Muslime verurteilen Anschläge – Generalvikar fordert Gewaltverzicht

Zürich/Chur, 24.3.16 (kath.ch) Islamische Verbände in der Schweiz verurteilen die Terroranschläge von vergangenem Dienstag, 22. März, in Brüssel in aller Form und betonen, dass sich Muslime in der Schweiz für religiösen Frieden und Zusammenleben einsetzen. Der Churer Generalvikar Martin Grichting fordert im «Blick» ein Bekenntnis aller Muslime zum «Gewaltmonopol des Staates».

«Mit tiefer Trauer haben wir von den terroristischen Attentaten in Brüssel erfahren, die Belgien und uns erschüttern», hielt die Föderation islamischer Dachorganisationen in der Schweiz (FIDS) in einer Medienmitteilung noch am Tag der Attentate von Brüssel fest. Auch die Vereinigung islamischer Organisationen in Zürich (VIOZ) verurteilte die Terroranschläge und forderte eine «gerechte Strafe den unmenschlichen Verbrechern». Den Familienangehörigen der Opfer sprechen die Verbände ihr Beileid und den Verletzten Mitgefühl aus.

Für Frieden einstehen

Solche Verbrechen, schreibt die  FIDS, würden die Spannungen in der Gesellschaft stets erhöhen. Die VIOZ führt diesen Gedanken weiter und gibt auf ihrer Internetseite der «Hoffnung für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft» Ausdruck. Auf schwarzem Grund werden dahinter die Namen der Städte aufgelistet, in denen in der vergangenen Zeit Terroranschläge zu beklagen waren. .

Dem Terror halten die Verbände den Aufruf zu Friedensbemühungen entgegen. So schreibt die FIDS, dass sie sich «in Zusammenarbeit mit unseren politischen und religiösen Partnern» für das «gemeinsame Zusammenleben und den religiösen Frieden» einsetzen will.

Gesellschaft muss sich mit Religion befassen

In der Tageszeitung «Blick» hat Martin Grichting, Generalvikar des Bistums Chur, zum Verhältnis Terror und Islam geschrieben, dass «der Terror von Brüssel oder Paris nicht für Islamophobie missbraucht werden» dürfe. Die in unserer Gesellschaft teilweise bestehende Angst vor dem Islam könne aber nicht von solchen Gewalttaten getrennt werden. Grichting gibt zu bedenken, dass solche Terroristen nicht «durchgeknallte Globalisierungsverlierer» seien. Deshalb werde die Gesellschaft nicht darum herumkommen, sich «wieder mit Religion zu befassen».

Der Generalvikar spricht hier das Christentum an, das zwar auch religiös motivierte Gewalt verübt habe, sich dafür aber nicht auf ihren Gründer berufen könne. Anders im Islam, so Grichting, wo Muslime, wenn sie Gewalt anwenden, «dem Gründer ihrer Religion, der zum Töten aufgerufen hat», folgen könnten.

«Gewaltmonopol des Staates» einfordern

Muslime hätten es deshalb schwerer, das seit der Aufklärung in der westlichen Welt geltende «Gewaltmonopol des Staates» anzuerkennen, schreibt der Churer Generalvikar in seinem Beitrag. Und er fordert, dass europäische Staaten von allen Muslimen, die hier leben ein «Bekenntnis zum staatlichen Gewaltmonopol fordern müssen». Wer dies nicht ablegen wolle oder dagegen verstosse, so Grichting, müsse Europa verlassen. (ms)

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