Papst unterzeichnet am Samstag Dokument zur Familiensynode

Rom, 14.3.16 (kath.ch) Es hat lang gedauert. Nun ist es soweit: Nach einer weltweiten Umfrage unter Katholiken, zwei Bischofssynoden und einer zweieinhalbjährigen heftigen Debatte äussert sich Papst Franziskus selbst zum Thema Ehe und Familie. Am Samstag, 19. März, unterzeichnet der Papst den Text des sogenannten nachsynodalen Schreibens zur Ordentlichen Bischofssynode über Ehe und Familie im vergangenen Oktober.

Thomas Jansen

Der Termin ist bewusst gewählt: Die katholische Kirche feiert an diesem Tag das Hochfest des heiligen Josefs, des Schutzpatrons der Ehe. Publiziert wird das Schreiben voraussichtlich kurz nach Ostern. Mit Spannung erwarten viele Katholiken vor allem seine Aussagen zum kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen.

Bislang war alles, was im kirchlichen Beratungsprozess über Ehe und Familie gesagt und geschrieben wurde, vorläufig und unverbindlich. Das nachsynodale Schreiben ist jetzt definitiv. Damit äussert sich Franziskus erstmals seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren lehramtlich und damit für alle Katholiken verbindlich zu heiklen Fragen der katholischen Morallehre. Das Schreiben gilt vielen daher auch als Nagelprobe dafür, ob Franziskus in seinem Pontifikat tatsächlich Reformen durchsetzt.

Schreiben lässt in heiklen Fragen Spielraum

Offiziell ist über den Inhalt des Schreibens derzeit noch nichts bekannt. Im Gegensatz zur Umweltenzyklika «Laudato si» im vergangenen Sommer sind diesmal bislang auch in italienischen Medien keine Details durchgesickert. Nur so viel ist aus dem Vatikan von Leuten zu erfahren, die mit dem Text vertraut sind: Das Schreiben lässt offenbar in heiklen Fragen wie dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen einigen Interpretationsspielraum. Insgesamt, so heisst es jedoch, enthalte es keine Überraschungen.

Übersetzer arbeiten im Vatikan unterdessen noch am letzten Schliff der Textfassungen in den verschiedenen Sprachen. Eifrig spekuliert wird unter Beobachtern derweil über die Ghostwriter des Papstes. Der von der Bischofssynode gewählte Synodenrat, der eigentlich Papst bei der Erstellung des Schreibens helfen und beraten soll, hat kein einziges Mal getagt. Franziskus bediente sich offenbar einmal mehr auswärtiger Expertise. Wie stets, wenn es um grössere Dokumente des Papstes geht, fällt vor allem der Name von Erzbischof Victor Manuel Fernandez. Der Rektor der Päpstlichen katholischen Universität von Argentinien gilt als engster theologischer Berater des Papstes.

Papst ist nicht an Abschlussdokument der Bischöfe gebunden

Franziskus muss nicht bis Null anfangen. Ihm lag das Abschlusspapier der Bischofssynode über Ehe und Familie vom vergangenen Oktober vor. Er ist zwar nicht an dieses Dokument nicht gebunden. Aber wie jeder Papst ist er gut beraten, den Willen seiner Bischöfe nicht gänzlich ausser Acht zu lassen. Im Abschlusspapier hatten die Bischöfe sich dafür ausgesprochen, dem Seelsorger im konkreten Einzelfall mehr Spielraum im Umgang mit Gläubigen zu geben, deren Leben nicht der kirchlichen Morallehre entspricht. Im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen legt das Schreiben die letzte Entscheidung in die Hände des Beichtvaters und des Gewissens der Betroffenen. Die deutschsprachigen Synodenteilnehmer hatten die theologische Vorarbeit dazu geleistet.

Die Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion wird im Abschlusspapier der Bischofssynode nicht ausdrücklich thematisiert. Das führte zu unterschiedlichen Auslegungen. Befürworter einer Änderung der kirchlichen Praxis sagten, Argumentation und Geist des Papiers sprächen dafür, dass auch für wiederverheiratete Geschiedene im Einzelfall eine Zulassung zur Kommunion möglich sei. Verteidiger der bisherigen Praxis wandten sich gegen eine solche Schlussfolgerung.

Immerhin: Fingerzeige, wie sich Franziskus positionieren könnte, gibt es viele. Immer wieder betonte er, dass es ihm nicht darum gehe, die katholische Morallehre grundsätzlich zu ändern. Franziskus hat aber wiederholt erkennen lassen, dass er mehr Spielraum für den Seelsorger im konkreten Einzelfall möchte vieles spricht dafür, dass er diese Maxime auch in seinem neuen Schreiben verfolgt. (cic)

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