Jugendliches Theater um die Reformation

Wattwil, 28.4.16 (kath.ch) Mit «Huld und Schuld» dem Reformationsjahr schon jetzt huldigen – das tun die Kantischülerinner und -schüler der Kantonsschule Wattwil im «Dömli» seit gestern Abend. Wie die ehemalige evangelische Kirche Ebnat-Kappel zum Kulturzentrum umgenutzt wurde, so reformierte Zwingli die damalige Schweizer Kirche. Zumindest so ähnlich.

Francesca Trento

Überglücklich tönt die Schauspielerin und Theaterpädagogin Barbara Bucher, wenn sie vom Theaterstück «Huld und Schuld» erzählt. «Es ist ein super Stück, mit unglaublich motivierten Schauspielern, mit dem grossartigen Organisten Wolfgang Sieber und einem Chor, der Freude an unkonventionellem Schaffen hat». Bucher ist Regisseurin des heute startenden Theaterstücks «Huld und Schuld» der Kantonsschule Wattwil, das die Reformation des 16. Jahrhunderts mit dem 21. verbindet. Wie sie Kantischüler und -schülerinnen motiviert hat, für ein kirchliches Thema ihre Freizeit zu opfern, war für sie gleichzeitig das schwerste wie das grossartigste Element des Stücks.

Den Jungen die Reformation nahe gebracht

«Als ich meinen Theaterschülern ihr nächstes Projekt vorstellte, in dem es um die Reformation, die Kirche und einen sogenannten Zwingli geht, waren sie nicht begeistert», meint Bucher verständnisvoll. Deshalb habe sie einen Weg gesucht, um ein solches Thema jedem zugänglich und schmackhaft zu machen. «Dafür haben wir das Theater in vier Ebenen aufgeteilt», sagt die Regisseurin. Die Reformation und das Leben Zwinglis; eine Familie im Jahr 2016 mit Kindern, von denen sich der Sohn in eine integrierte Syrierin verliebt und mit Vorurteilen anderer gegenüber seiner Liebe zu kämpfen hat; seiner Grossmutter, die damals aus konfessionellen Gründen nicht die Liebe ihres Lebens heiraten durfte; und die drei Erzengel. «Michael, Gabriel und Raphael ermöglichen das ›Switchen’ zwischen den 500 Jahren».

Vorurteile als Gemeinsamkeit

Trotz der 500 Jahre, die zwischen den Geschichten Zwinglis, dem verliebten Jungen und der Grossmutter liegen, kristallisiere sich eine unübersehbare Gemeinsamkeit heraus. «Genau diese ermöglicht es, die Reformation verschiedensten Menschen näher zu bringen», so Bucher. Denn wie Zwingli für eine Reformaition kämpfte, sich Feinde und Vorurteile machte, so litt vor nicht allzu langer Zeit eine Generation noch unter den Konfessionsunterschieden. «Heiraten war zwischen Katholiken und Protestanten nicht immer möglich. Man hegte Vorurteile gegen die jeweils andere Konfession und vergass das Wesentliche: den Menschen an sich», meint die Regisseurin. Genauso bestünde auch heute noch diese Kluft zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen. «Der Schweizer Junge, der das syrische Mädchen – Achtung: mit Kopftuch! – heiraten will und nicht einmal von der eigenen Familie unterstützt wird, zeigt dies genau auf», erklärt Bucher. Solche Inhalte hätten die Kantischüler und -schülerinnen motiviert, sich für «Huld und Schuld» ins Zeug zu legen. «Und das wird auch das gemischte Publikum berühren können», ist Bucher überzeugt. (ft)

Am 27. April war Premiere vom Theaterstück «Huld und Schuld» im «Dömli». Es läuft noch bis am 1. Mai. Mehr Infos zu «Huld und Schuld» hier.

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