Gottfried Locher zur Gotthard-Segnung: «Glückliche Fügung»

Warth TG, 22.6.16 (kath.ch) An der Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) vom 19. bis 21. Juni ging dessen Präsident Gottfried Locher auf die Frage der Legitimation von Repräsentanz ein. Dabei nahm er das Thema der Gotthard-Segnung nochmals auf.

Thema seiner Rede an der Versammlung, die vom 19. bis 21. Juni in der Kartause Ittingen stattfand, war ein Begriff aus der Reformationstheologie, «solus Christus» (Allein Christus). Bei diesem Begriff gehe es um die Frage, «wer wen repräsentieren kann», so Locher in seiner Rede, die kath.ch vorliegt. Aus aktuellem Anlass ging der Ratspräsident in diesem Zusammenhang auch auf die Segnung des Gotthard-Basistunnels ein. Er erinnerte an die «heftige öffentliche Diskussion darüber, ob ein römisch-katholischer Vertreter auch die protestantische Bevölkerung der Schweiz repräsentieren könne.»

Die Antwort auf diese Frage kann laut Locher nur ein «klares Jein» sein. Das Amt binde den Repräsentanten, der ein kirchliches Amt ausübe, an eine besondere Institution. «Das reibt sich mit seinem Selbstverständnis, wo er im Herzen mit tiefer Überzeugung Christ unter Christinnen und Christen ist, Getaufter unter Getauften.»

Pfarrerin und Mönch

Locher bezeichnet die Lösung, die schliesslich durch die Nominierung der reformierten Pfarrerin Simona Rauch, gefunden wurde, als «glückliche Fügung»: «Wir Evangelischen wurden, wie alle Christinnen und Christen, gemeinsam repräsentiert von Pfarrerin Simona Rauch und von Altabt Martin Werlen.» Beide hätten nicht nur ihre jeweilige Konfession repräsentiert, sondern sie hätten «Einheit in Vielfalt» gezeigt und mit einer Stimme gesprochen.

Beide, Pfarrerin und Mönch, hätten somit das Evangelium von Christus bezeugt, so wie die Vertreter des Islam und des Judentums aus ihrem jeweiligen Glauben gesprochen hätten. Die Pfarrerin und der Mönch hätten das repräsentiert, «was heute an geschichtlich gewachsenen Teilen der einen Kirche in der Schweiz existiert.» Christus selbst hingegen – und damit leitete Locher zum Hauptteil seiner Rede über – könne nicht unmittelbar repräsentiert werden. (sys)

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