Bischof Gmür lobt Gassenarbeit für Randständige als Vorbild

Luzern, 25.6.16 (kath.ch) Kirchliche Hilfe in würdevoller und unbürokratischer Art ist mehr denn je gefragt, sagte der Bischof von Basel, Felix Gmür, nach seinem Besuch der Luzerner «Gassenküche». Dort begegnete er am Freitag, 24. Juni, randständigen Menschen, welche die Hilfe der Luzerner Gassenarbeit in Anspruch nehmen.

«Auch in der Schweiz und in Luzern gibt es Menschen, die von Armut betroffen sind. Dazu gehören solche, denen man es nicht ansieht: alleinerziehende Eltern, Working-Poor-Familien, ältere Menschen und Migranten», sagte Gmür gegenüber kath.ch. Bei diesen Personen sei die kirchliche Diakonie mit ihrer würdevollen und unbürokratischen Hilfe mehr denn je gefragt.

Gelebte Nächstenliebe

Die Luzerner Gassenarbeit sei ein solcher Ort. Dort werde Nächstenliebe gelebt. Barmherziges Handeln sei Alltag. Die Kirche vernetze sich zum Wohl des Ganzen. «Ich bin allen Menschen, die sich täglich im Luzerner Verein für Gassenarbeit engagieren, sehr dankbar», äusserte der Bischof.

Die Gassenküche ist etwas sehr Unruhiges, Hektisches. Die Leute müssen sich rasch noch Haschisch besorgen oder sie konsumieren in einer Kontakt- oder Anlaufstelle Heroin oder Kokain. Darum ist viel Stress zu spüren, sagte Franz Zemp, der seit bald einem Jahr neuer Luzerner Gassenseelsorger ist, gegenüber kath.ch. Für diese Menschen sei es darum wichtig, Inseln der Ruhe zu schaffen und einen verbindlichen Kontakt herzustellen, führte Zemp zu seiner Arbeit aus.

Auf schmalem Pfad

Der Luzerner Kirchenrechtler Adrian Loretan dankt in einem soeben erschienen Buch zur Gassenarbeit in Luzern, das er mit drei weiteren Autoren herausgegeben hat, allen Engagierten, welche «die Würde der drogenkranken Personen» durch Tat und Haltung unterstrichen haben. Loretan sprich von «einem schmalen Pfad» der gefunden wurde, um die Würde und Rechte der drogenkranken Personen zu achten.

Die kirchliche Gassenarbeit in Luzern geht auf eine Initiative der katholischen Kirchgemeinde Luzern zurück. Sie wird heute von einem ökumenischen Verein getragen, der 1985 gegründet wurde. Die katholische Luzerner Landeskirche unterstützt die Gassenarbeit und Seelsorge für Randständige mit jährlich gut 50’000 Franken, aus der katholischen Kirche Stadt Luzern fliessen rund 370’000 Franken.

Vier Pfeiler der Gassenarbeit

Teil dieser Gassenarbeit ist die «Gassenküche». Dort erhalten Menschen, die von Problemen wie Sucht und Armut betroffen sind, täglich eine warme Mahlzeit. Gleichzeitig dient die «Gassechuchi» als Ort der Begegnung und des Austausches. Es gibt ein regelmässiges Sportangebot. Wenn nötig erhalten die Menschen in der Küche Beratung und Unterstützung bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. Benutzerinnen und Benutzer der Gassechuchi können im Betrieb einfache Arbeiten gegen Entschädigung übernehmen. Heute werden in der «Chuchi» über 10’000 Mahlzeiten im Jahr ausgegeben.

Die kirchliche Gassenarbeit Luzern umfasst auch ein «Ambulatorium». Für armuts- und suchtbetroffene Menschen sei der Zugang zu medizinischer Behandlung oft erschwert, erklärte der Kommunikationsverantwortliche der Römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Luzern, Dominik Thali, gegenüber kath.ch. Im Ambulatorium erhalten diese Personen das Notwendigste, um ihre Gesundheit zu stabilisieren und zu verbessern.

Zur Gassenarbeit gehören auch das «Paradiesgässli», wo Familien, die von Sucht betroffen sind, Hilfe und Beratung erhalten, und die «aufsuchende Sozialarbeit». In diesem Rahmen berät und begleitet das Team Gassenarbeit Menschen in Krisensituationen, zum Beispiel Suchtkranke, psychisch Kranke und Obdachlose. Das Angebot umfasst unter anderem Beratung und Unterstützung bei administrativen Arbeiten, etwa bei der Arbeits- oder der Wohnungssuche, Budgetberatung und freiwillige Einkommensverwaltung.

Grosses Einzugsgebiet

«Wir sind da für sucht- und armutsbetroffene Menschen aus der gesamten Zentralschweiz», sagt Vereins-Geschäftsleiter Fridolin Wyss. Der Verein Kirchliche Gassenarbeit entstand 1985 auf Anstoss des damaligen Seelsorgers Sepp Riedener.

Die Gassenarbeit ist gemäss Dominik Thali eine von vielen Einrichtungen, bei denen Menschen in einer Krise und in Not Hilfe erhalten, und die von den Kirchen – meist in ökumenischer Zusammenarbeit – mitgetragen werden. Weitere sind etwa die Caritas Luzern, der Verein «elbe» oder die Dargebotene Hand (Telefon 143). Die katholische Landeskirche Luzern unterstützt solche Werke mit jährlich insgesamt rund 600’000 Franken. Sie nehme damit auch Verantwortung gegenüber dem Staat wahr, betont Thali. (gs)

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