einem Campingplatz in Hegau in Baden-Württemberg verbringen. Zusammen mit Freundinnen und Ihrer Schwester, die allesamt keine Ordensfrauen sind. Mussten Sie Ihre Ferienpläne von der Vorsteherin des Klosters absegnen lassen?

Heinzer: Ich habe sie gefragt: «Ist das komisch, wenn ich als Ordensfrau auf dem Campingplatz Ferien mache?» Zuvor hatte ich noch nie von einer Ordensfrau gehört, die campieren geht. Es ging nicht darum, um Erlaubnis zu bitten. Vielmehr merke ich ab und zu, dass ich noch nicht weiss, was bei einer Ordensfrau drin liegt und was eher nicht. Deshalb frage ich manchmal nach. Es geht mir also mehr um eine Bestätigung. Was möglich ist, hängt auch von der Ordensgemeinschaft ab. Bestimmt gibt es Gemeinschaften, die den Urlaub strenger handhaben und zum Beispiel vorschreiben, Ferien müssten ausschliesslich in anderen Klöstern verbracht werden. Bei uns ist das nicht der Fall.

Ist das komisch, wenn ich auf dem Campingplatz Ferien mache?

Werden Sie in den Ferien Ihr Ordensgewand tragen?

Heinzer: Nein. Ich werde mich zivil kleiden.

Gibt es bei Ihnen denn gar keine Leitlinien betreffend Urlaub?

Heinzer: In unserer Gemeinschaft gilt, dass wir Ferien im franziskanischen Sinne machen wollen: Bescheiden und einfach. Also nicht mit dem Flugzeug nach Mallorca fliegen und dort am Strand liegen.

Wie wird Ihre Frauengruppe die Ferien in Hegau verbringen?

Heinzer: Wir haben noch keine grossen Pläne. Unser Motto ist: Wir wollen es gemütlich und auch etwas lustig haben miteinander. Das Ziel ist, die Zeit zu geniessen, die wir miteinander verbringen. Bestimmt werden wir auch das eine oder andere unternehmen. Aber das werden wir spontan vor Ort entscheiden.

Das Leben im Kloster ist intensiv vom Gebet geprägt. Werden Sie auch in Ihren Ferien beten?

Heinzer: Klosterfrau bleibt man auch in den Ferien, auf dem Campingplatz oder wo auch immer. Für mich gehört das Gebet dazu. Aber es wird anders sein als daheim. Im Kloster treffen wir uns zu unseren regelmässigen Gebetszeiten. Wir beten nach einer vorgegebenen Struktur. Das werde ich in den Ferien etwas freier handhaben. Auch in der Form: Ich werde mehr beten, indem ich etwas geniesse, indem ich über etwas staune, indem ich innerlich die Verbindung zu Gott pflege – und weniger, indem ich mich in eine Kirche zurückziehe und das Gebetsbuch in die Hand nehme.

Ich werde beten, indem ich etwas geniesse.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an Ihren Urlaub denken?

Heinzer: Auf das Zusammensein mit meinen Freundinnen. Das ist es, was mir am meisten bedeutet. Aber ich freue mich auch auf das Baden. Ich bade sehr gerne.

Apropos Ferienlektüre: Nehmen Sie auch ein paar Bücher mit?

Heinzer: Mindestens eins werde ich mitnehmen, einen Roman. Möglichst spannend und unterhaltsam soll er sein.

Haben Sie einen Lieblingsautor oder eine Lieblingsautorin?

Heinzer: Die Bücher von Jojo Moyes lese ich sehr gerne. Sie schreibt so schön dicke Bücher, Ferienromane eben. Ich bin auch sehr begeistert von Lori Nelson Spielman. Bei ihren Geschichten weiss man nicht schon von Anfang an, wie sie enden. Man wird immer wieder überrascht.

Jojo Moyes schreibt so schön dicke Bücher.

Religiöse Literatur kommt also nicht ins Reisegepäck?

Heinzer: Vielleicht doch. Wenn mir grad ein Buch in die Hände gerät, das ich noch lesen möchte.

Was könnte das sein?

Heinzer: Im Moment interessiere ich mich sehr für die Geschichte von Jesus. Wer war der historische Jesus? Mir sind die biblischen Geschichten vertraut und nun interessiert es mich, was die Bibelforschung dazu sagt.

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/klosterfrau-bleibt-man-auch-in-den-ferien/