Schweigen zum Brexit: SBK-Sprecher weist Vorwürfe gegen Kirche zurück

Freiburg i.Ü., 29.6.16 (kath.ch) Der Theologe Simon Spengler hat Anfang Woche der katholischen Kirche in Europa und in der Schweiz in scharfen Worten vorgeworfen, sich um den Brexit zu foutieren. Es stimme nicht, dass sich die Kirche dazu nicht geäussert habe, wehrt sich nun der Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Walter Müller, auf Anfrage.

Walter Müller verweist am Mittwoch, 29. Juni, gegenüber kath.ch auf ein Statement des Vorsitzenden der EU-Bischofskommission Comece, Kardinal Reinhard Marx. Dieser hatte sich am Montag, 27. Juni, zu Wort gemeldet – vier Tage nach dem Entscheid der Briten, die EU zu verlassen. Die SBK sei als eine Art «zugewandter Ort» jeweils zu den Sitzungen der Kommission eingeladen, sagte Müller weiter.

Kardinal Marx fordert Schutz für die Schwächsten

Marx hatte am Montag die Entscheidung der Briten bedauert. «Die Europäische Union ist ein solidarisches Gemeinschaftsprojekt. Ein bewusster Austritt eines Mitglieds ist deshalb schmerzhaft und hat Konsequenzen für alle», so der Kardinal in einer Medienmitteilung. Die Austrittsverhandlungen verlangten nun von allen Parteien Verantwortung und das rechte Augenmass. Vor allem dürften die Schwächsten weder im Vereinigten Königreich noch in der EU Opfer dieses Prozesses werden.

Die Kirche wolle einen Beitrag zu einer notwendigen Diskussion über die Zukunft Europas leisten, erklärte Marx weiter. Er kündigte an, Comece werde im Oktober 2017 zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge einen Kongress durchführen, um kirchliche Impulse in die Debatte über die Zukunft der EU einzubringen.

Die EU-Bischöfe sind vertreten in der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, kurz Comece.

Kirche hat sich «aus der Realität abgemeldet»

Simon Spengler, Theologe und Bereichsleiter Kommunikation und Kultur bei der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, hatte den Kirchenleitungen vorgeworfen, zum Brexit zu schweigen, und dabei den Stand der Dinge vom 26. Juni berücksichtigt. Der Vorwurf richtete sich sowohl an die Comece und den  Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) mit Sitz in St. Gallen als auch an die nationalen Bischofskonferenzen von Deutschland, Österreich und der Schweiz. «Die Kirchen(leitungen) haben sich aus der Realität abgemeldet. Da kann passieren, was will, man(n) macht keinen Mucks», so Spengler in seinem Kommentar vom 27. Juni auf katholisch-blbs.ch. (bal/kna)

 

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