Schule für Handwerker in Bethlehem – Schule fürs Leben

Zürich/Bethlehem, 23.3.16 (kath.ch) Eine grosse Herausforderung in dem nur bedingt anerkannten Staat Palästina ist das Bildungssystem. Verschiedene christliche Organisationen und Hilfswerke bieten hier Unterstützung an. Die technische Schule der Don-Bosco-Salesianer in Bethlehem ist ein solches Projekt, das im Rahmen des Karwochenopfers vom Schweizerischen Heiligland-Verein unterstützt wird.

Martin Spilker

Berufsleute mit handwerklichen und technischen Fähigkeiten sind gefragt in Palästina. Doch mangelt es an Ausbildungsplätzen. Die Gemeinschaft der Salesianer Don Boscos, die weltweit in 77 Ländern tätig ist, führt in den Räumlichkeiten ihres früheren Internats in Bethlehem eine technische Schule.

Perspektiven bieten

Aber es sind nicht die Ordensleute, die dort Feinmechaniker, Elektrofachleute oder Mechatroniker ausbilden. Die Salesianer, sie sind seit 1836 in Bethlehem, lassen Berufsfachleute aus der Region den Unterricht erteilen, sagt Pater Daniel Bassali, Rektor des Zentrums. Die Aufgabe der Ordensleute ist es – ganz im Sinn des Gründers Johannes (Don) Bosco – den jungen Leuten einen Platz zur Verfügung zu stellen, der ihnen neue Perspektiven öffnet.

Denn viele junge Menschen haben nach Abschluss der Schule keine Perspektiven: Weiterbildende Schulen sind teuer, Berufsausbildungen rar; die Jugendarbeitslosigkeit in Palästina ist hoch. In der technischen Schule der Salesianer bezahlen die Schüler 40 Prozent der Unterrichtskosten. Für den Rest kommt der Orden auf.

Offen für alle

Von den gut 150 jungen Leuten, die bei den Salesianern in Bethlehem ausgebildet werden, sind rund 15 Prozent Christen. «Unsere Ausbildungsplätze sind offen für alle», sagt der aus Ägypten stammende Bassali. Dass der grösste Teil der Schüler Muslime sind, spielt bei den Salesianern keine Rolle. Umgekehrt hält der Orden mit seiner Herkunft nicht zurück: In jedem Unterrichtsraum hängt ein Kreuz und ein Bild von Don Bosco. – Noch nie habe es deswegen eine kritische Bemerkung gegeben, weiss Bassali.

Die christliche Basis der Bildungseinrichtung wird auch im Stundenplan deutlich: Nebst der theoretischen, fachlichen und praktischen Ausbildung erhalten die Lernenden jeden Tag einen ethischen Impuls von zehn Minuten. «Wir wollen den jungen Menschen eine gute berufliche Ausbildung ermöglichen, ihnen aber auch eine Grundlage für ein friedliches Zusammenleben auf der Basis des Evangeliums mitgeben», sagt der Salesianer-Pater. So gehe es darum, Werte wie Respekt, Aufrichtigkeit oder Friedfertigkeit zu vermitteln.

Ateliers für eigene Produkte

Die technischen Ausbildungen werden zurzeit ausschliesslich von jungen Männern besucht. Man sei daran, auch Lehrgänge für junge Frauen zu entwickeln, so der Rektor. Geprüft werden zurzeit Kurse für Zeichnen und Wirtschaft.

In den kunsthandwerklichen Ateliers – dem «Artistic Centre» – sind bereits Frauen tätig. Hier werden aus Olivenholz Figuren und Anhänger geschnitzt oder Kreamikarbeiten für den Verkauf hergestellt. Diese Produkte gehen direkt vor Ort in den Verkauf und werden auch exportiert.

Nebst den in Palästina gefragten Ausbildungsplätzen ist die technische Schule in Bethlehem auch Arbeitsplatz für 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und das heisst, so Bassali, «ein Auskommen für 16 Familien in der Gegend». So vermitteln die Salesianer in Bethlehem bis heute, wenn auch unter wechselnden Voraussetzungen, was bereits für Don Bosco Motivation für seine Tätigkeit mit Strassenkindern in Turin im vorletzten Jahrhundert war: Um glücklich zu sein, braucht der Mensch Hoffnung. (ms)

Homepage der Salesianer in Bethlehem (in englisch)

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