Flammende Rede des Churer Generalvikars für ein Bistum Zürich

Chur, 26.5.16 (kath.ch) Die Frage nach einer Neueinteilung des Bistums Chur wurde in diesem Jahr in einer breit angelegten Umfrage erhoben. Ein Bistum Urschweiz wurde dabei klar verworfen, ein eigenes Bistum Zürich von zahlreichen Stellen aus befürwortet. Ein sogenanntes Doppelbistum Chur Zürich – ein Bischof mit zwei Sitzen – wurde zwar in der Umfrage breit unterstützt, vom Bischof von Chur aber abgelehnt und soll gar nicht mehr weiterverfolgt werden.

Am Mittwoch, 25. Mai, hat der Generalvikar und Domherr Martin Grichting an der Kirchgemeindeversammlung Chur einen Vortrag über die «Vorgeschichte und weitere Schritte» zu einem möglichen Bistum Zürich gehalten. Daraus geht hervor, dass Grichting ein grosser Verfechter der Idee eines Bistums Zürich ist. Er lehnt, wie sein Vorgesetzter Bischof Vitus Huonder, ein Doppelbistum Chur-Zürich klar ab. Dagegen führt er beispielsweise den seit mehr 1500 Jahren bestehenden Sitz des Bischofs in Chur an, ein «Stein gewordenes Zeugnis des Glaubens» an, das nicht leichtfertig marginalisiert werden dürfe.

Gegen eine Schwächung von Chur

Grichting spricht aber auch die Befürchtung an, dass mit einem  Doppelbistum das «Schwergewicht des Bistums von Chur nach Zürich» verschoben werden würde. Denn es gäbe immer mehr Kräfte, die in einem solchen Fall den Bischofssitz «stückchenweise» von Chur nach Zürich verlegen möchten. Als treibende Kraft hinter dieser «Salamitaktik» bezeichnet der Generalvikar ein anderes Mitglied der Churer Bistumsleitung, den Bischofsvikar Joseph Bonnemain.

Grichting unterstützt deshalb der Idee eines eigenen Bistums Zürich. Diese Variante weiterzuverfolgen ist zur Zeit Aufgabe des Generalvikars für die Kantone Zürich und Glarus, Josef Annen. Dieser soll zusammen mit der katholischen Körperschaft des Kantons Zürich diese Variante diskutieren und mögliche weitere Schritte für ein Projekt Bistum Zürich vorlegen.

Irritation in Zürich

Die durch das Bistum Chur öffentlich gemachte Rede des Generalvikars hat bei der kirchlichen Körperschaft des Kantons Zürich, die ja mit weiteren Abklärungen betraut ist, für Irritation gesorgt. Mit einer offiziellen Antwort aus Zürich kann erst nach der nächsten Sitzung des Synodalrates im Juni gerechnet werden, wie Simon Spengler, Bereichsleiter Kommunikation und Kultur der katholischen Kirche Zürich gegenüber kath.ch erklärte. Überrascht zeigt man sich dort auch, dass die Idee eines Doppelbistums, die von allen befragten kirchlichen Körperschaften und mit der Ausnahme von Graubünden von allen Kantonsregierungen als prüfenswert bezeichnet wurde, gar nicht mehr weiterverfolgt werden soll.

Martin Grichting erwähnt die Unterstützung für ein Doppelbistum in seinem Vortrag auch, aber er sieht dies als Gefahr. Für ihn ist das Wichtigste, dass der Churer Bischofssitz erhalten bleibt. Und wenn Zürich vom heutigen Bistum Chur abgetrennt würde, dann bleibe Chur «nicht nur theoretisch», sondern «auch in Wirklichkeit» Bischofssitz. (ms)

Rede von Generalvikar Martin Grichting im Wortlaut

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