«Faires Lager»: Nachhaltigkeit für Pfadfinder leicht gemacht

Flumserberg, 3.5.16 (kath.ch) Auf dem sonnigen «Sunnäbodä» spielerisch über Nachhaltigkeit reflektieren. Das taten die 15- bis 16-Jährigen Pfadfinder in ihrem «Futura»-Lager auf dem Flumserberg am 29. April. 

Francesca Trento

Die Pfadfinder versammelten sich um Helen Joss, Leiterin des Workshops «Faires-Lager» und Young-Caritas-Mitarbeiterin herum. Das erste Spiel symbolisiere die Ressourcen, erklärte sie den Pfadfindern. Sie legte Kreise aus Schnüren auf den Boden, wobei die Jugendlichen sich nach «eins, zwei, switch» in einer der Kreise stellen sollten. Sie wuselten wie Ameisen hin und her, sprangen in die Kreise als das «Switch» ertönte und merkten erst nach einer Weile, dass Joss, immer wieder einen Kreis entfernte. «Hey, die nimmt uns die Kreise weg!», rief ein Junge. Als nur noch zwei grosse Kreise übrig waren, gab es ein skurriles Bild. Die Pfadfinder hielten sich gegenseitig, einer im Huckepack, die anderen fest umarmt, so dass wirklich alle im Kreis bleiben konnten.

Nach dem Chaos die Solidarität

Joss schloss das Spiel mit einer Nachbesprechung ab. Was das Spiel sollte, wollte sie wissen. Sie liess sie miteinander diskutieren, gab hin und wieder ein paar Inputs und fand vor allem schön, dass mit der grösser werdenden Knappheit Hilfsbereitschaft entstand. «Genau darum ging es in diesem Spiel: Die weniger werdenden Kreise stellen die Ressourcen unserer Welt dar, denen wir Acht geben müssen», erklärte sie. «Es wurde immer chaotischer, je weniger Kreise es hatte», stellte ein Pfadfinder fest. «Aber wir hielten zusammen und halfen uns gegenseitig immer mehr, je weniger Platz wir hatten.»

Fünf unterstützen «Faires Lager»

«Jugendliche auf Nachhaltigkeit zu sensibilisieren ist extrem wichtig», erklärte die Kursleiterin, «In diesem Alter sind sie schon Vorbilder für Jüngere». Der Kurs findet deshalb grosse Unterstützung in Kirche und anderen sozialen Institutionen: Pfadi Luzern, Jungwacht Blauring Luzern, die katholische Kirche Luzern, Fastenopfer und Young Caritas ermöglichen Joss überhaupt, bei solchen Pfadilagern ihren Workshop durchzuführen. «Damit der Kurs nicht so trocken und langweilig ist, sind die verschiedenen Übungen in Spiele und Gruppenarbeiten gepackt», so Joss. Das sei in der Pfadi immer so. «Wir nennen das den Pfadi-Optimismus», so Joss, «Alles, was in den Lagern zu erledigen ist, wird in etwas Spassiges verpackt».

Selber nachdenken erleichtert das Umsetzen

Es gibt drei Nachhaltigkeitsbereiche, heisst es in der Broschüre des Projektes «Faires Lager»: Die ökologische, die ökonomische und die soziale Nachhaltigkeit. In den weiteren drei Übungen des Workshops mussten sich die Jugendlichen darüber Gedanken machen, inwieweit sie im Lager nachhaltiger leben könnten. Ob nun aus ökologischer ökonomischer oder sozialer Sicht.

Als sie in einer Übung über den Nahrungsmitteleinkauf für das Lager sprachen, war der meinten einige Pfadilagerleiter und –leiterinnen, sie müssten wegen ihrem begrenzten Budget auch Budget-Nahrungsmittel einkaufen. «Wir können uns gar keine Bio-Produkte leisten. Ebenso haben wir oft Essensreste», sagte etwa Samira Amos. Das sei jedoch nicht ganz fertig durchdacht, entgegnete Joss. «Der Einkauf für ein Lager kann durch gute Planung nachhaltiger gestaltet werden, ohne das Budget zu sprengen». Wie das gemacht werden könne, mussten die Pfadfinder in den Übungen selber herausfinden. «Nur wenn sie selber nachdenken, werden sie es auch umsetzen. Ihnen einzureden, wie es gemacht werden soll, bringt meistens nichts», erklärte Joss.

Konfitüre selbst gemacht

Und sie kamen auch auf gute Ideen. «Weniger Fleisch essen», »eigene Hühner haben» oder «Konfitüre selber herstellen». «Das sind tolle Vorschläge», freute sich Joss, «die Jugendlichen kamen den Lösungsansätzen des Projektes «Faires Lager» während des Workshops immer näher, trotz ihres jungen Alters». Sonst sei ihr Publikum mit 18 bis 19 Jahren deutlich älter. Der «Futura»-Kurs ist der erste der drei einwöchigen Kurse für Pfadfinder, die Leiter und Leiterinnen werden wollen. Normalerweise führt Joss den Workshop im dritten und letzten, sogenannten «Aufbau»-Kurs durch.

Wichtig ist laut Joss eine gute Planung von Lagern. «Die Lagerleiter sollten sich im Voraus erkundigen, wo regionale Produkte gekauft werden können». So könnten zum Beispiel mit Metzgereien oder Bäckereien nahe dem Lager Bestellungen zu einem fairen Preis ausgehandelt werden.  Die Jüngeren bräuchten zwar noch ein wenig Zeit, um sich den Nachhaltigkeitsgedanken anzueignen. «Trotzdem war es ein erfolgreicher Kurs», freut sich Joss. (ft)

Kirche Schweiz – katholisch, aktuell, relevant

https://www.kath.ch/newsd/faires-lager-nachhaltigkeit-fuer-pfadfinder-leicht-gemacht-fastenopfer-young-caritas-pfadi-luzern/